Kapitel 36

135 11 0
                                    

P.o.V. Keiji

"Ich hab den Schlüssel." Kōtarō kam breit grinsend auf ihn zugelaufen. "Super! Ich Frage besser nicht, wie du daran gekommen bist." Kōtarō zwinkerte. "Besser nicht. Nun folge mir, mein König." Keiji tat, wie ihm geheißen. "Wieso König?" Kōtarō warf einen intensiven Blick über die Schulter. "Ich dachte erst an Gott, aber das war mir dann zu mächtig."
"Gott?"
"Hehe, weil ich dich anbete und vergöttere."
"Oh wow. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich geehrt fühlen soll, oder ob der einfach viel zu flach war."
"Fühl dich geehrt. Das ist angenehmer, als genervt zu sein." Keiji nickte. "Da hast du wohl Recht." Kōtarō deutete auf einen kleinen Schuppen unter einem Baum. "Da ist es." Das Auto stand vor dem Schuppen, ein wundervoller, alter Mazda MX-5. Die Sonne glänzte auf der metallic blau glänzenden Motorhaube und durch das offene Verdeck könnte man die Ledersitze sehen. "Verdammt, der ist echt schön. Es stört mich irgendwie, den gleichen Autogeschmack zu haben wie diese Xioin." "Hehe, ja, geht mir ähnlich. Na komm, nicht, dass sie merkt, das der Schlüssel weg ist." Kōtarō schloss das Auto auf. "Nach dir, Arielle." Er hielt Keiji die Tür auf. Keiji ließ sich auf den braunen Sitz fallen. "Danke." Kōtarō grinste auf ihn hinunter und sprang auf den Fahrersitz. "Dann wollen wir mal." Er drehte den Schlüssel und ließ den Motor an. Laut hallte das Brüllen durch den Wald. "Upsi, der ist auffälliger als gedacht."
"Upsi?"
"Hehe." Die Eule setzte vorsichtig zurück und fuhr dann los. Es holperte wie sonst was, wo es hier doch keine Straße gab und sie direkt auf dem Waldboden fuhren. "Wie hat die Schrulle das hier rein gefahren?" Keijis Stimme hüpfte zusammen mit dem Wagen auf und ab über die Wurzeln. Kōtarō zuckte mit den Schultern. Zumindest dachte Keiji, dass er das tat, genau sehen konnte er es nicht. Ein Schrei klang hinter ihnen zwischen den Bäumen, der dem Meermann eine Gänsehaut über den Körper jagte. Der Schrei hatte nicht sonderlich Menschlich geklungen. Aber auch für eine Eule war der schrille Ruf nicht normal. Das wilde Flügelschlagen hinter ihnen war nur schwer über den Motor zu hören. "Ko, fahr schneller!" Kōtarō sah zurück und dann wieder nach vorne. "Wir haben es gleich geschafft." Das Auto machte einen Satz und der Vogelmann wich gehetzt einem Baum aus. Plötzlich wichen die Bäume einer Wiese. Die Fahrt wurde ruhiger, Keiji konnte eine Straße sehen. Kōtarō bretterte entschlossen darauf zu. Der Meermann drehte sich um. Die Vögel hinter ihnen wurden kurz leiser, dann brachen auch sie zwischen den Bäumen hervor. Es waren viele. Keiji zählte an die zwei Dutzend, aber in dem Gewusel war das schwer zu sagen. Plötzlich wurde er nach hinten gerissen, er krallte sich in die Sitzlehne. Als er wieder nach vorne sah, erblickte er die Straße. Sie hatten es geschafft! Kōtarō gab Gas, die Eulen wurden langsam zu kleinen Punkten in der Ferne. Keiji drehte sich nach vorn. "Wir haben es geschafft, Ko. Wir haben's echt gepackt!"  Kōtarō lachte. "Oh ja, jetzt sind wir frei!"

P.o.V. Kōtarō

Ohne die Verfolger im Rückspiegel war die Fahrt echt entspannt. Die Wärme der Sonne auf der Haut und Keiji neben sich, so ließ es sich wirklich leben. Jetzt fehlte nur noch das Meer. Eigentlich war die Idee gar nicht so schlecht gewesen, zu dem Ferienhaus zu fahren. Immerhin gab  es da Sonne, Sand und Meer. Dieses Jahr war sein Urlaub zu kurz gewesen, aber die Vorstellung, mit Keiji am Strand liegen und Spaziergänge im Sonnenuntergang machen zu können, machte es wieder wett. "Keiji."
"Ja?"
" Können wir auch romantische Sachen machen?"
"Wieso fragst du?" Keiji lachte.
"Weil du doch so Anti-Kitsch bist."
"Hm. An sich können wir das gerne versuchen. Aber ich garantiere nicht, dass ich nicht alles mit einem dummen Spruch ruiniere."
"Das ist okay. Es reicht mir schon, wenn wir es versuchen." Keiji lächelte ihn an. "Okay." Gut. Gut, gut, nein, wunderbar. Grinsend lehnte Kōtarō sich vor und schaltete das Radio ein. Keiji ließ sich zufrieden zurücksinken. Die Felder flogen an ihnen vorbei und die Temperatur, die immer weiter stieg, machte gar nichts. Immerhin hatten sie den Fahrtwind, der ihnen durch die Haare strich. Keiji zappte ein bisschen durch die Sender, so hörten sie mal Countrymusik und dann wieder K-Pop. Es war sehr angenehm. Nur bekam Kōtarō langsam Hunger. "Ich habe Hunger, wollen wir gleich am nächsten Rastplatz halten? Wir könnten uns Kaffee holen und Bagel. An Rastplätzen gibt es immer so geeisten Kaffee, der ist toll. Auch, wenn man ne Weile warten muss, bis man den trinken kann. Zu Beginn ist oben noch eine Eisschicht. Aber wenn man mit einem Strohhalm darin rumstochert geht es." Er warf Keiji einen Blick zu. Der hatte seinen Kopf auf die Hand und den Arm auf die Tür gelegt. Offensichtlich hörte er ihm nicht zu. So ging das nicht! "Du hast ein schönes Profil. Wenn deine Haare nicht in deinem Gesicht hängen, kommen deine Wangenknochen viel mehr raus. Deine Wangenknochen sind hoch, ich mag das." Keine Reaktion, dafür wurde es Kōtarō zunehmend peinlich. Egal, einen kleinen Schritt weiter konnte er noch gehen. "Du hast echt an Muskeln zugelegt in der letzten Zeit. Deine Beinmuskulatur ist echt sexy. Und diese neue Sache mit dem Daddy macht mich total an. Ist irgendwie heiß, wenn du so dominant bist." Gott nein, dass ging nicht mehr. Er konnte nicht länger, das war so unangenehm! Was war das nur für eine blöde Idee gewesen? Keiji hob den Kopf. "Das mit dem Eiskaffee klingt gut."

Complete my World (BokuAka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt