Kapitel 35

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Gähnend drehte ich mich um und als ich einen warmen Körper neben mir spürte, kuschelte ich mich an ihn, nur um wenig später aus dem Bett geschubst zu werden. Verwirrt schaute ich zu dem Übeltäter hinauf und als ich das ebenso verwirrte Gesicht von meinen Bruder Nick erblickte, begriff ich, dass ich mich nicht an Harry gekuschelt hatte.

Bilder der gestrigen Nacht schossen mir durch den Kopf. Wie ich tränend überströmt in den Nachtbus gestiegen war, um eine Stadt weiter zu meinem Bruder ins Studentenwohnheim zu fahren. Wie dieser mir verdutzt die Tür geöffnet hatte, als ich um kurz nach 5 Uhr am Morgen mein Ziel erreicht hatte und wie er mich in den Arm genommen hatte, als er sah, dass ich geweint hatte und kurz davor stand, erneut in Tränen auszubrechen. Und wie ich ihm letztendlich alles erzählt hatte, was zwischen mir und Harry geschehen war, bevor ich völlig übermüdet in Nicks Bett eingeschlafen war.

Erneut füllten sich meine Augen mit Tränen und als Nick dies sah, fing er sofort an zu reden: „Ich wollte dich nicht aus dem Bett schubsen. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass jemand neben mir liegt und ich habe mich erschrocken. Habe ich dir sehr wehgetan?"

Unter Tränen brachte ich ein Lachen zu standen: „Ich weine doch nicht deswegen, du Idiot. Würde mir das etwas ausmachen, hätte ich unsere ganze Kindheit weinend verbringen müssen." Kurz schien Nick an die ganzen Male zu denken, an denen er mich geärgert und mir Streiche gespielt hatte, denn ein genugtuendes Grinsen legte sich auf sein Gesicht, doch dann wurde er wieder ernst und schaute mich besorgt an.

„Wehe du weinst, weil du Schuldgefühle hast und ihn vermisst. Ich hoffe dir ist bewusst, dass du Harry nie betrogen hättest, wenn ihr eine normale Beziehung geführt hättet. Ist doch wohl klar, dass dir das nicht gereicht hat, was er bereit war dir zu geben."

„Unsere Beziehung war normal", gab ich etwas trotzig von mir, stellte mich wieder hin und ließ mich neben Nick auf das Bett fallen.

„Du weißt was ich meine", verteidigte sich Nick und ja ich wusste es. Nick war zwar offen meiner Homosexualität gegenüber eingestellt, aber ich hatte gestern, als ich ihm alles erzählt hatte, mehr als deutlich an seinem Gesicht gesehen, was er von der Art der Beziehung hielt, die Harry und ich geführt hatten. Für Nick war die Treue etwas, was man vor Gott schwur und die man niemals brechen sollte.

„Aber du hast recht. Ich sollte nicht wegen ihm weinen. Wir passten einfach nicht zusammen", stimmte ich Nick zu, woraufhin er mich zustimmend anlächelte. Ich wischte mir die letzten Tränen aus meinem Gesicht und lächelte ebenfalls.

„Und was möchtest du heute machen? Die beste Medizin gegen Liebeskummer ist Ablenkung", redete er weiter auf mich ein, wohl mit dem Ziel mir keine Chance zu lassen, erneut in meinen Gedanken abzuschweifen.

„Wie viel Uhr haben wir denn?", überlegte ich laut und zog mein Handy aus meiner Hosentasche heraus, um die Uhrzeit zu erfahren. 13 Uhr, stellte ich erstaunt fest. Mein Schlafrhytmus dürfte sich damit komplett verabschiedet haben.

Verwirrt schaute ich Nick an. „Ich habe zwei Nächte hintereinander nicht geschlafen und nur am Tag ein paar Stunden nachgeholt, deshalb ist es kein Wunder, dass ich so lange geschlafen habe, aber wie kommt es, dass du auch bis eben geschlafen hast?"

Nick lachte auf. „Kurz bevor du gestern weinend vor meiner Tür gestanden und mich weitere zwei Stunden wach gehalten hast, bin ich auch erst nach Hause gekommen. Ich war noch auf einer Party im Studentenwohnheim nebenan."

Prüfend sah ich meinen Bruder an, was ihn verwirrt reinschauen ließ. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie du feiern gehst. Du warst in der Schulzeiten immer derjenige, der am Wochenende zu Hause war, gelernt hat und Sonntag morgen in der Kirche saß", lachte ich.

„Und ich kann mir nicht vorstellen, wie du eine offene Beziehung geführt hast und etwas mit einen verdammten Popstar hattest. Auch wenn ich mir das wahrscheinlich gar nicht weiter vorstellen sollte", konterte Nick.

„Touché", lachte ich auf.

„So und jetzt zieh dich an, ich zeige dir mein Lieblingscafé und einen Kaffee haben wir uns wohl mehr als verdient", brachte mich Nick zum aufstehen und nachdem wir uns fertig gemacht hatten, verließen wir Nicks Wohnheimzimmer.

Mein Handy, welches drei verpasste Anrufe von Niall anzeigte, ließ ich im Zimmer liegen.

Lucky || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt