Kapitel 23

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P.o.V. Kōtarō

Als Kōtarō die Augen aufschlug, merkte er als erstes, dass Keiji nicht neben ihm lag. Als er sich irritiert aufsetze und nach seinem Freund umsah, fand er diesen in einem Gewirr aus den neuen Anziehsachen auf dem Boden sitzen. "Keiji, was machst du da?" Der Schwarzhaarige sah auf. "Guten Morgen. Ich..." Er sah auf den Boden. "Ich weiß nicht, was ich anziehen soll." Die Eule grinste. "Nimm einfach irgendwas, an dir sieht alles toll aus." Der Meermann lächelte ihn an. "Danke, das ist süß. Aber ich will einen guten Eindruck machen, wenn ich deine Eltern das erste Mal sehe." Kōtarō ließ sich wieder zurück in das Kissen fallen. "Meine Eltern sind Langschläfer und waren gestern noch lange weg. Mach einen guten Eindruck und komm wieder ins Bett. Um dein Outfit kümmern wir uns später." Keiji zog eine Schnute. Kōtarō blieb fast das Herz stehen, so verdammich noch mal niedlich war das. Der Meermann stand auf und lief zum Bett. Er blieb vor dem Eulenmann stehen und sah zu ihm hinunter. Kōtarō war zu müde um den Kopf zu heben und sah einfach nur Keijis nackte Beine an. "Du bist besser geworden. Wenn ich nicht wüsste, dass du vor ein paar Tagen noch nicht einmal geradeaus laufen konntest, würde mir nichts auffallen." Das Luftwesen streckte die Hand aus und strich über die helle Haut des Jüngeren. Dieser bekam eine Gänsehaut. "Jetzt komm wieder zu mir, ich bin müde." Keiji schwang ein Bein über seinen Freund und setzte sich auf seinen Bauch. "Was wird das?" Der Kleinere beugte sich hinunter, bis seine Haare über die Wangen seines Freundes strichen und ihre Nasen sich berührten. "Ich will einen Guten-Morgen-Kuss." Den Wunsch erfüllte Kōtarō dem Wasserwesen gerne. Er hob das Kinn und drückte dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Lippen. Zufrieden rollte der sich von ihm herunter und schlang von hinten seine Arme um ihn.
"Keiji?"
"Ja?"
"Warum bin ich der kleine Löffel?"
"Es passt besser zu dir."
"Tut es?"
"Hmm."
Einen Moment schwiegen sie. Plötzlich spürte der Vogelmann Lippen an seinem Nacken. Ein warmes Kribbeln breitete sich in ihm aus. "Wehe, du machst mir einen Knutschfleck." Sein Freund grummelte etwas unverständliches, ohne sich von seinem Hals zu lösen. "Hey, Arielle? Ist irgendwas?" Keiji hob kurz den Kopf um zu antworten. "Was meinst du?" Kōtarō strich sanft über die Hand seines Freundes. "Na, du warst heute früh wach. Und du wirkst irgendwie... bedürftig. Also, ist irgendwas?" Der Meermann ließ den Größeren los und drehte sich weg. "Hab nur... schlecht geschlafen." Die Eule drehte sich ebenfalls um und strich mit den Fingern durch die Locken seines Partners. "Schlecht geschlafen oder geträumt?"
"Schlecht geträumt."
"Willst du es mir erzählen?"
"Nicht... noch nicht."
Jetzt war es Kōtarō, der Keiji in eine Umarmung zog. "Ich bin da, wenn du mich brauchst oder reden willst. Das weißt du. Und jetzt versuch ein bisschen zu schlafen und dich zu erholen, ich wecke dich dann später." Keiji drehte sich um und legte seinen Kopf an die Brust des Luftwesens. "Danke."

P.o.V. Keiji

Es war das zweite mal, dass Keiji diesen Albtraum gehabt hatte. Heute Nacht war es anders gewesen. Detailierter. Lebhafter. Allein die Vorstellung jetzt wieder schlafen zu müssen und vielleicht erneut den Traum zu träumen, versetzte ihn in Angst. Es ist nur ein Traum, Keiji! Stell dich nicht so an. Das hätte seine Mutter jetzt gesagt. Er drückte sich näher an den Körper seines Freundes. Dieser begann sogleich mit seinen Haaren zu spielen. "Shhhhh, schlaf ein bisschen." Leichter gesagt als getan. "Ich will nicht." Kōtarō legte seine Hand an den Hinterkopf des Meermannes und zog ihn etwas näher an seine Brust. "Keiji. Ich bin hier, du kannst einfach die Augen zumachen. Du musst nicht schlafen, aber entspanne zumindest. Du träumst nicht noch einmal das gleiche. Du träumst nichts. Gar nichts. Vertrau mir." Keiji schloss die Augen und ließ sich sinken, in die graue, neblige Welt des Schlafes. Sofort waren sie wieder da, die spitzen Zähne, die bösen Blicke. "Du siehst eine grüne Wiese." Die Bilder verblassten, als sich die grüne Wiese vor sein inneres Auge drängte. "Auf der Wiese wachsen bunte Blumen, du spürst den Wind auf deiner Haut." Das Bild veränderte sich, genau so, wie Kōtarō es beschrieben hatte. "Du schaust dir eine der Blumen genauer an. Eine kleine Fee sitzt darauf. Ihre Flügel glitzern und sie lächelt dich an." Feen? Das war die kitschigste Welt, die man sich hätte ausdenken können. "Du schaust dich um und stellst fest, dass auch auf den anderen Blumen Feen sitzen, die nach und nach auffliegen. Die erste beginnt zu summen. Erst ganz leise, dann stimmen die anderen ein. Die Melodie ist ruhig und du entspannst. Du setzt dich zufrieden hin, die Sonne scheint warm auf dein Gesicht." Leise begann Kōtarō zu summen. Es war beruhigend und einschläfernd. Womit habe ich dich nur verdient, du verflucht perfekter Eulenfutzi?  Das war das letzte, was Keiji dachte, bevor er endgültig abdriftete. 

"Hey, Langschläfer. Ich wecke dich echt ungern, aber wir sollten dann doch langsam frühstücken. Meinst du nicht?" Grummelnd drehte Keiji sich weg. "Ach komm schon!", lachte Kōtarō. "Wir können auch früher wieder ins Bett heute, aber aufstehen musst du. Ich habe dir auch was zum Anziehen rausgesucht." Keiji öffnete die Augen und sah ihn an. Seine Augen weiteten sich, als er seinen Freund sah. "Schau nicht so.", murmelte der und drehte den Kopf weg. "Was ist das?", fragte der Meermann überwältigt und deutete auf den Kopf des Eulenmannes. "So sehe ich normalerweise aus. Gestylt halt." Keiji schwang die Beine aus dem Bett und stand auf, um die Frisur Kōtarōs noch genauer zu betrachten. "Es... es steht dir. Sehr gut." Das Luftwesen wurde rot. Fasziniert umrundete der Kleinere ihn. "Wie bleibt das stehen?", wollte er wissen. "Ganz viel Erfahrung und Haarprodukte." Keiji war wieder vor seiner Eule angekommen und legte seine Hände an die roten Wangen. "Du bist wunderschön, Kōtarō Bokuto." Er beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Als der Meermann sich von dem Älteren löste, hatte dessen Gesicht eine so dunkle Farbe angenommen, dass er Sorge hatte, sein Freund würde gleich platzen. "Also, was hast du für mich herausgesucht?" Kōtarō warf ihm einen nicht zu deutenden Blick zu. War das fies gewesen? Ups. 

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