Kapitel 13

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Mit quietschenden Reifen kamen wir vor meinem Haus zum stehen. „Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast.", sagte ich zu Harry, lächelte ihn kurz an und drehte mich dann zur Tür.

„Bekomme ich keinen Abschiedskuss?", fragte mich Harry gespielt empört, woraufhin ich mich wieder zurückdrehte.

„Machst du dich beim nächsten Mal wieder an einen anderen Typen ran, wenn ich dich sehe?", fragte ich ihn herausfordernd.

„Vermutlich.", kam es von Harry.

„Dann bekommst du auch keinen Abschiedskuss.", lachte ich. „Tschüss Harry."

„Auf Wiedersehen Louis." Ich lächelte dümmlich und drehte mich wieder zur Autotür, um diese zu öffnen.

Doch kaum hatte ich die Tür aufgemacht und zu unserer Haustür geblickt, sah ich einen Koffer vor ihr stehen. Meinen Koffer.

„Was soll das denn?", fragte ich laut, hüpfte aus dem Auto und rannt zu dem Koffer hin.

Ich hob ihn hoch. Er war schwer, also gepackt. Bestimmt gab es dafür eine gute Erklärung, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Vielleicht wollte meine Mutter etwas spenden oder so, sagte ich mir und legte den Koffer auf den Boden, um ihn zu öffnen.

Was ich dann sah, ließ mich verzweifelt aufatmen. Der Koffer war voll mit meinen Sachen und oben drauf lag sogar mein gepackter Kulturbeutel.

Verzweifelt stand ich auf und klingelte an unserer Haustür, doch mir öffnete keiner und das, obwohl beide Autos von meinen Eltern vor der Tür standen.

„Was soll der Scheiß?", rief ich und begann gegen die Tür zu hämmern. Hinter mir hörte ich eine Autotür und kurz danach packte mich Harry an meinen Schultern und drehte mich um. Hielt mich davon ab, dass ich mir weiter mit meinen Schlägen weh tat.

Er sah mich besorgt an und ich stieß erstickt heraus: „Ich glaube meine Eltern haben mich rausgeschmissen."

„Louis atme. Ein und aus.", versuchte Harry mich zu beruhigen. Ich konzentrierte mich ganz auf seine Stimme und nach ein paar Sekunden, schien ich wieder richtig atmen zu können.

„Dafür gibt es bestimmt eine gute Erklärung.", redet Harry mit seiner ruhigen Stimme auf mich ein. „Warum sollten sie dich einfach rausschmeißen?"

„Weil ich schwul bin. Sie haben es bestimmt herausgefunden. Es hat sich ja schon innerhalb einer Woche in der ganze Schule herumgesprochen. Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis es ihnen einer erzählen würde."

Harry vor mir schien verwirrt zu sein: „Deine Eltern sind Homophob?"

Ich lachte ironisch auf: „Wer ist das in diesem scheiß Ort nicht?"

Plötzlich bildeten sich Tränen in meinen Augen. Harry sah dies, murmelte „na warte" und klingelte an der Haustür.

„Da wird keiner aufmachen. Das habe ich schon versucht.", schniefte ich, woraufhin Harry die Klingel gedrückt hielt.

„Ich habe Zeit.", meinte er und wirklich, keine Minute später wurde die Tür von meinem wütenden Vater aufgerissen.

Bevor dieser etwas sagen konnte, streckte Harry ihm freundlich die Hand entgegen, von seiner eben aufflackernden Wut keine Spur mehr: „Hallo Herr Tomlinson. Mein Name ist Harry Styles."

Mein Vater ignorierte ihn allerdings völlig und schaute stattdessen mich an: „Ist er das? Ist das der Mann, der dich zur Schule gebracht und dort geküsst hat? Wie kannst du es wagen ihn hier her zu bringen? Was sollen die Nachbarn denn denken?"

„Entschuldigen sie. Auch wenn sie meine Begrüßung nicht erwidert haben, möchte ich sie doch darauf hinweisen, dass wir im 21. Jahrhundert leben und es mittlerweile bekannt sein sollte, dass man sich seine Sexualität nicht aussucht und jeder sollte doch die Möglichkeit haben, denjenigen zu lieben den er möchte.", warf Harry ein.

Mein Vater rang sich nun doch dazu durch Harry anzusehen: „Das hier ist eine Familienangelegenheit, also halten sie sich daraus!"

„Aber er hat doch recht Papa.", warf ich mit zitternder Stimme ein und schon lag der wütende Blick meines Vaters wieder auf mir.

„Mir ist es egal in welchem Jahrhundert wir leben. Gottes Wort hat in jedem Jahrhundert seine Gültigkeit und ich dachte eigentlich, dass wir dich besser erzogen hätten und du das wüsstest. Deine Mutter sitzt im Wohnzimmer und weint. Du hast ihr das Herz gebrochen. Wir werden für dich beten und wenn du aufhörst, dich mit diesem Mann zu umgeben, dann kannst du immer zu uns zurück kommen."

„Es ist doch nicht nur Harry. Wir sind ja noch nicht einmal zusammen oder treffen uns regelmäßig. Ich stehe allgemein auf Männer und ich finde Frauen nicht attraktiv.", antwortete ich ihm und mit jedem Wort wurde meine Stimme fester.

Mein Vater sah mich verständnislos an, dann ging sein Blick zu Harry: „Sie sind daran Schuld! Sie haben meinen Sohn mit dieser ... dieser Krankheit angesteckt!"

Als er dann wütend auf Harry los gehen wollte, war die Wut auch bei mir angekommen: „Niemand hat mich angesteckt und das ist auch keine Krankheit! Ich liebe Schwänze und ich liebe es von ihnen gefickt zu werden! Und niemand hat mir das eingeredet oder sonst irgendwas. Ich bin so."

Harry und mein Vater sahen mich beider erschrocken an, wobei ersteres sich nach einem  Moment ein Lachen verkneifen musste.

„Wenn du dich so verhältst, bist du nicht mehr mein Sohn. Nimm deine Sachen und geh.", brummte mein Vater und mit diesen Worten verschwand er ins Innere des Hauses.

„Wenn du mich nicht so akzeptieren kannst wie ich bin, will ich auch gar nicht dein Sohn sein!", schrie ich ihm hinterher und dann schloss er die Tür.

„Fuck!", schrie ich auf, ging zu meinem Koffer, machte ihn zu und stampfte mit ihm vom Grundstück meiner Eltern hinunter. Einfach weg von diesem Ort, vorbei an Harrys Auto, weiter die Straße entlang.

„Ey Louis warte mal.", schrie Harry und rannte mir hinterher. „Wo willst du denn hin?"

Genervt drehte ich mich um. „Ich werde schon etwas finden.", sagte ich und setzte an weiterzugehen.

„Ich dachte, dass es klar wäre, dass du jetzt erstmal wieder mit zu mir kommst.", sagte Harry und seine Worte ließen mich in meiner Bewegung stoppen.

„Harry dein Ernst? Du wolltest mich in unserer ersten Nacht keine fünf Minuten nach dem Sex rausschmeißen und gestern war ich nur noch einmal bei dir, weil ich dir deine Süßigkeiten weggenommen habe und jetzt willst du mich bei dir aufnehmen?"

Harry packte mich links und recht an meinen Schultern: „Ja, es ist mein Ernst, denn nur weil ich an keiner festen Beziehung interessiert bin, bedeutet das nicht, dass ich kein Herz habe. Also steig jetzt in mein Auto, dann fahren wir zu mir und finden in Ruhe für alles eine Lösung. Ich lasse dich jetzt nicht alleine. Verstanden?"

Und dann brach mit seinen Worten plötzlich etwas in mir und ich fing endgültig an zu weinen. Harry nahm mich sofort in den Arm. Drückte mich fest an sich und flüsterte immer wieder: „Alles wird gut werden."

Doch würde es das wirklich? Immerhin hatte ich gerade meine Familie verloren.

Lucky || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt