Kapitel 23

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Als ich am nächsten Morgen im Bus auf dem Weg zur Schule saß, hatte ich recht gute Laune. Niall und ich hatte den gestrigen Nachmittag mit Filmen und Snacks verbracht. Dabei hatte er mich über die ganze Beziehung mit Harry ausgequetscht. Wie es dazu gekommen war und wie ich es fand, dass wir uns trotzdem mit anderen trafen. Auf letzteres hatte ich keine wirklich Antwort gehabt.

Ich war mir ziemlich sicher, dass Harry die gestrige Nacht nicht alleine verbracht hatte und so wirklich toll fand ich dies nicht. Und ja ich hatte gestern auch Jack geküsst, aber das war ...

Erschrocken blieb mein Blick auf der Menschengruppe liegen, die gerade in den Bus zugestiegen waren. Jack war unter ihnen. Suchend schaute er sich im Bus um und als er mich erblickte, ging er zielstrebig auf mich zu.

„Darf ich?", fragte er und nickte mit den Kopf auf den freien Platz neben mir. Mechanisch nickte ich und fragte sogleich: „Was machst du hier?" Denn das war nicht der Schulweg von ihm. Das war der Schulweg von keinem. Seit ich bei Harry wohnte, fuhr ich fast eine ganze Stunde mit dem Bus zur Schule und niemand der ebenfalls in der Stadt wohnte, würde den Weg auf sich nehmen, um eine mittelmäßige Schule in einem Vorort zu besuchen.

„Ich habe gestern gesehen, dass du in den Bus in die Stadt gestiegen bist. Ich wusste natürlich nicht wo du aussteigen würdest, weil ich nicht weiß wo dein Freund wohnt, aber ich dachte ich steige heute einfach bei einer Haltestelle ein und entweder wärst du schon im Bus gewesen oder noch dazu gestiegen", antworte mir Jack, als würde das alles klären. Kurz musste ich an das Gefühl denken, dass ich gestern gehabt hatte, als ich mit Niall zur Bushaltestelle gegangen bin. Das Gefühl, dass uns jemand verfolgte. Das musste Jack gewesen sein.

„Das beantwortet nicht wirklich meine Frage was du hier machst", zischte ich, mich nun deutlich unwohl fühlend. Jack schien dies zu bemerken, denn fast kleinlaut flüsterte er: „Ich wollte mit dir über gestern reden. Über ... du weißt schon."

„Den Kuss?", fragte ich nicht annähernd so leise nach. Jack guckte sich um, so als hätte er Angst, dass meine Worte schon ausreichen könnten, um ihn für schwul zu halten.

„Ja, Tomlinson wegen dem Kuss.", flüsterte er leicht gereizt. „Am liebsten wäre ich dir gestern an die Gurgel gegangen und hätte dir gedroht, dass du niemanden davon erzählen darfst, aber so wie ich dich kenne, hättest du es aus Trozt genau deswegen allen erzählt. Und darum habe ich mich dazu entschlossen ...", kurz hielt Jack ein. „Ich bitte dich einfach es niemanden zu verraten, dass ich ... naja dass ich schwul bin", sagte er schon fast kleinlaut.

„Hatte ich nicht vor. Auch Niall weiß nichts, falls du das denkst."

Jack schien erleichtert zu sein. „Ich hätte gedacht, dass du es ihm gestern sofort erzählt hast", weihte er mich in seinen Gedankengang ein.

„Ich bin kein Arschloch. Ich oute niemanden gegen seinen Willen", sagte ich, immer noch nicht ganz fassen könnend, was für eine Situation sich hier gerade abspielte.

Kurz blickte Jack nach vorne, als müsse er an etwas denken, doch erfahren was das war, würde ich wohl nicht.

„Danke", kam es nach einigen Sekunden der Stille über seine Lippen. „Ich weiß, dass ich das eigentlich nicht verdient habe."

Dazu sagte ich nichts. Wir beide wussten, dass dies der Wahrheit entsprach. „War es gerade das erste Mal das du es ausgesprochen hast, also dass du schwul bist?", fragte ich ihn, den Moment des Friedens zwischen uns nutzend, um mehr über ihn und seine Situation zu erfahren.

Jack nickte bloß. Dabei schaffte er es nicht mir in die Augen zu blicken. Er wirkte angespannt. „Ich versuche so wenig wie möglich darüber nachzudenken. Doch durch dich schaffe ich es nicht, es völlig zu verdrängen. Du erinnerst mich immer wieder daran, dass ich genauso bin wie du, und das macht mich wütend. So wütend. Ich will doch einfach nur normal sein", sagte Jack plötzlich so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob er gewollt hatte, dass ich es höre. Doch ich hatte alles verstanden und es waren wohl die ehrlichsten Worte die er mir je gegenüber geäußert hatte.

„Du bist normal. Und nur weil das nicht jeder Mensch auf dieser Welt so empfindet, ist das keine Beweis dafür, dass du unnormal bist", versuchte ich ihn aufzubauen, ohne mir sicher zu sein, dass er das überhaupt wollte.

Jack blickte mich daraufhin undurchdringlich an. „Gestern ... als du mich zu dir hingezogen hast, damit ich dich nochmal küsse, da hat es sich das erste Mal normal angefühlt", gestand er mir. Daraufhin schüttelte er den Kopf und stand auf.

„Nochmals Danke Tomlinson. Ich gehe davon aus, dass dieses Gespräch auch unter uns bleibt?", fragte er nach, woraufhin ich nickte.

Jack nickte ebenfalls kurz und ging dann ohne ein weiteres Wort in den vorderen Teil des Busses, wo er für den Rest der Fahrt sitzen bleiben würde.

Als wir der Vorstadt, in der ich aufgewachsen war, näher kamen, blickte ich aus dem Fenster. Wie viele Jugendliche wie Jack gab es hier wohl noch? Jugendliche die ihre Sexualität versteckten, weil sie wussten, dass sie an diesen Ort keine Akzeptanz erfahren würden.

Lucky || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt