44.

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YOUR POV

Jetzt

"Das war nur dein Verdienst."
"Was?", fragend sah ich zu meiner Freundin, die mit geschlossenen Augen ihren Kopf gen Himmel gewandt hatte.
"Das, was du heute gemacht hast. Das hätte wirklich aus einem Jugenddrama stammen können.", antwortete sie leise lächelnd und mein Blick wich wieder zu den Lichtern der Stadt.
"Danke?"
"Ach was, ich sollte mich eher bei dir bedanken. Nur wegen dir konnte Oikawa den Ball noch kriegen. Außerdem hast du mir die wohl beste Show meines Lebens beschert."

Viereinhalb Stunden vorher

Alles bewegte sich plötzlich so langsam und es fühlte sich an wie dieser Moment aus X-Men, wo Evan Peters als Quicksilver zu der Schule rennt und alle mit seiner übernatürlichen Geschwindigkeit vor einer Explosion rettet. In dieser Analogie war ich Quicksilver, für den die Zeit normal lief, und alles um mich herum bewegte sich nur noch in Zeitlupe.
Das Einzige, was ich in diesem Moment sehen konnte, war, wie Oikawa auf den Ball losrannte, der dem Boden immer näher kam. Gleich würde er sich auf den Boden schmeißen, um den Ball noch mit seiner Hand in der Luft zu behalten, aber er würde nicht schnell genug sein. Der Ball würde kurz vor seinen Fingerspitzen auf dem Boden aufkommen, der Kamomedai ihren benötigten Punkt einbringen und die Seijoh aus dem Rennen werfen.
Dabei war ich mir doch so sicher.
Vielleicht wollte ich einfach so sehr, dass sie gewinnen, dass ich das Offensichtliche aus den Augen verloren hatte. Ich hatte mir eine Fantasie ausgedacht, in der es die Seijoh wirklich schaffen konnte. Ich hatte Oikawa vertraut, dass sie es schaffen konnten.
Manchmal, da kam es vor, dass, wenn eine Mannschaft ein wichtiges Spiel verloren, sie ihrem Trainer dafür die Schuld gaben. Das war das Dümmste, was man tun konnte. Es lag immer noch in der Hand des Spielers, ob er gewann oder verlor. Wer dafür dem Trainer die Schuld gab, war erst recht selbst dafür verantwortlich. Das hatte Oikawa mir einmal gesagt - wann, wusste ich nicht mehr. Aber das hatte ich nie vergessen. Selbst mit dem schlechtesten Training konnte ein Team noch gewinnen, wenn es genug Willensstärke und Kampfgeist zeigte. Das Turnier, was ich mit meinem Vater vor acht Jahren in der Präfektur Kochi besucht hatte, war der Beweis. Und die Aoba Johsai hatte diese Willensstärke und auch diesen Kampfgeist. Ihrem Team ist am Anfang der Herbstturniere das Schlimmste passiert, was ihnen hätte passieren können - neben einem Rauswurf, natürlich: Ihr Kapitän hatte sein Knie überanstrengt, weshalb er für ein paar Tage nicht spielen konnte. Und trotzdem hatten sie es bis hier ins Viertelfinale geschafft.
Da konnten sie doch jetzt nicht wegen so etwas verlieren. Oh nein, das wollte ich nicht zulassen. Es gab bessere Arten aus einem Turnier auszuscheiden, als diese hier.

Bevor ich überhaupt realisierte, was ich da tat, rannte ich auch schon nach vorne, bis an den Rand des Spielfeldes. Für einen Moment blendete ich alles aus. Die Rufe der Menschen um mich herum, das Schlägen der Bälle in den Feldern neben uns, die Blicke, die mir einige Spieler der Kamomedai zuwarfen - ich ignorierte sie alle.
Ich bildete mit meinen Händen eine Art Trichter um meinen Mund und holte ganz tief Luft.
Jetzt oder nie.
"OIKAWA!", schrie ich aus vollstem Leibe. Mein Ruf war durch die ganze Arena zu hören. Und er zeigte Wirkung.
Für den Bruchteil einer Sekunde riss Oikawa seine Augen in meine Richtung und wir sahen uns an. Über das komplette Spielfeld. Es war genauso wie damals, an meinem ersten Tag an der Seijoh. Aoi hatte mich zu der Sporthalle geschleppt, wo wir uns das Training der Jungs kurz angesehen hatten. Da gab es auch einen kurzen Moment. Nur eine Sekunde, wo sich ihre Blicke gekreuzt hatten. Und Oikawas Blick war auch jetzt genau der selbe. In seinen Augen lag genau die gleiche Gefahr und Ernsthaftigkeit wie damals, dass es einem fast schon Angst machte. Und auch Widder durchströmte mich dieses Gefühl, als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen. Aber das würde bald vorbei sein. In etwas über einer Woche würde ich schon in einem Flugzeug sitzen, auf dem Weg nach Tokio.
Ich hatte mir innerlich versprochen, dass ich dafür sorgen würde, dass die Seijoh gewann. Und dass ich danach mit meinem Vater in die Hauptstadt zurück kommen würde. Er hatte seinen Teil der Abmachung erfüllt - er hatte die Seijoh so gut es ging trainiert. Und jetzt war ich dran.

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt