P.o.V. Kōtarō
'Bin spazieren, suche den Bach. Komme zum Mittagessen wieder. Liebe dich mehr.' Kōtarō überflog zum x-ten Mal die Zeilen. Es war zu spät, um noch sagen zu können, dass Keiji noch spazieren war. Zum Mittagessen wieder da. Nein, die Zeit zum Mittagessen war schon vorbei. Kōtarō vergrub sein Gesicht in den Händen. Was tun? Wie ein Irrer loszurennen würde nichts bringen, er würde nur Zeit verlieren. Verdammt! Kōtarō sprang auf. Kaori... Kaori hatte Ahnung. Er rannte aus der Hütte und über den Baum zu Kaoris Häuschen. "Kaori!", brüllte er. "Ja?" Seine Schwester trat aus dem Eingang. "Ich brauche deine Hilfe."
"Bei w-"
"Keiji ist weg. Nicht weg, er... Also er ist... Er wollte spazieren und ist nicht zurück gekommen." Sie nickte. "Wohin wollte er denn?"
"Zum Bach... aber er weiß nicht wo der ist!"
"Dann geh du zum Bach. Ich sage den anderen Bescheid und dann helfen wir suchen." Kōtarō nickte und verwandelte sich. So schnell er konnte flog er über die Bäume, immerzu nach Keiji suchend. Da! Etwas hatte sich bewegt! Doch es war nur ein grauer Fuchs gewesen. Kōtarō bog ab und flog hinüber zu der Schlucht. Gott, warum war Keiji so unbedacht? Wenn er sich nicht verlaufen hatte, dann lag er verletzt in der Höhle eines wilden Tieres, war von Luftwesen entführt oder von einem weiteren Erdwesen zusammengeschlagen worden. Diese Gegend war nicht so sicher, dass man einfach spazieren ging. Alleine. Als verflucht hübscher Meermann. Wut und Sorge vermischten sich zu einem tödlichen Gefühlsmix. Dieser richtete sich auf den Ältestenrat, der ihn so lange hingehalten hatte. Die Worte der alten Schachtel Xioin hallten noch immer in seinem Kopf wieder. 'Ein Meermann hat hier nichts verloren!' Oh doch, Keiji gehörte in dieses Dorf. Wie glücklich und befreit er aussah, wenn er durch die Bäume kletterte oder versuchte Volleyball zu lernen. 'Das bringt nur Unglück. Merkt euch meine Worte, der bringt uns Unglück.' Bei dieser Aussage war Kōtarō ganz komisch geworden. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er lachen oder schreien sollte. 'Entweder dieser Fisch verschwindet, oder ich sorge dafür, dass ihr beide verbannt werdet. Jawohl, ab ins Exil mit dem Gesocks!' Dass man mit so viel Enthusiasmus das Leben von unschuldigen Wesen ruinieren konnte, das widerte Kōtarō an. Immerhin stand der Älteste hinter ihm. Was ihm nicht viel weiterbrachte, wo auch dieser sich an die Entscheidungen des Rates halten musste. Viele der Mitglieder hatten Zweifel an den Ansichten Xioins, er hatte es in ihren Augen gesehen. Doch die Alte hatte Geld und Macht, und wer sich gegen sie stellte, der würde als nächstes verbannt. Die ganzen alten Eulen, in die alle so viel Vertrauen steckten, so korrupt. Schmeiß Keiji raus oder ihr seid beide verbannt. Wow. Rosige Aussichten. Etwas schlug auf Kōtarōs Rücken. Erschrocken sah er auf und stellte fest, dass es zu regnen begonnen hatte. Shit, besser er fand Keiji schnell.P.o.V. Keiji
Regen. REGEN. Wie viel Pech konnte man eigentlich haben? Er hatte den Bach gefunden. Er stand mitten drin. Nur war der Spalt hier so schmal, dass Keijis Füße noch nicht einmal den Boden berührten. Ja, er steckte fest. Und das war höllisch unbequem. Das eisige Wasser des Bachs umspühlte seinen Unterkörper. Der Regen ließ das Wasser hier steigen. Sollte es seinen Hals erreichen, würde er sich verwandeln müssen, um nicht zu ertrinken. Aber dann würde man ihn von oben nicht sehen können. Nicht nur das. Direkt über ihm befand sich ein Damm. Ja, ein Damm. Eine Mauer aus Ästen und Stöcken, die schon sehr, sehr alt schien. Schon jetzt lief an dem Damm das Wasser hinunter, sprühte durch die kleinen Lücken im Geflecht. Keiji hatte keine Ahnung, wie der so lange gehalten hatte, aber wenn es so weiter regnete, würde diese Mauer brechen und ihn mit Wasser, Holzstücken und Schlamm überspühlen. Selbst wenn er sich im richtigen Moment verwandelte, wusste er nicht, wie gut seine Kiemen das Wasser filtern könnten. Er war ein Meermann, kein Flussmann. Die gestrigen Ereignisse hatten gezeigt, dass es möglich war, aber dieses Wasser war dazu schlammig. Und was, wenn er einen der Äste gegen den Kopf bekäme und ausgenockt würde? Wer wusste schon, wie hoch das Wasser noch stehen würde, wenn die Lage sich wieder beruhigt hätte? Vielleicht würde er dann elendig ersticken. Keiji, du bist ein Idiot. Wenn du das hier überlebst, wie erklärst du das Kōtarō? Oh Gott, Kōtarō! Er machte sich vermutlich wahnsinnige Sorgen. Wenn er hier sterben würde, dann wäre Ko am Boden zerstört. Er musste überleben, ganz egal wie! Donner grollte in der Ferne. Ein Gewitter?! Och nö. Musste das jetzt sein? Noch mehr Möglichkeiten zu sterben. Yay. Ersticken, ertrinken, verhungern, verdursten, erfrieren, bei lebendigem Leibe gefressen werden und jetzt auch noch vom Blitz erschlagen. Selber Schuld. Wärst du bei uns geblieben, wäre nichts davon passiert, erklang die Stimme seiner Mutter in seinem Kopf. Halt die Klappe. Aber ich habe doch Recht. Wenn du ihn damals einfach hättest ertrinken lassen, wärst du vielleicht älter als zwanzig geworden. "Halt die Klappe.", zischte Keiji. Du weißt selbst, dass es stimmt. Du wirst hier jämmerlich verrecken und wir können sagen, dass unser Sohn einen tragischen Unfall hatte. "Halt die Klappe.", brüllte Keiji. Ein paar Vögel flatterten erschrocken aus dem Felsvorsprung über ihm. Ein Krächtzen über ihm ließ den Meermann aufblicken. Eine pitschnasse, braune Eule sah auf ihn hinab. Keiji seufzte erleichtert. "Hey, Haruki. Ich bräuchte Hilfe, äh... ich stecke fest." Die Eule gab ein beinahe belustigtes Krächtzen von sich und flog los. Rettung. Keiji begann zu lachen. "Schau Mama, ich habe eine Familie und Freunde die mich lieben und retten. Das kannst du wohl nicht von dir behaupten, was?" Erleichtert lehnte er den Kopf an den Stein. Aufgeregtes Flügelschlagen in der Ferne war zu hören, ein lauter, nervöser Schrei. Kōtarō. "Ich bin h-" Der laute Blitz übertönte ihn. Grell und heiß schlug er ins Wasser, Keiji piepten die Ohren. Und dann brach der Damm und ließ brennendes Holz und eine Sintflut auf ihn herab.
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Complete my World (BokuAka)
FanfictionBokuto x Akaashi - Eine verbotene Liebe... Eine kaputte Welt... Eine dramatische Tragödie... Und mitten drin ganz viel Haikyu und Fantasy! - Vor vielen Jahrhunderten haben sich die Menschen zu Elementarwesen weiterentwickelt, den sogenannten Urvölk...