Kapitel 14

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P.o.V. Bokuto

Sie hatten sich dazu entschieden, sich ein Zimmer zu teilen. Bokuto war froh darum, nach der Aussprache wäre es ihm komisch vorgekommen, in getrennten Betten zu schlafen. Sie hatten sich danach noch lange unterhalten, und als sie wieder nach unten gekommen waren, hatten sie ihren Augen kaum trauen können: Kuroo und Kenma, knutschend, auf dem Sofa. "Nehmt euch ein Zimmer!", hatte Bokuto gerufen, woraufhin Kuroo nur geschnaubt hatte und sich mit den Worten: "Aber ihr dürft euren Spaß haben? Pfff, ich lasse mir doch nicht in meinem eigenen Haus vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen hab.", wieder Kenma gewidmet hatte. Also hatte die Eule sich ein bisschen Essen gekrallt und war mit seinem Freund zurück in Kenmas Zimmer gegangen, der ihnen noch hinterhergerufen hatte: "Ihr könnt das Zimmer heute Nacht haben, ich schlafe bei Kuroo. Aber fasst meinen PC nicht an!"
Jetzt saßen sie also hier, gegessen hatten sie schon, und kuschelten. Das Wasserwesen saß zwischen den Beinen des Vogelmannes auf dem Boden und lehnte sich mit dem Rücken an seine Brust. Es war ungewohnt, aber wunderschön. Akaashis Finger strichen sanft über Bokutos Unterarm, jede der Bewegungen jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Wenn auch einen wohligen. Die Eule legte sein Kinn auf den Scheitel seines Freundes.
"Bokuto?"
"Ja, Akaashi?"
"Ich möchte nicht mehr Akaashi heißen."
Bokuto hob seinen Kopf und sah den Meermann verwundert an.
"Und wie dann?"
Akaashi legte den Kopf auf die Schulter des Luftwesens und lächelte zu ihm hinauf.
"Nenn mich ab jetzt einfach bei meinem Vornamen. Keiji."
Keiji. Was für ein wundervoller Name.
"In Ordnung, Keiji. Ich würde mich aber komisch fühlen, wenn du mich dann noch mit meinem Nachnamen ansprechen würdest. Nenn mich Kōtarō."
Akaashi, nein, Keiji sah ihn lächelnd an. "Kōtarō. Ich liebe dich."
Sofort schoss Bokuto das Blut in die Wangen, wodurch Keiji noch breiter grinste.
"Sag mal, wie kommt es, dass du jetzt nicht mehr Akaashi heißen willst?", versuchte er die Situation zu überspielen.  Keiji wurde ernst.
"Es ist der Name meiner Eltern. Wenn ich sie wirklich und endgültig loswerden will, darf ich ihren Namen nicht mehr tragen. Und, um ehrlich zu sein, will ich das auch gar nicht. Akaashi war der kleine, hilflose Junge, der nicht den Mut hatte der ganzen Welt zu zeigen, was seine Eltern für Monster sind."
Unwillkürlich dachte Kōtarō an das Familienfoto im Elternschlafzimmer der Akaashis. An den Jungen, der sich von den Eltern distanziert hatte, aber noch immer ein Teil des Bildes war.
"Aber jetzt bin ich Keiji.", sprach er weiter, und riss den Mann mit den gelben Augen wieder aus seinen Gedanken. "Als Keiji brauche ich keine Angst mehr vor irgendwas zu haben. Ich habe Freunde, eine Liebe und endlich keine Eltern mehr! Keiji muss nur eine Schlacht schlagen: Die, gegen die Trennung von Elementarwesen. Um mit seiner Eule zusammensein zu können. Für diesen Kampf bin ich bereit. Denn ich bin nicht länger alleine." Jetzt lächelte das Meerwesen erneut zu ihm hinauf. "Ich bin dir so unendlich dankbar dafür, dass du bei mir bist!"

P.o.V. Keiji

Ehe er sich's versah, lagen Kōtarōs Lippen auf seinen. Verdammt, er hatte ganz vergessen, dass der Eulenmann mit dem Thema ja so gar keine Erfahrung hatte. Die Liebeserklärung war dann wohl doch zu viel für ihn. Obwohl es eigentlich nicht schlimm war, wenn das immer so endete, sollte er das vielleicht öfter machen. Zufrieden erwiderte er den Kuss. Seine eine Hand grub sich in die Haare des Vogels, die andere Hand lag auf dem Oberschenkel seines Freundes und fuhr sacht auf und ab. Keiji wusste selbst nicht so genau, wie sie dahin gekommen war. Es war schön, so schön, einfach hier zu sitzen und zu knutschen. Kōtarō drückte ihn fester an sich und intensivierte den Kuss noch. Kurz spielte Keiji mit dem Gedanken, noch einen Schritt weiter zu gehen, verwarf das dann aber wieder. Soweit waren sie noch nicht. Stattdessen ließ er einfach weiter seine Finger über den Oberschenkel seines Freundes gleiten. Plötzlich zuckte die Eule zusammen und unterbrach so den Kuss. Was war das denn gewesen? Er sah seinen Freund fragend an, doch der schien irgendwo weit weg in Gedanken. Vorsichtig drehte er sich um, auf die Knie. "Hey,", sagte Keiji sanft, um Kōtarō wieder zu sich zurück zu holen. Er blickte zu der Eule hinauf und biss sich auf die Lippe. Was war denn mit ihm? Der Große starrte den Meermann aus weit aufgerissenen, gelben Eulenaugen an. "Bin gleich wieder da.", murmelte er und erhob sich. Leicht besorgt blickte Keiji ihm nach, als er das Zimmer verließ. Merkwürdig. War es seine Schuld? Aber außer der Liebeserklärung hatte er doch nichts getan, oder? Nachdenklich lief auch er zur Tür und lehnte sich in den offenen Rahmen. Kenma kam die Treppe hoch und grinste. "Scheint, als hätte dein Warten ein Ende.", bemerkte Keiji. Die Katze nickte. "Wo ist Bokuto, hast du ihn vergrault?" Der Meermann zuckte mit den Achseln. "Ich bin mir nicht sicher, ich wüsste nicht, womit."
"Was ist denn passiert?"
"Wir saßen auf dem Boden und haben gekuschelt, dann habe ich eine Liebeserklärung rausgehauen und er hat mich geküsst. Dann ist er plötzlich zusammengezuckt und meinte, er wäre 'gleich wieder da'. Das war's eigentlich."
"Hm." Kenma schnippste sich eine Haarsträhne aus den Augen. "Sonst noch was, hast du während dem Knutschen noch was gemacht oder so?"
"Ich bin mit den Fingerspitzen über seinen Oberschenkel, sonst nichts." Kenma begann erst leise und dann immer heftiger zu lachen, bis ihm die Tränen aus den Augen liefen und er sich an der Wand abstützen musste. Kuroo kam die Treppe hinaufgestürzt, sah von dem ratlose Akaashi zu dem sich vor Lachen kaum noch halten könnenden Kenma und zog eine Augenbraue hoch. "In den vielen Jahren, die ich Kenma jetzt kenne, hat er noch nie so gelacht. Was hast du getan?", fragte Kuroo Keiji. Der sah ihn verzweifelt an. "Ich habe keine Ahnung!" Kenma wischte sich die Lachtränen ab, hörte aber nicht auf zu lachen. "Ich erkläre es dir gleich, Kuroo." Er gluckste. "Tut mir leid, Akaashi. Ich werde dir nicht sagen, was mit ihm ist." Kenma wurde von einem zweiten Lachanfall unterbrochen. Als er sich wieder beruhigt hatte, fuhr er fort: "Du wirst das eines Tages verstehen. Jetzt warte besser nicht auf Bokuto, das könnte länger dauern. Und frag ihn nicht danach. In der rechten Schreibtischschublade liegt ein Gameboy. Den darfst du benutzen, um dich nicht zu langweilen. Gute Nacht.", und er trat durch eine Tür in das Zimmer, das Kenmas gegenüber lag, einen grinsenden Kuroo hinter sich. "Gute Nacht, seid nicht zu laut." Als Keiji die Tür schloss, sah er in zwei überraschte Gesichter ihm gegenüber. Wieso dachten eigentlich immer alle, dass Wasserwesen ach so unschuldig seien? Er warf sich auf das Bett. 

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