Kapitel 19

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Am nächsten Morgen drehte ich mich zu dem noch schlafenden Harry um. Kurz zögerte ich, aber dann gewann doch mein Bedürfnis ihm nah zu sein, und so kuschelte ich mich an seinen immer noch nackten Körper.

Harry grummelt daraufhin zufrieden und zog mich fester an sich, nur um in der nächsten Sekunde erschrocken seine Augen aufzureißen und ein gutes Stück von mir weg zu rutschen.

„Bin ich so angsteinflößend?", kam es mir über die Lippen. Ich war mir nicht sicher, ob ich wegen Harrys Reaktion weinen oder lachen sollte.

Harry seufzte resigniert. „Nein, das ist es nicht. Ich will nur nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst.", erklärte er mir sein Verhalten, rutschte wieder ein Stückchen näher zu mir und ließ sich wieder in sein Bett fallen.

Ich entschied mich inzwischen dafür wegen Harrys Reaktion zu lachen, auch wenn es sich leicht verrückt anhörte, was zur Folge hatte, dass Harry mich besorgt anblickte.

„Und der wiederholte Sex und das Kuscheln gestern Abend macht mir natürlich keine falschen Hoffnungen.", brachte ich schließlich über meinen Lippen, wobei die Ironie deutlich zu hören war.

Harry raufte sich durch die Haare. Er wirkte fast verzweifelt und das kannte ich gar nicht von dem selbstbewussten Mann vor mir. Plötzlich setzte Harry sich auf und schaute mir direkt in die Augen.

„Hör zu Louis. Ich mag dich und ich finde dich auch sehr attraktiv, sonst würde es mir auch nicht so schwer fallen, zu dir nein zu sagen.", ich schaute an meinen immer noch nur mit dem Tülloberteil bedeckten Körper herunter und guckte danach wieder Harry in die Augen, der mich nun entschuldigend ansah. Es war immerhin mehr als offensichtlich, dass er nicht nein gesagt hatte. Dann räusperte er sich kurz: „Ich habe deine Eltern gesehen, habe ihre Ansichten mitbekommen und ich kann daran ableiten, wie du aufgewachsen bist. Du hast vorgelebt bekommen, dass es im Leben erstrebenswert ist eine Familie zu gründen, zu heiraten und gemeinsam alt zu werden. Aber das ist nicht das, was ich mir für mein Leben wünsche. Ich liebe die Freiheit. Die Möglichkeit immer neue Leute kennenzulernen und ja auch in sexueller Hinsicht. Ich gehe in meinem Job auf und ich liebe es, dass ich durch meinen Beruf viel auf Reisen bin. Ich will an nichts und niemanden gebunden sein. Verstehst du? Und deswegen kann das zwischen uns nicht funktionieren. Ich lasse dich gerne noch hier wohnen. Wir können Freunde sein, doch wir sollten uns körperlich nicht mehr näher kommen. Okay?"

Kurz nickte ich, weil ich Harrys Worte verstand, doch dann begann ich vehement meinen Kopf zu schütteln. „Ja, das Leben was du da beschreibst hört sich toll an, aber was ist wenn du älter wirst? Willst du dann niemanden an deiner Seite haben? Willst du ganz alleine sein?"

Harry sah mich mitleidend an, so als ob ich etwas ganz offensichtliches nicht verstehen würde, dann sagte er: „Ich bin nicht allein. Ich habe Zayn und Liam. Ich freue mich darauf Onkel zu werden. Ich verstehe mich gut mit meinen Kollegen und Kolleginnen. Und einen nervigen Mitbewohner habe ich seit neustem auch und wer weiß wann ich den wieder loswerde. Ich bin glücklich und wenn mir irgendwann diese Menschen nicht mehr reichen und ich mich alleine fühle, was ich übrigens nicht glaube, dann ändere ich etwas daran."

Kurz schnaufte ich wegen dem Teil seines Kommentars auf, der auf mich bezogen war und ließ mich dann ergebend rückwärts ins Bett fallen. Ich spürte Harrys Blick auf mir, doch ich antwortete nicht sofort.

„Ich versteh deine Worte. Sie machen Sinn.", begann ich letztendlich den Versuch, ihn meine Gedanken mitzuteilen, „Aber deine Worte erreichen mein Herz nicht, wenn du verstehst was ich meine. Wenn ich mir mein Leben ohne einen Partner an meiner Seite, ohne Kinder und ohne eine eigenes Haus vorstelle, habe ich das Gefühl, dass mir etwas fehlen würde."

Harrys Blick bohrte sich regelrecht in meinen Körper ein, doch ich schaute weiterhin die Decke an. Dann legte Harry sich plötzlich zu mir und drehte mit einem Finger meinen Kopf zu sich, sodass wir uns nur wenige Zentimeter entfernt in die Augen blickten. Kurz verlor ich mich in seinen Augen. Ich konnte gar nichts dagegen tun.

„Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass nicht du derjenige bist, der sich das alles wünscht?", fragte mich Harry plötzlich. Ich zog mein Gesicht kraus, wer sollte sich das bitte wünschen, wenn nicht ich? Harry interpretierte meinen Blick richtig und erklärte weiter: „Was ist, wenn du nur denkst, dass das deine Wünsche sind, weil dir das so von deinen Eltern und der Gesellschaft vorgelebt wird? Und nur weil du noch keinen anderen Weg ausprobiert oder kennengelernt hast, gehst du davon aus, dass du das auch alles möchtest. Eine Familie, ein Haus und einen festen Partner. Louis du bist erst 17 Jahre alt. Probier dich aus und entscheide dann, was du für dein Leben möchtest."

„Das ist doch Quatsch.", gab ich abwehrend von mir, „Ich bin schwul. Ich bin einfach mit dir mitgegangen, mit einen Wildfremden, um Sex zu haben und ich habe mich gegen meinen Vater gestellt. Das alles hätten meine Eltern nie gemacht."

Harry lächelte mich an: „Ja, da hast du recht. Ich sage ja auch nicht, dass du genauso wie deine Eltern bist. Doch Tatsache ist nun einmal auch, dass du seit wir miteinander geschlafen haben, keinen anderen Mann angeguckt hast. Du hast gestern im Club sogar jemanden weggeschickt, der offensichtlich mit dir geflirtet hat und jetzt sag nicht, dass das nicht daran liegt, dass eine kleine Stimme in dir immer noch hofft, dass aus uns was werden könnte und das spricht nun einmal doch dafür, dass du an diesem konventionellen Bild der Liebe festhältst."

Empört setzte ich mich auf. Wie eingebildet konnte ein Mensch eigentlich sein? „Dass du überhaupt mitbekommen hast, dass mich jemand angeflirtet hat, so wie du diesen Ben halb aufgefressen hast.", gab ich patzig von mir, stand auf und ging zu meinen Koffer rüber, um mir etwas bequemes anzuziehen.

„Ach Louis, jetzt sei nicht eingeschnappt. Ich weiß nun einmal, dass man mir nicht wiederstehen kann." Mit einem Ruck zog ich das Tülloberteil aus und mir ein neues T-Shirt an. Dann funkelte ich Harry an.

„Okay fein. Ich habe es verstanden. Ich vergesse diese mir jetzt auch völlig abwegig vorkommende Einbildung, dass wir eine monogame, kitschige Beziehung führen könnten und probiere mich aus. Denn du hast recht, woher soll ich denn wissen was ich für mein Leben möchte, wenn ich nicht verschiedene Wege kennenlerne.", sagte ich, schnappte mir meine Jogginghose und zog sie mir über. Dann ging ich triumphierend auf Harry zu, der sich mittlerweile auf seine Bettkante gesetzt hatte. „Aber ich verlange das gleiche von dir.", sagte ich und klopfte mit einem Finger auf Harrys Brust. Dieser schaute mich daraufhin verwirrt an.

„Louis ich weiß nicht ob es dir aufgefallen ist, aber ich probiere mich mein ganzes Leben lang schon aus."

Jetzt war ich es der Harry diesen Blick schenkte, der ihm deutlich machte, dass er das offensichtliche nicht sah. „Ja, das weiß ich und du hast herausgefunden, wie du mir eben breit erklärt hast, dass dich dieses Leben glücklich macht. Was du aber noch nicht ausprobiert hast, ist eine Beziehung zu führen. Das weiß ich von Zayn und Liam und woher willst du denn wissen, dass dich das nicht auch glücklich macht? Also hier mein Deal. Du führst dein Leben weiter wie bisher. Vögelst rum mit wem du möchtest. Ich werde das gleiche tun. Aber sozusagen als Bonus werde ich dein Freund.", breitbeinig setzte ich mich auf Harrys Schoß. „Ich koche für dich, wenn du nach Hause kommst, an einem verregneten Sonntag bleiben wir im Bett und gucken Filme, du hast automatisch eine Begleitung für langweilige Arbeitsevents.", ich begann meinen Hüfte auf Harrys Schoß zu kreisen und flüsterte ihm ins Ohr, „Und du kannst so oft Sex mit mir haben wie du möchtest. Wehre doch auch einmal spannend zu sehen, wie anders Sex ist, wenn man den gegenüber besser kennt. Wenn man weiß welche Stellen den anderen vor Erregung zittern lassen." Vorsichtig knabberte ich an Harrys Ohrläppchen was ihn eine Gänsehaut bescherte.

Plötzlich packte Harry mich und drehte sich mit mir zusammen um, sodass ich mit dem Rücken auf der Matratze lag und Harry sich über mich beugte.

„Keine Verpflichtungen? Nur Vorteile?", harkte Harry nach und sein Blick verriet nicht, ob er mich wegen meines Vorschlags auslachen würde oder ob er auf den Deal eingehen würde.

„Ich kann dir nicht versprechen, dass wir uns nie streiten werden. Das gehört nun einmal zu einer Beziehung dazu, aber wir streiten auch so schon miteinander und dann haben wir Sex, also wird sich da wohl nicht all zu viel ändern.", gab ich neckend von mir, nicht ganz ignorierend können, dass Harry und meine Längen direkt aufeinander lagen.

„Deal.", sagte er plötzlich und küsste mich danach so stürmisch, dass ich nicht wirklich verarbeiten konnte, was gerade passiert war.

Lucky || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt