Kapitel 1

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Etwas nervös ließ ich meinen Blick über die Menschenmenge um mich herum schweifen. Es war laut. Musik drang aus den verschiedenen Bars auf die Straße. Die Menschen um mich herum redeten, lachten und ein paar schrieen angetrunken herum.

Ich fühlte mich leicht fehl am Platz. Alles wirkte so fremd und überfordernd. Doch irgendwas an dieser Straße zog mich an und sorgte dafür, dass ich keinen Moment daran dachte, wieder zu gehen.

Alle Ängste die ich gehabt hatte, als ich mich von Niall, meinem besten und einzigen Freund, verabschiedet hatte, um mich auf den Weg hier her zu machen, waren verschwunden. Ich dachte noch nicht einmal mehr daran, dass meine Eltern herausbekommen könnten, dass ich nicht bei Niall übernachtete, sondern die Nacht in der nahegelegenen Stadt verbrachte.

Das pulsieren der Straße schien auf mich über zu gehen und plötzlich war auch der letzte Rest Nervosität verschwunden.

Mit meinem wiedergefundenem Selbstvertrauen, steuerte ich die nächste Bar an, die eine große Regenbogenflagge schmückte.

Sie passte genau in das Bild dieser Straße und erfüllte mich auf einer komischen Art und Weise mit Glück. Ich schien hier in einer Art Parallelwelt gelandet zu sein, in der es völlig normal war schwul zu sein und das war eine Abwechslung, die mir mehr als gut tat, denn in meinem kleinem Heimatort wurde ich schon komisch angeschaut, wenn ich ein T-Shirt in einer Farbe trug, die nicht der Klischeevorstellung eines heterosexuellen Jungen entsprach.

Ich öffnete die Tür der Bar und fast sofort umhüllte mich eine stickige Luft und der Geruch von Alkohol. Doch auch davon ließ ich mich nicht abschrecken.

Meine Schritte führten mich zur Theke, vorbei an den Menschen die zur Musik tanzten und ausgelassen lachten.

Als ich einen leeren Barhocker erblickte, setzte ich mich auf diesen. Neben mir saß zwei Männer um die zwanzig, die nicht wirklich die Finger von einander lassen konnten und sich immer wieder küssten.

Eigentlich mochte ich so ein öffentliches geturtel nicht, aber die Tatsache dass es sich um Männer handelte, ließ mich träumen, dass dies auch für mich Realität werden könnte.

„Was kann ich dir bringen, Süßer?", fragte mich der gut aussehende Barkeeper und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Ich blickte selbstbewusst zu ihm hoch: „Vodka-E." Kurz grinste mich der Mann herausfordernd an. Er kaufte mir nicht ab, dass ich alt genug war und damit hatte er auch nicht unrecht, doch ich hielt seinem Blick stand.

„Dann zeig mir mal deinen Ausweis.", forderte er mich auf. Ich griff ich meine Hosentasche, öffnet mein Portemonnaie und reichte den Mann den Ausweis meines großen Bruders. Der Ausweis lief in zwei Monaten ab und dementsprechend alt war das Foto. Perfekte Bedingungen um damit durch zu kommen.

„21 also?", stellte er mir die Frage und reichte mir den Ausweis zurück. Ich nickte lächelnd. „Na gut.", fügte er hinzu und wenig später nahm ich triumphierend das alkoholische Getränk entgegen.

Ich nahm einen kleinen Schluck und musste kurz unterdrücken mich zu schütteln. Ich hatte bis auf Bier noch nie Alkohol getrunken, aber das sollte man mir nicht unbedingt ansehen.

Ich stellte das Getränk wieder ab und ließ daraufhin meinen Blick durch die Bar schweifen, ließ die für mich so neue Atmosphäre auf mich wirken. Meine Augen blieb auf den tanzenden Menschen hängen und ich beobachtete sie genauer. Ein paar Männer sahen wirklich gut aus, stellte ich fest und musste kurz Grinsen. Ob ich einen von denen antanzen sollte? So funktionierte das doch, oder?

Ich ergriff mein Getränk wieder und nahm noch ein Schluck, diesmal besser auf den Geschmack vorbereitet. Das knutschende Paar neben mir stand auf, verschwand aus der Tür. Es war mehr als offensichtlich, was sie jetzt noch vor hatten und ich schüttelte mich kurz, weil ich wohl nicht so dreckig von fremden Menschen denken sollte.

Lucky || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt