Kapitel 30

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„Ich verstehe es immer noch nicht. Warum genau kommt Jack noch einmal?", fragte mich Niall, während er eine Schüssel mit Snacks befüllte. Ich hatte mich mit Harry gestern auf eine kleine Geburtstagsfeier mit Zayn und Liam bei ihm im Apartment geeinigt, zu der er sich erst hat breitschlagen lassen, als ich ihm erzählte, dass Niall, seine Freundin Zoey und mein Klassenkamerad Jack auch kommen würden. Dabei verstand ich immer noch nicht, warum Harry es so wichtig war, dass ich Freunde in meinem Alter hatte.

Und genauso wenig wie ich das verstand, verstand Niall, was ich auf einmal mit Jack zu tun hatte. Da allerdings meine ganze Geschichte mit ihm durch einen Kuss begonnen hatte, von dem ich Niall nichts erzählen durfte, weil ich Jack sonst outen würde, hatte ich nicht wirklich eine befriedigende Antwort für ihn.

„Wir gehen jetzt zusammen Boxen und haben gemerkt, dass wir uns ganz gut verstehen", erzählte ich Niall die Version, auf die ich mich mit Jack geeinigt hatte, wenn jemand nach unserer neu gewonnen Freundschaft fragen sollte. Immerhin war es kein Geheimnis, dass Jack mich eigentlich nicht mochte.

„Ja, das sagtest du schon, aber verstehen tue ich es deswegen trotzdem nicht. Seit wann boxt du überhaupt?", fragte Niall weiter und ich verdrehte leicht meine Augen. „Eine Weile", wich ich auch dieser Frage aus. Bis jetzt war noch niemand außer Niall hier und ich hoffte inständig, dass jemand kommen würde, um mich aus diesem Gespräch zu befreien und dass dieser jemand nicht Jack war. Und tatsächlich, genau in diesem Moment klingelte es an der Wohnungstür.

„Ich mache auf!", schrie ich etwas zu laut und rannte schon fast zur Tür. Als ich diese öffnete, nahm mich eine freudenstrahlende Zoey in den Arm. Nialls Freundin, die perfekte Ablenkung.

„Alles Gute zum Geburtstag!", wünschte sie mir, als wir uns wieder lösten. Dabei strahlend ihre blauen Augen und ihre blonden Locken wippten leicht hin und her.

Zoey ging auf eine andere Schule mit dem Schwerpunkt Musik und wohnte ganz in der Nähe von hier, trotzdem schien sie nicht gewusst zu haben, dass die obersten Wohnungen der hohen Häuser der Stadt über solch eine Aufmachung verfügten, denn bevor sie ihren Freund begrüßte, drehte sie sich ehrfürchtig guckend in der Wohnung um.

„Als was arbeitete dein Freund?", fragte sie mich und bestätigte mir mit ihren selbstverständlichen Umgang mit der Situation, dass es ihr völlig egal war, dass ich mit einem Mann zusammen war. Auch wenn Niall mir dahingehend schon im Vorhinein beruhigt  hatte, tat mir die Bestätigung gut.

„Er ist Musikproduzent", antwortete ich ihr.

„Was? Niall warum hast du mir das nicht erzählt?", fragte sie ihren Freund aufgebracht, den sie immer noch nicht begrüßt hatte.

„Vielleicht hätte ich das getan, wenn du mich nicht immer ignorieren würdest", gab Niall lachend von sich, woraufhin Zoey ihren Fehler bemerkte und Niall zur Begrüßung einen Kuss gab.

„Darf ich ihn wohl mal ein paar Demobänder schicken?", fragte sie mich, dabei hörte man aus ihrer Stimme die Aufregung heraus. „Er kommt gleich von der Arbeit wieder, du kannst ihn gerne fragen", meinte ich zu ihr, als es im nächsten Augenblick erneut klingelte.

„Setzt euch aufs Sofa, ich komme gleich dazu", woes ich die beiden an und ging zur Tür, hinter der sich ein nervös wirkender Jack befand.

„Alles Gute zum Geburtstag!", wünschte er mir und hielt mir recht unschlüssig die Hand hin. Ich zögerte kurz, dann nahm ich ihn in den Arm. „Wir haben uns schon geküsst Jack, ich glaube da ist eine Geburtstagsumarmung drin, oder?", witzelte ich etwas, woraufhin sich Jack in meinen Armen anspannte. Sofort löste ich mich von ihm und sah ihn prüfend an.

„Sorry. Ich erwähne es nicht mehr, wenn es dir unangenehm ist", entschuldigte ich mich. So ganz wusste ich noch nicht, wie weit ich bei Jack gehen konnte. Es wirkte manchmal so, als würde jede falsche Handlung meinerseits unser nun recht gutes Verhältnis kippen können.

„Das ist es nicht. Ich habe mich nur gefragt ... ich meine, weiß dein Freund von dem Kuss?"

„Er weiß, dass ich einen Klassenkameraden von mir geküsst habe, aber nicht dass du das warst. In diesem Raum ahnt noch nicht mal jemand, dass du schwul bist. Okay?"

Jack nickte. Er wirkte durch meine Worte beruhigt und ich fragte mich, was für ein Kampf mit seiner Sexualität in ihm herrschen musste, wenn er sich noch nicht mal in einen Raum, in dem jeder mich akzeptierte, sich öffnen konnte.

Ich ging vor und Jack folgte mir etwas schüchtern. Als niemand Anstalten machte ihn zu begrüßen, warf ich Niall einen warnenden Blick zu, der daraufhin aufstand und mit Jack so einen typischen Handschlag vollführte, mit dem sich alle aus der Fußballmannschaft begrüßten, zu der Niall und Jack gehörten. Danach stellte Niall ihm seine Freundin Zoey vor.

„Schick hast du es hier, Tomlinson", lobte auch Jack meine derzeitige Wohnsituation. „Die Wohnung gehört seinem Freund", ging Niall auf Jacks Aussage ein und betonte dabei das letzte Wort so sehr, dass ich mir sicher war, dass er Jack abschrecken wollte, immerhin wusste Niall von Jacks homophoben Art.

„Ja, ich weiß. Louis erwähnt das", antworte Jack allerdings nur recht nüchtern.

„Okay, ich mache uns mal Musik an", versuchte ich das Thema zu wechseln. Das konnte ja ein interessanter Abend werden, dachte ich mir, als ich zu der Musikanlage in der Ecke ging.

Als die Musik das Zimmer erfüllte und ich mich wieder zu der Gruppe umdrehen wollte, nahm ich im Augenwinkel wahr, wie die Wohnungstür geöffnet wurde. Das konnte nur Harry sein.

Und tatsächlich ein freudenstrahlender Harry betrat die Wohnung und kam direkte auf mich zu. „Na Geburtstagskind. Wie ist die Party?", fragte er floskelhaft und zog mich an sich, damit wir uns küssen konnten. Für einen Moment vergaß ich die anderen Menschen in diesem Raum und ließ mich völlig in den Kuss fallen.

Ein Räuspern von Niall holte uns aber schnell wieder in die Realität zurück und als ich mich zu besagten Geräusch umdrehte, blickte mich ein belustigter Niall, eine grinsende Zoey und ein leicht verlegen wirkender Jack an.

Ich griff nach Harry Hand und führte ihn zu den drei. „Harry, dass ist Zoey, Nialls Freundin, und Jack, ein Klassenkamerad von mir. Niall kennst du ja schon", stellte ich Harry die Leute vor, die in seiner Wohnung Platz genommen hatte.

Harry begrüßte alle auf seiner charmanten Art und nur wenige Minuten später hatte er es geschafft, die ganze Atmosphäre im Raum zu entspannen, auch wenn dies auf den Kosten von mir geschah, denn er erzählte gerade davon, wie ich es heute Morgen geschafft hatte, meine Geburtstagstorte auf den Boden fallen zu lassen.

„Es konnte doch keiner ahnen, dass die so schwer ist", verteidigte ich mich und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Doch, bei einer dreistöckigen Torte ist es recht offensichtlich, dass man sie nicht einfach hochheben kann", machte Harry meine Verteidigung zunichte, woraufhin alle im Raum an zu lachen fingen.

Als es wenig später erneut an der Tür klingelte, war Harry gerade im Gespräch mit Zoey über ihre Demobänder vertieft und Niall und Jack hatten sich dazu durchgerungen, über ihr kommendes Spiel zu sprechen.

„Zayn. Liam.", begrüßte ich die beiden Neuankömmlinge und beide schlossen mich in eine enge Umarmung.

„Wir sind ein bisschen spät, weil der wehrte Herr neben mir nicht damit zufrieden war, wie seine Haare lagen", kommentierte Liam ihre Ankunft, nachdem wir uns gelöst hatten.

„Vielleicht war ich einfach nur nicht so wild auf diesen Kindergeburtstag hier", verteidigte sich Zayn und warf mir ein „nichts für ungut" entgegen. Ich lachte bloß auf, der Witz würde für Zayn wohl niemals alt werden.

„Dabei ist er mindestens genauso gespannt, dich und Harry als Paar zu erleben, wie ich es bin", flüstere Liam mir zu, als er und Zayn an mir vorbei in die Wohnung gingen. Kopfschüttelnd folgte ich den beiden.

Lucky || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt