Kapitel 8

189 25 1
                                    

Harrys Sicht

„Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll, dass ihr den gestrigen Abend mit meinem One Night Stand verbracht habt.", warf ich dem Paar vor mir vor, welches sich wie verliebte Teenager einen Milchshake teilte.

„Laut ihm, hat er bei dir geschlafen und das ist doch schon deutlich mehr, als die anderen Männer für gewöhnlich tun.", antwortete mir Zayn, ohne dass mir der Zusammenhang deutlich wurde.

„Und das gibt ihm gleich das Recht, einen Abend mit euch zu verbringen?", fragte ich nach und nahm ebenfalls einen Schluck von meinem Milchshake. Mit unseren 28 Jahren waren wir wohl viel zu alt, um Milchshakes mit bunten Streuseln zu trinken, aber das taten wir schon seit der Unterstufe jeden Sonntag zusammen in einem kleinen Café in der Stadt und irgendwie war es zu einem Ritual geworden.

„Ehrlich gesagt, hatte ich etwas Mitleid mit ihm. Man sollte seine Jungfräulichkeit nicht an einem Mann verlieren, den man drei Tage später dabei zu gucken darf, wie er einen anderen Typen fast auf der Tanzfläche eines Clubs fickt.", klärte mich Liam auf.

Ich verschluckte mich an meinem Milchshake und fing laut an zu husten. „Ach komm. Danach sah es wirklich aus. Und so lange seid ihr dann ja auch nicht mehr geblieben. Dass du überhaupt mitbekommen hast, dass wir Louis unter unsere Fittich genommen haben.", interpretierte Liam meinen Hustenanfall falsch.

„Louis hatte vorher noch nie Sex?", fragte ich die beiden, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte. Zayn und Liam schauten sich irritiert an.

„Das wusstest du nicht?", fragte Zayn nach und ich schüttelte den Kopf. „Ich meine, er hat zwar zugegeben, es noch nicht oft getan zu haben, aber ich wusste nicht, dass er noch nie Sex hatte."

„Man Harry. Redest du überhaupt mit den Menschen bevor du mit ihnen schläfst? Und wie kam es überhaupt dazu, dass du mit einem siebzehnjährigen ins Bett gestiegen bist? Ich hatte erst noch nicht einmal Lust den Abend mit ihm zu verbringen, weil er mir viel zu jung vorkam. Ich meine Louis ist echt witzig drauf und ich wir hatten dann doch einen schönen Abend, aber ich könnte nie mit ihm schlafen.", harkte Zayn nach, worauf Liam ihn einen komischen Blick zu warf, der eindeutig sagte: „Ich hoffe für dich, dass du mit niemanden schlafen würdest, außer mir."

Ich schüttelte meinen Kopf. „Er hat mir erst nach dem Sex erzählt, wie alt er ist. Ich meine ich habe ihn in einer Bar kennengelernt und er hat einen Vodka-E getrunken. Ich bin davon ausgegangen, dass er volljährig ist.", verteidigte ich mich.

„Und was ist deine Ausrede dafür, dass ihr am Morgen noch einmal Sex hattet?", brach Zayn lachend heraus und Liam stimme in das Lachen mit ein, wohl vergessend, dass er Zayn böse angucken wollte.

Ich stöhnte genervt auf: „Hat er euch eigentlich irgendetwas nicht erzählt?"

„Er wurde nach ein paar Drinks sehr gesprächig.", prustete Liam weiter los.

Super. Wirklich super.

„Und was hast du jetzt vor, jetzt wo du weißt, dass du ihn entjungfert hast?", fragte mich Zayn, nachdem er und Liam sich wieder beruhigt hatten.

Ich guckte ihn verwirrt an: „Was soll ich denn jetzt Vorhaben? Soll ich zu ihm hinfahren, ihm erzählen, wie schön ich es finde, dass er sein erste Mal mit mir haben wollte und wie besonders ich mich fühle? Dann fallen wir uns in die Arme und Leben glücklich bis an unser Lebensende? Das wird nie passieren. Letztendlich ist es nur Sex. Er wollte es und ich bin mir sicher, dass er Spaß hatte. Bald wird er mit anderen schlafen und merken, dass das mit uns nichts besonderes war."

„Warum genau sind wir nochmal mit ihm befreundet?", fragt Zayn Liam und letzteres zuckte nur mit den Schultern: „Damit wir immer jemanden vor Augen haben, der sich so vehement gegen alles wehrt, was im Ansatz mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat, und uns damit zeigt, wie gut wir es miteinander haben."

„Ach ja. Deswegen."

Ich verdrehte die Augen: „Hahaha. Ich habe doch euch. Das reicht mir was zwischenmenschliche Beziehungen angeht."

„Willst du denn nie jemanden in deinem Leben haben, zu dem du nach Hause kommen kannst? Der dich in und auswendig kennt? Bei dem du einfach du sein kannst?", fragte Zayn mich und sah mich dabei fast schon mitleidig an.

Ich brauchte das nicht. Ich hatte das noch nie gebraucht. Ich war glücklich mit meinem Leben. Warum sollte ich daran etwas ändern wollen?

„Jede Beziehung ist zum scheitern verurteilt. Entweder man zieht irgendwann die Reißleine oder man verbleibt in der unglücklichen Beziehung und wird alt und verbittert. Man kann nicht für immer jemanden lieben."

Zayn und Liam sahen mich beide schockiert an. „Und was ist mit uns? Sind wir ein Witz für dich?", sprach Liam das aus, was wohl beide dachten.

„Ja. Vielleicht seid ihr die Ausnahme von der Regel, aber letztendlich seid ihr auch erst fünf Jahre zusammen, wer weiß was die Zukunft bringt.", mit diesen Worten trank ich den letzten Schluck meines Milchshakes aus und stand auf.

„Wie kann man nur so sein?", fragte mich Zayn.

„Ich bin nur realistisch. Und jetzt muss ich los, ich erwarte noch Besuch.", sagte ich, legte das Geld für meinen Milchshake auf die Theke und ging.

Beim rausgehen schüttelte ich den Kopf. Ich hatte bei meiner Mutter gesehen, was diverse Beziehungen ihr angetan hatten. Sie war nie wirklich glücklich gewesen und ich würde mir so etwas nicht antun.

Lucky || Larry Stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt