6.

5.3K 162 38
                                    


YOUR POV

Mein rechter Augennerv zuckte. Ich wusste es. Ich wusste, dass das passieren würde. Wieso hab ich den Drang, noch mal einen Aufschlag zu spielen, nicht einfach ignoriert und bin mit Aoi zusammen zu ihr gegangen, um zu lernen? Aber nein, ich musste ja mal wieder genau das machen, von dem ich wusste, dass ich Ärger kriegen würde.
Und jetzt stand ich hier, zusammen mit Oikawa neben mir, im Büro des Rektors und musste mir eine Predigt anhören, von wegen, dass der Hallenplan nicht umsonst im Eingangsbereich hinge und wir Schüler nicht einfach so, ohne Erlaubnis, in der Halle ein Netz aufbauen dürften.
Ich war sowieso schon angespannt, aber was mich noch mehr aufregte, war die Tatsache, dass der Kapitän neben mir wieder nervös lachte und sich dabei den Nacken rieb. Dieses Bild erschien mir fast schon lustig, hätte ich den Ernst der Lage nicht erkannt, in der wir steckten.

Nachdem wir uns bei der gesamten Putzkraft, die heute für die Sporthalle zuständig war, entschuldigt hatten, war ich drauf und dran, mich umzuziehen und nach Hause zu gehen. Doch Oikawa hatte anscheinend andere Pläne.
"Komm morgen nach dem Unterricht zu unserem Training in der Sporthalle. Nur zum Zugucken und dann überlegst du dir, ob du uns als Managerin beitrittst.", sagte er und seine Nervösität war wie weggewischt. Stattdessen hatte er wieder dieses kleine, gefährliche Lächeln auf den Lippen und mit den Händen in den Hosentaschen sah er mich abwartend an.
Ich seufzte leise. "Ist gut, ich werde morgen kommen."
Oikawa machte einen leisen Laut, der ziemlich belustigt klang und musterte mich noch weiter. "Darf ich dich noch eine Sache fragen?"
"Frag ruhig.", sagte ich und wedelte mit der Hand. Jetzt konnte mich ja sowieso nichts mehr retten.
"Wieso willst du nicht, dass ich jedem erzähle, wer dein Vater ist?", fragte der Kapitän und ich zuckte zusammen.
"Ich mag mein Leben lieber, wenn es ruhig ist. Ich kann gespielte Freundlichkeit nicht leiden und wenn jeder wüsste, dass ich eigentlich V/N Nakamura heiße, dann stände ich direkt im Mittelpunkt und jeder will mein Freund sein. Sowas hasse ich.", gab ich preis und beobachtete Oikawa's Reaktion. Doch es kam keine.

Stattdessen schloss er lächelnd die Augen und ging an mir vorbei. "Du magst Volleyball.", stellte er fest, ohne auch nur stehenzubleiben oder zu mir zurückzugucken.
Ich starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Wieso behauptete das jeder?
"Ich habe Volleyball mal gemocht, aber ich tue es nicht mehr!", rief ich und holte zu ihm auf.
Ohne mich eines Blickes zu würdigen, sprach er einfach weiter. "Und warum habe ich dich dann eben in der Halle beim Aufschläge üben erwischt?"
"Ich habe sie nicht geübt.", murrte ich und spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht kroch.
Dann blickte er mich doch noch von der Seite an und sein Blick war für meinen Geschmack ein wenig zu wissend. "Ach nein? Tja, dann hast du wohl eben nur überprüft, ob du sie noch kannst.", sagte er entspannt.
Ich konnte mir vorstellen, dass mein Gesicht gerade einer überreifen Tomate glich, während wir hier durch die leeren Schulflure Richtung Ausgang gingen. Oder besser, Oikawa schlenderte gemütlich und ich hatte Mühe, seinen großen Schritten mitzuhalten.
"Ich habe auch nichts überprüft.", fauchte ich und erntete nur einen weiteren Seitenblick von Oikawa.
Er sah aus, als wollte er etwas erwidern, doch eine mir nur allzu bekannte Person stellte sich uns in den Weg. Das fühlte sich ja an wie ein Deja-vu.
"Oikawa, du Idiot!", rief der Junge, den Oikawa gestern Iwa-lein genannt hatte, aufgebracht. Sofort zuckte Oikawa neben mir zusammen und auf seinem Gesicht erschien wieder der ängstliche und nervöse Ausdruck.

"Ach, Iwa-lein, ich habe mich doch nur ein bisschen mit V/N hier unterhalten.", gab der Kapitän kleinlaut zu und lachte wieder nervös. Ich beobachtete das Schauspiel mit verwirrtem Blick. Ich fragte mich, wer von den beiden wirklich der Kapitän war.
"Red keinen Scheiß, ich weiß, dass du und das Mädchen in der Halle wart.", keifte er und richtete sich danach an mich. "Bitte verzeih, falls dieser Idiot dich belästigt oder zu irgendwas gezwungen hat.", sagte er und verbeugte sich.
"Waaaaaas? Aber, Iwa-lein, sowas würde ich doch niemals machen! Du bist so gemein!", rief Oikawa mit großen Augen. Er war wie ausgewechselt.
"Ähm, also ich...", fing ich leise an, in der Hoffnung, dass die beiden mich hörten, aber Iwa-lein fauchte weiter Oikawa an, während dieser wiederum kläglich versuchte, sich gegen dessen Beleidigungen zu verteidigen. Die beiden verhielten sich wie Geschwister.

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt