Harrys Sicht
Etwas widerwillig nahm ich das vor sich hin glucksende zwei Monate alte blonde Mädchen an mich, welches seit vier Tagen das Leben von Liam und Zayn auf den Kopf stellte.„Ist sie nicht hinreißend", kommentierte Liam das Geschehen und als ich Lea, deren Name von ihrer leiblichen Mutter ausgesucht wurde, so in meinem Arm positionierte, dass wir es beide bequem hatten und wir uns zusammen auf das Sofa in Liams und Zayns Wohnzimmer fallen ließen, konnte ich nicht abstreiten, dass hinreißend sie erstaunlich gut beschrieb.
„Ihr seid jetzt wirklich Eltern", gab ich etwas ehrfürchtig von mir und fing an, mit einem Finger kleine Kreise auf die Wange des Mädchen zu malen.
Liam und Zayn schauten sich überglücklich an und fingen dann beide wild an zu nicken.„Verrückt, oder? Man bereitet sich die ganze Zeit darauf vor, kauft alle Sachen ein und liest alle möglichen Ratgeber, doch wenn dann der Anruf kommt, der einem sagt, dass es nun soweit ist und man wenig später ein kleines Wesen in den Arm gedrückt bekommt, fühlt es sich einfach unreal an", erzählte mir Zayn von seinen Gefühlen die er vor vier Tagen erlebt hatte. Vier Tage an denen sie die Zeit zu dritt genießen wollten und sich aneinander gewöhnen wollten. Vier Tage in denen ich Lea nicht kennenlernen durfte. Vier Tage die mir einen Vorgeschmack drauf gegeben hatten, dass Zayn und Liam nun einen neuen Lebensabschnitt begonnen hatten, bei dem ich nur noch eine Nebenrolle spielte. Doch so wollte ich nicht denken. So dufte ich nicht denken. Da sollte nur Freude von meiner Seite aus sein.
Allerdings schien ich seit über drei Wochen meine Gedanken und Gefühle nicht wirklich mehr unter Kontrolle zu haben, denn wenn das so wäre, würde ich nicht ständig an Louis denken. Bei dem ich nicht wusste, wo er mittlerweile untergekommen war und ob es ihn gut ginge. Ich schüttelte den Kopf. Es sollte mir egal sein. Louis war weg. Ich hatte mein altes Leben zurück. Alles war gut.
„Findest du es wirklich so unglaubwürdig, dass wir Eltern sind?", kommentierte Liam mein Kopfschütteln. Ich lächelte ihn warm an: „Nein. Denn ihr seid schon jetzt die besten Eltern die Lea sich vorstellen kann. Da bin ich mir ganz sicher." Liam und Zayn guckten sich verliebt an, nur um im nächsten Moment zu mir und Lea rüber zu kommen und uns in eine Gruppenumarmung zu ziehen. Dass fand Lea wiederum nicht all zu witzig, denn fast sofort fing sie an zu weinen, was Liam und Zayn wieder auseinander fahren ließ.
„Hat da jemand Hunger?", fragte Liam in einer viel zu hohen Tonlage und nahm mir Lea aus meinem Arm. „Daddy macht dir eine Falsche", ergänzte er, nickte uns kurz zu und verschwand dann mit dem weinenden Baby in der Küche.
Fast sofort danach lag Zayns ernster Blick auf mir, was mich verwirrt eine Augenbraue hochziehen ließ. „Ich weiß wir sind Eltern geworden und alles ist plötzlich total verrückt und anders", stieg Zayn in seine Erklärungen ein, „Aber das bedeutet nicht, dass wir nur über uns reden müssen. Also raus damit. Was ist los? Und wehe du sagst jetzt nichts. Denn eigentlich wissen wir beide, dass es an einer kleinen Nervensäge namens Louis liegt."
Genervt stöhnte ich auf und ließ mich wieder zurück in das Sofa fallen. „Es ist aber wirklich nichts. Louis und ich hatten was miteinander und jetzt ist es vorbei. So wie es davor schon mit vielen Männern vorbei war und bei denen hast du auch nicht in Frage gestellt, dass alles gut war."
„Mit denen hast du aber auch keine Beziehung geführt. Und jetzt spiel das nicht als Kleinigkeit ab. Wir wissen beide, dass du das nie tun wolltest, nach all dem, was du mit Sue erlebt hast."
Bei dem Namen meiner Mutter zuckte ich kurz zusammen. Sie war kein Thema, was oft zwischen uns zur Sprache kam. Es schien ein stillschweigendes Einverständnis zu geben, dass wir sie nie zum Mittelpunkt unserer Gespräche machten. Bis jetzt. Musste sich denn wirklich alles ändern?
Nicht mehr ruhig sitzen bleiben könnend, stand ich auf und bewegte mich im Wohnzimmer der beiden hin und her. „Ich weiß doch auch nicht, was da in mich gefahren ist. Ich wollte Louis nur beweisen, dass es nicht nur einen Lebensweg gibt. Der Sex mit ihm war auch gut und diesen jederzeit haben zu können, hörte sich verlockend an", versuchte ich mich zu erklären.
„Erzähl doch keinen Scheiß", platzte Liam ungewohnt heftig in das Gespräch von Zayn und mir hinein, eine an der Flasche nuckelnde Lea auf seinen Arm. „Ich bin mir nicht so sicher, ob sie solche Worte hören sollte.", sagte ich und zeigte auf das Baby.
„Jetzt lenk bloß nicht ab Styles. Jeder hier weiß, dass du Louis wirklich magst. Sonst hättest du es nie soweit zwischen euch kommen lassen. Und es hat dich verletzt, dass er sich auf diesen Jack eingelassen hat, weil du innerlich weißt, dass nur deine Ängste dich davon abhalten, ihm das gleiche zu geben, wie dieser Jack es tut. Eine Beziehung. Beständigkeit. Liebe."
Ich lachte spöttisch auf. „Du hast keine Ahnung", pampte ich Liam mit einem bösen Blick an. Nicht wirklich wissend, was ich anderes von mir geben sollte. Denn so sehr ich es auch vermeiden wollte, konnte ich nicht abstreiten, dass ich mich ertappt fühlte. Doch das würde ich niemals zu geben. Nicht vor Liam. Nicht vor Zayn.
Liams Blick lag fast wütend auf mir. Zayn schaute mich mitleidend an. „Guckt nicht so!", brauste ich weiter auf. „Louis ist mir egal. Das Ziel unserer Beziehung war es, dass er für sich erkennt, was er in seinem Leben möchte und genau das ist passiert. Er will dieses ganze monogame Pärchenzeug. Ich nicht. Und das wird sich auch nicht ändern."
„Er ist dir also egal?", stellte Liam skeptisch fest. „Dann ist es ja auch gar nicht merkwürdig, dass du auf ihn angesprochen, so überreagierst."
„Ich reagiere nicht über!", erhob ich meine Stimme, nur um festzustellen, dass das die Definition von Überreagieren war. „Wisst ihr was", räumte ich um einiges ruhiger ein, „Ich gehe jetzt."
„Ach komm schon Harry. Weglaufen ist doch nicht die Lösung", stellte Zayn besänftigend fest. Und ja verdammt, das wusste ich selber. Doch dieses Wissen hielt mich nicht davon ab, mir meine Jacke zu schnappen und das Haus der beiden zu verlassen.
Ich musste einfach da raus. Weg von ihren Worten, weg von den Erinnerungen an Louis und vor allem weg von der Möglichkeit, mich mit meinen Gefühlen auseinandersetzen zu müssen.
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Lucky || Larry Stylinson
FanfictionLouis ist in einer Vorstadt mit immer gleichen Vorgärten, gepflegten Häusern und sonntäglichen Kirchenbesuchen groß geworden. In dieser Stadt gab es drei Dinge, die als unverzeihlich galten. Untreue, wenn man sich von Gott abwendete und Homosexualit...