P.o.V. Bokuto
Als Akaashi die Treppe herunterkam, wagte Bokuto es, in sein Gesicht zu sehen. Der Meermann fing seinen Blick aus, glasigen, roten Augen auf. Beinahe, als hätte er geweint. Besorgt musterte das Luftwesen ihn. Tatsächlich liefen rote Spuren Akaashis Wangen hinunter. Der Blick des Meermannes wanderte von der Eule zu Kuroo, und dann zu seiner Hand, die auf Bokutos Oberschenkel lag. Seine Augen weiteten sich. Dann drehte er sich um und rannte die Treppe hinauf. Einem Teil von dem Luftwesen viel auf, dass er sich wirklich verbessert hatte, was das Laufen anging. Er sprang auf. "Bin gleich wieder da.", sagte Bokuto zu Kuroo, der ihn verwirrt ansah. Die Eule stürzte zur Treppe. Trotz seiner Fortschritte war das Luftwesen noch schneller als der Meermann. Mit wenigen Sätzen hatte er den oberen Treppenabsatz erreicht und stürmte durch den Gang. Akaashi streckte gerade seine Hand nach einer Türklinke aus. Halb schlitternd, halb laufend kam die Eule bei dem Jüngeren an. Er packte ihn an der Schulter und zog ihn mit einem Ruck nach hinten. Bokuto drückte Akaashi an die Wand. Erschrocken sah der Meermann ihn an, Tränen schimmerten in seinen Augen. "Bokuto!" Der Eulenmann senkte den Kopf, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von dem seines Wasserwesens entfernt war. "Was ist?" Seine Stimme klang eher bedrohlich als besorgt. Eine Träne rollte Akaashi die Wange herunter, als er antwortete: "Was los ist? Du fragst mich was los ist?" Dem Meermann liefen jetzt endgültig die Tränen über das Gesicht. Er funkelte ihn mit einem zugleich so wütenden und so verletzten Gesichtsausdruck an, dass es dem Luftwesen das Herz zerriss. "Ich sage dir jetzt mal was!" Der Kleinere machte einen halben Schritt nach vorne, wodurch Bokuto von ganz allein den Griff an der Schulter lockerte. "Schalt' dein verdammtes Hirn ein und find es selber raus!" Mit diesen Worten duckte er sich unter dem Arm des Luftwesen hindurch und verschwand in dem Raum neben ihnen. Bokuto lehnte sich gegen die Wand. Was war das denn gewesen? Sein Herz schmerzte unbeschreiblich. Kurzerhand beschloss er noch einmal mit Akaashi zu reden. Er wollte gerade nach der Türklinke greifen, als jemand anderes diese von innen öffnete. Kenma zwängte sich in den schmalen Spalt zwischen Tür und Bokuto und schloss diese hinter sich. "Kenma! Kannst du mir sagen, was mit Akaashi ist?" Kenma drängte sich an ihm vorbei, nur, um ihm dann mit mehr Kraft, als man ihm zugetraut hätte, auf den Nacken zu schlagen. "Er ist eifersüchtig, du Vollpfosten!" Eifersüchtig? Worauf denn? Bokuto öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch Kenma hob nur drohend die Hand. "Akaashi hat Recht: Schalt' dein verdammtes Hirn ein." Und Kenma rauschte von dannen. Bokuto ließ sich auf den Boden sinken und starrte die Tür an. Warum nur war Akaashi eifersüchtig?
P.o.V. Akaashi
Was war das? Wieso konnte er nicht aufhören zu weinen? Dabei hatte er Kenma sofort alles gesagt. Wo lag also das Problem? Wütend wischte er sich über sein Gesicht, was allerdings nicht viel brachte, da sofort neue Tränen aus seinen Augen liefen. Plötzlich öffnete sich die Tür. Erschrocken fuhr Akaashi hoch, doch es war nur Kenma, der ihn beruhigend anlächelte. "Ich hab die Taschentücher." Die Katze ließ sich neben ihn auf das Bett fallen und legte einen Arm um den Schwarzhaarigen. Es war ein ungewohntes Gefühl, irgendwie geborgen und warm. Kenma hielt ihm eines der Tücher hin. Dankend nahm er es an. Wie lange war es her, dass sich jemand wirklich ernsthaft um ihn gekümmert hatte? Liebevoll? Bokuto mal ausgenommen... Zehn Jahre? Fünfzehn? An welche Situation konnte er sich erinnern, in der ihn jemand tröstend umarmt hatte? Nein... Das konnte doch nicht... Gab es wirklich... keine...? Tatsächlich. Akaashi konnte sich an keinen Moment erinnern, in dem ihn jemand so umarmt hatte. Ein Schluchzen drang aus seinem Mund, seine Schultern bebten haltlos. Der Kater strich ihm behutsam über den Kopf. "Alles wird gut. So ist Bokuto eben, manchmal sieht er nicht, was direkt vor seiner Nase ist. Das hat er mit Kuroo gemein. Der hat auch dauernd Probleme damit, das Unübersehbare zu sehen." Akaashi biss sich auf die Unterlippe. "Als wenn es so schwer wäre! Alles, was dieser Idiot tun muss, ist dazu zu stehen, wer er ist! Gott, wie kann man nur so... so blind sein!" Es klopfte. "Ich regle das.", sagte Kenma und ging zur Tür. Der Meermann konnte nicht sehen, wer es war, auch sprach Kenma zu leise, als dass er ihn an der Stimme hätte erkennen können. Nach einer Weile heftiger Diskussion öffnete Kenma die Tür ganz. Bokuto lehnte im Türrahmen und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen auf ihn hinab. Eine Vielzahl von Emotionen kam in dem Wasserwesen auf. Zum einen, war das letzte, das er jetzt sehen wollte die Eule, zum anderen wusste er, dass er das Luftwesen gerade brauchte. Wütend auf sich selbst und den Rest der Welt, starrte er auf die Bettdecke. "Ich lasse euch dann mal alleine.", murmelte Kenma und schloss die Tür hinter sich. Entgeistert blickte Akaashi ihm hinterher. Was für ein Verräter! "Akaashi, bitte rede mit mir. Ich kann nicht in deinen Kopf schauen, woher soll ich wissen was ist, wenn du es mir nicht sagst?" Welch Ironie. Gequält lachte der Meermann auf, was sich komisch anfühlte, weil noch immer Tränen aus seinen Augen liefen. "Was du nicht sagst. Wer von uns schafft es denn nicht, offen zu sich zu sein? Wer hat denn noch nicht einmal eine Antwort auf die Frage, was für eine Beziehung wir führen?" Bokuto schaute ihn an, Akaashi konnte sehen, wie jedes seiner Worte den Eulenmann ins Herz traf. Aber er war noch nicht fertig. "Wer von uns beiden kann keine einfachen drei Worte sagen? Wer von uns merkt nicht, dass der andere verdammt noch mal keinen Plan hat, was er in einem fremden Haus, mit fremden Menschen tun soll, wenn die einzige Person die er kennt, nur Augen für seinen 'besten Freund' hat? Wer von uns sagt Sachen, denen keine Taten folgen?" Akaashi hatte sich in Rage geredet und war inzwischen aufgesprungen. Bedrohlich trat er an die Eule heran und sah ihm jetzt direkt ins Gesicht. "Was bin ich für dich Bokuto? Der erste Typ der dich liebt? Der depri Meermann, der dir hinterherrennt? Was?" Bokuto sah ernst zu ihm hinunter und das Wasserwesen wusste, dass er zu weit gegangen war. "Akaashi. Das, was du für mich bist, ist der... der einzige, dem ich in 21 Jahren bereit war, mein Herz zu schenken. Ich liebe dich auch, und ich schwöre dir, dass Kuroo nicht mehr ist, als mein bester Freund. Und wenn du mich noch einmal anschaust, komplett verheult und mich anschreist, werde ich an einem gebrochenen Herzen sterben."
Akaashi starrte ihn einfach nur an. Was war das denn jetzt? Sein Herz zog sich zusammen und er hatte das Gefühl, als wäre ihm der nächste Schluchzer im Hals stecken geblieben. Bokuto legte eine Hand an seine Wange und senkte den Kopf. Als ihre Lippen aufeinander trafen löste sich das merkwürdige Gefühl und ließ Akaashi in einsamer Glückseligkeit erwidern.
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Complete my World (BokuAka)
FanfictionBokuto x Akaashi - Eine verbotene Liebe... Eine kaputte Welt... Eine dramatische Tragödie... Und mitten drin ganz viel Haikyu und Fantasy! - Vor vielen Jahrhunderten haben sich die Menschen zu Elementarwesen weiterentwickelt, den sogenannten Urvölk...