Kapitel 16

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„Sicher, dass ich mir von dir etwas ausleihen darf?", rief ich zu Harry herunter und ließ meinen Blick zum wiederholten Mal über das Innere von Harrys Kleiderschrank wandern, in dem sich schicke Anzüge neben ausgefallene Partyoutfits reihten.

„Ja! Wie oft soll ich das noch sagen und jetzt beeil dich, Liam und Zayn warten bestimmt schon auf uns", rief Harry zurück. Ich verdrehte die Augen. Mittlerweile wohnte ich seit sechs Tagen bei Harry und es schien fast so, als würde Harry nichts mehr als Unpünktlichkeit hassen, denn seine Lieblingsbeschäftigung war es mir mitzuteilen, dass ich zu spät war.

Mit den Fingern berührte ich ein Oberteil, welches aus schwarzem durchsichtigen Tüll bestand. Als ich es herausnahm, stand für mich fest, dass es mein Outfit für heute Abend sein würde.

Als ich die Treppe zu Harry runter ging, der schon ungeduldig an der Wohnungstür wartete, lag sein Blick sofort auf mir und er sagte mir mehr als deutlich, dass ihm gefiel wie ich aussah.

Aus Harrys Mund kam aber nichts derartiges. Stattdessen seufzte er ein „endlich" und zusammen verließen wir sein Apartment. Harry und ich hatte nicht mehr miteinander geschlafen, seit ich bei ihm eingezogen war. Er behandelte mich eher wie einen kleinen Bruder, dem er morgens Frühstück machte, zur Schule fuhr und dem er abends nach seiner Arbeit etwas zu Essen mitbrachte.

Vor zwei Tagen war er am Abend nochmal losgegangen und erst spät wieder nach Hause gekommen. Mitkommen hatte ich nicht gedurft und den Grund konnte ich mir mehr als denken: Er hatte mit jemanden geschlafen. Hatte das getan, was ich so gerne mit ihm tun würde. Doch das schien gar keine Möglichkeit mehr für ihn zu sein. Ich hatte eine Grenze bei ihm überschritten. Dadurch dass ich bei ihm wohnte, griff ich mehr in seine Privatsphäre ein, als er es gewöhnt war und er wollte diese enge Verbindung nicht dadurch festigen, indem er weiterhin mit mir schlief.

„Louis magst du auch aus dem Fahrstuhl aussteigen?", fragte mich Harry, der schon auf dem halbem Weg zu seinem Auto war. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und rannte zu ihm. „Du bist ja noch mehr in Gedanken als sonst", stellte Harry fest, als ich ihn erreicht hatte, „denkst du über deine Eltern nach?"

Verwundert sah ich zu ihm auf. Wie kam er denn darauf? Immerhin hatte ich in den letzten Tagen mehr als einmal lauthals geschworen, dass sie mir völlig egal waren. Wenn sie mich nicht so akzeptieren konnten wie ich war, dann brauchte ich die beiden nicht in meinem Leben.

„Nein, ich habe mich nur gefragt, ob mein Outfit nicht vielleicht doch zu viel ist", überspielte ich vor Harry die Tatsache, dass eigentlich er in meinen Kopf herumspukte. „Also darüber musst du dir wirklich keine Gedanken machen. Du siehst fantastisch aus und jetzt los, lass uns endlich fahren.", versicherte Harry mir und stieg in sein Auto ein, welches wir gerade erreicht hatten.

Ein dümmliches Grinsen breitet sich auf meinen Lippen aus und verharrte dort, bis wir bereits ein gutes Stück mit dem Auto gefahren waren. Das nicht nur das Kompliment von Harry zu diesem Grinsen geführt hatte, sondern auch die Hoffnung, dass sich heute Harrys Meinung bezogen auf unser Verhältnis ändern konnte, gestand ich mir nicht wirklich ein.

„Wir sind da", holte Harry mich aus meinen Gedanken. Mein Blick ging auf die belebte Straße vor uns und fast sofort ging das pulsieren der Stadt auf mich über. „Na dann los", sagte ich freudestrahlend und stieg aus dem Auto, hinaus in die Nacht die so viel aufregendes zu versprechen schien.

Harry war sofort neben mir und legte mir zu meiner Überraschung einen Arm um die Schulter. „Wenn wir uns nachher aus den Augen verlieren sollten, treffen wir uns bei meinem Auto. Okay?", gab er von sich und lächelte mich an.

„Okay? Aber warum sollten wir uns aus den Augen verlieren? Ich dachte wir treffen uns mit Zayn und Liam, um zusammen die Nacht im Luckys zu verbringe."

Harrys Lächeln vertiefte sich auf eine Art und Weise die mir signalisierte woran er gerade dachte und das war definitiv nicht jugendfreundlich. „Man weiß doch nie was ein Abend so bringt", unterstrich er seinen Blick. Schlagartig sank meine Laune. Es war keine Option für Harry, dass wir heute Abend küssend über uns herfallen würden. Es schien fast so, als hätte ich jede Anziehungskraft für ihn verloren und diesmal war kein Niall in Sicht, der mir durch einen verrückten Plan half, Harry für mich zu gewinnen.

Im Club angekommen, stockte mir der Atem und für einen Moment vergaß ich all meine Gedanken um Harry, denn auf einen der Podeste im Club tanzten Zayn und Liam. Eng umschlungen und verdammt sexy.

„Okay, dass hätte ich den beiden nicht zugetraut", hörte ich mich sagen, meinen Blick weiter auf das Schauspiel gerichtet, welches sich vor mir abspielte. „Ich ihnen schon. Früher zumindest, aber ehrlich gesagt dachte ich, dass diese Zeit vorbei wäre", sagte Harry und dabei hörte man die Belustigung aus seiner Stimme deutlich heraus.

Im gleichen Moment blieb Liams Blick auf uns hängen. Er winkte kurz, dann schnappte er sich Zayn und steuerte auf uns zu. Ihr Abgang wurde von enttäuschten Gerufe von Männern begleitet, die die Show der beiden sichtlich genossen hatten.

„Was war denn das?", begrüßte ich die beiden und zog sie in eine enge Umarmung. „Das war ein Freudentanz", beantwortet Zayn meine Frage, nachdem wir uns wieder gelöst hatten und Liam Harry zur Begrüßung umarmte.

„Ich wusste nicht, dass ein Freudentanz so sexy sein kann", kommentierte Harry Zayns Aussage und umarmte ihn ebenfalls zur Begrüßung. „Na wir müssen die Zeit hier schließlich noch einmal in vollen Zügen auskosten, bis wir bald in Windeln und Fläschchen ertrinken", erklärte Liam ihren Tanz weiter.

Verwirrt schaute ich von den beiden zu Harry, dem kurz der Schock ins Gesicht geschrieben stand, doch dann zwang er sich zu einem Lächeln: „Also habt ihr bei der Begutachtung des Hauses gut abgeschnitten?"

Zayn und Liam schauten sich überglücklich an und nickten. „Es wird sich jetzt nur noch um Wochen handeln, bis wir unseren Sohn oder unsere Tochter in die Arme schließen können", strahlte Liam und endlich begriff ich es auch. „Ihr adoptiert ein Kind?", fragte ich und ohne die Antwort abzuwarten, sprang ich den beiden erneut in die Arme.

„Ich freue mich so für euch!", rief ich aus, woraufhin Harry neben mir zu lachen anfing. „Du kennst die beiden seit ungefähr 2 Wochen, also beruhig dich", ermahnte er mich schon fast. Entgeistert schaute ich ihn an. „Aber die beiden Gründen eine wirkliche Familie. Das ist doch das großartigste überhaupt", versuchte ich Harry meine Begeisterung zu erklären. Doch Harry verstand es nicht. Das sah man ihm deutlich in seinem Gesicht an. Er konnte nicht verstehen, wie der Gedanke an eine Familiengründung so eine Freude bei mir auslösen konnte. Es schien so völlig von dem weg zu sein, was ihm in seinen Leben glücklich machte und zum ersten Mal begriff ich, dass er mir nie das geben könnte, was ich mir für meine Zukunft wünschte: Einen festen Partner, ein gemeinsames Zuhause, Kinder und der Wunsch, gemeinsam alt werden zu wollen.

Lucky || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt