Kapitel 20

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P.o.V Kōtarō

Nachdem sie bezahlt hatten (mit Tsukishimas Bankkarte, die sich die Eule von seinem Freund "geliehen" hatte) gingen sie zurück zu Sugawara. "Ich gehe noch schnell etwas einkaufen, solange Akaashi sich umzieht.", erklärte er Kōtarō, welcher ihn mit gerunzelter Stirn angesehen hatte, als er, kaum dass die beiden wieder da waren, aus dem Auto sprang. Mit einem knappen Nicken quittierte die Eule dies und half seinem Freund in das Auto. Dieser streifte sich sofort das T-Shirt über den Kopf und die Flipflops von den Füßen. Das Luftwesen versuchte nicht allzu hemmungslos auf den schönen Körper Keijis zu starren. Auch wenn der Meermann viel zu gerne oben ohne herumlief, fiel es Kōtarō schwer, sich daran zu gewöhnen. Nicht, dass es ihn sonderlich störte... er mochte es nur nicht, wie auch jeder andere seinen Partner ansah. "Keiji, warte wenigstens, bis ich die Tür zu hab!" Doch der Schwarzhaarige zuckte nur mit den Schultern. "Mir ist das egal, Wasserwesen tragen keine Oberteile. Also bin ich es gewohnt, wenn man mich Oberkörperfrei sieht." Dem Eulenmann entfuhr ein Seufzen und er drehte sich, um seinem Freund anzusehen. Doch noch bevor er etwas sagen konnte hob Keiji eine Hand. "Warte. Ich glaube, ich weiß, was dieser Blick heißt." Interessiert hob er eine Augenbraue und setzte sich auf den Sitz neben dem Meermann. "Es ist unwichtig ob es mir egal ist, weil es dir nicht egal ist. Du willst nicht, dass irgendjemand mich so sieht. Dich ausgenommen. Hab ich recht?" Kōtarō grinste unwillkürlich. "Hast du." Das Wasserwesen schenkte ihm ein kleines Lächeln und wandte sich der Tüte mit den Anziehsachen zu. "Irgendwie frustriert mich das.", murmelte er. Überrascht blickte der Größere auf. "Was frustriert dich?" Keiji zog ein Shirt aus dem Kleidergewusel. "Dass du noch nicht mal mehr rot wirst, wenn du mir ein Kompliment machst. Das war irgendwie echt süß." Er war was? Der Jüngere sah zur Seite und zog sich das Oberteil über den Kopf. Dennoch sah Kōtarō den Rotschimmer auf seinen Wangen. "Hm. Ich hab mich wohl irgendwie daran gewöhnt. Dafür wirst du aber immer öfter rot, oder?" Demonstrativ sah der Meermann zur Seite. "Stimmt doch gar nicht!" Fuck, das war zu niedlich! Kōtarōs Herz zog sich schmerzhaft zusammen. "Bist du dir da sicher?" Er drehte den Kopf von Keiji in seine Richtung. Erstaunlicher Weise hatte dieser sich völlig unter Kontrolle und lächelte nur siegessicher. "Verdammt, Keiji!" Sein Freund sah ihn mit Unschuldsmine an. "Was?" Kōtarō schüttelte nur den Kopf. "Hör auf so niedlich zu sein, ich bekomme noch einen Herzinfakt wegen dir!" Sofort lief der Kleine rot an. "Du wirst Rot!" In einem letzten verzweifelten Versuch versteckte der Meermann sein Gesicht in seinen Händen und brachte die Eule somit dazu, in lautes Lachen auszubrechen. "Guter Versuch, pfft..." Beleidigt griff Keiji in die Tüte und zog eine Shorts heraus. Kōtarō versuchte sich wieder zu beruhigen. "Warte... du kannst die nicht einfach über die Badehose ziehen! Ich habe dir Unterwäsche gekauft."  

P.o.V. Keiji

Es war eng. Die Hose, das Folterwerkzeug namens Unterwäsche und die Socken. Wozu gab es Socken? Kōtarō hatte ihm gesagt, ohne sie würde er Blasen an den Füßen bekommen. Aber auf die Frage, warum man dann nicht einfach auch die Schuhe wegließ, hatte er wegen eines weiteren Lachkrampfs nicht antworten können. Aber eigentlich war es Keiji sogar ganz recht, wenn der Ältere gute Laune hatte. Mit seinem kleinen Zusammenbruch nach dem Mittagessen hatte er schon befürchtet, er hätte ihnen beiden für den ganzen Tag die Laune verdorben. Aber er hatte seine Eule wohl falsch eingeschätzt, denn Kōtarō schien sich gar nicht den Kopf darüber zu zerbrechen. Sie hatten einen schönen Tag gehabt. Auch Sugawara schien sehr zufrieden. "Hey Suga, woher die gute Laune?", fragte Kōtarō belustigt. Ihm war es also auch aufgefallen. "Ich habe Tofu gekauft!" Interessiert lehnte Keiji sich vor. "Tofu? Was ist das?" Die Krähe hätte sie fast in den Seitengraben gefahren, als er sich so schnell umdrehte, um dem Meermann einen ungläubigen Blick zuzuwerfen. "Du weißt nicht was Tofu ist?"
"Suga, schau auf die Straße!"
Der Meermann zuckte mit den Schultern. "Ich habe noch nie davon gehört. Also?"
"Es ist wie... also... es ist zum Essen. Und es schmeckt... super. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben kann."
Kōtarō lachte. "Also ich für meinen Teil mag Tofu nicht so. Es ist so... Gummiartig und hat keinen Geschmack." Er schüttelte sich.
"Hm. Ich sollte wohl mal welchen probieren." Suga stimmte wild nickend zu. "Hey, Sugawara. Lass uns an der nächsten Kreuzung raus, ab da ist es zu unsicher mit dem Auto.", warf der Eulenmann ein. "Unsicher?", fragte Keiji. Der Große sah hinaus. "Ja, es sind nicht alle Vögel gut auf Autos zu sprechen." Keiji sah ebenfalls nach draußen. "Aha." An der nächsten Kreuzung ließ Sugawara sie also beide aussteigen und nach einer kurzen Verabschiedung fuhr er weiter. Jetzt waren sie wieder nur zu zweit und standen mitten an der Kreuzung, irgendwo im nirgendwo. Links ein Wald, rechts Felder und hinter ihnen die Stadt. Vor ihnen führte die Straße noch eine ganze Weile geradeaus, bis sie schließlich vor einem kleinen Bach aprupt endete. "Na komm, es ist nicht so weit." Kōtarō schien dem Meermann seine aufkommende Nervösität anzusehen. Er schenkte ihm ein wundervoll beruhigendes Lächeln und griff nach seiner Hand. Gemeinsam begannen sie die einsame Straße entlangzulaufen. Die untergehende Sonne warf ihr rotes und goldenes Licht auf die Felder und Bäume um sie herum, glitzerte auf dem Fluss und ließ sie lange Schatten werfen. Es war kitschig und verflucht romantisch. Obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte drehte Keiji den Kopf um seinen Freund anzusehen. Die Farben der Sonne strahlten ihn von hinten an und verursachten die Illusion, er würde leuchten. Als Kōtarō zu hm herübersah und ihn anlächelte, explodierte sein inneres, das sich seit der Beichte zu einem Klumpen zusammengezogen hatte, zu einem Schwarm Schmetterlinge. "Kōtarō..."
"Ja?"
"Ich würde dir gerne sagen... also... ich... ach damn! Es ist zu kitschig, ich kann das nicht."
"Willst du das so stehen lassen, oder soll ich übernehmen?" Keiji sah auf den Boden und zuckte mit den Achseln. Plötzlich spürte er einen Wiederstand, sein Freund war stehengeblieben. Erstaunt blickte er ihn an. "Was?" Die Eule sah ihn ebenfalls an, ein Lächeln auf den Lippen. "Ich liebe dich, Keiji." Ohhh, das war zu viel! Zu viel Romantik! "Sag nichts dazu, küss mich einfach." Ohne groß darüber nachzudenken, trat er auf sein Luftwesen zu und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Einen Moment standen sie so da, bis sie sich schließlich doch voneinander lösten. Und dann lief Kōtarō rot an. "Ich hab das wirklich gesagt, oder?" Er legte sich seinen Arm über die Augen. Jetzt war es an dem Meermann zu lachen. "Hast du. Aber es ist okay. Du darfst mir ruhig öfter sagen, was du willst." Kōtarō schüttelte den Kopf. "Das ist mir rausgerutscht. Du hättest doch sowieso nicht erwiedert, also dachte ich, dass ist das beste." Grinsend zog Keiji den Arm von seinen Augen weg. "Ich hab doch gesagt, dass es niedlich ist, wenn du rot wirst. Es ist unfair, mich um den Anblick zu bringen." Die Gesichtsfarbe seines Freundes verdunkelte sich noch. "Komm, ich will deine Familie kennenlernen." Und sie gingen Hand in Hand ins Abendrot. 

Complete my World (BokuAka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt