19.

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YOUR POV

Der Regen prasselte unaufhörlich auf meinen Regenschirm und ließ meine Welt nur aus Trommelschlägen bestehen. Ich mochte Regen. Ich mochte ihn wirklich. Nur durchlaufen und dabei nass werden war nicht so mein Ding. Zudem kam auch noch die warme Frühsommertemperatur, die sich zusammen mit der Nässe auf meinen nackten Beinen wie tropische Luft anfühlte. Und auch meine Bluse klebte mir an Armen und Brust. Es war echt zum kotzen.
Ich bog in die Straße ein, wo Oikawa wohnte und sah mich um. Eigentlich ganz nett hier. An den Seiten standen Reihen von Mehrfamilienhäusern mit gepflegten Vorgärten. Augenblicklich musste ich kichern, als ich mir Oikawa in einer Gartenschürze mit Handschuhen zum arbeiten vorstellte.

Ich ging zu einem Gebäude, das der Adresse entsprach, und stieg die Außentreppe nach oben. Zum Glück waren die Außenflure überdacht und ich konnte in Ruhe meinen Schirm einklappen. Ich hielt vor einer Tür an, neben der in fast schon völlig verschwommener Schrift Oikawa stand, und klingelte. Nichts passierte. Ich klingelte nochmal, und klopfte dazu laut. Es passierte wieder nichts. Ob er am schlafen war oder vielleicht in der Badewanne? Oder er lag tot in seiner Wohnung rum, weil er seiner Krankheit erlegen war.
Ich griff nach der Klinke und rüttelte einmal daran. Die Tür sprang einen Spalt auf, was mich nicht besonders überraschte. Ich konnte mir vorstellen, dass Oikawa, statt einen Zweitschlüssel zu verstecken, die Tür einfach gar nicht abschloss.
Als ich in den Wohnungsflur trat, schlug mir direkt eiskalte Luft entgegen und ich fröstelte sofort. Wieso zum Teufel hatte dieser Idiot die Klimaanlage an? Hastig zog ich meine Schuhe aus und wechselte in komischerweise schon bereitstehende Hausschuhe und rannte sofort zur Ursache dieses arktischen Klimas, welche in einem Raum stand, der vermutlich die Küche sein sollte, und stellte es ab. Dann sah ich mich richtig um. Auf dem Boden verteilt lagen überall Sportmagazine und Zeitungsartikel rum, ebenso wie auf einem Esstisch und dem Sofa. Die Küche sah nicht gerade besser aus. Der Kühlschrank stand einen Spalt offen und die Spüle war voller ungewaschenem Geschirr. Wollte er mit den Minusgraden die Bakterien etwa erfrieren, damit er nicht aufräumen musste? Hier konnte doch kein normaler Mensch gesund werden, geschweige denn überhaupt leben.

Ich hoffte gerade wirklich für ihn, dass er in seinem Bett lag und schlief, genauso wie man es tun sollte, wenn man krank war. Ich lief aus dem Wohnzimmer und nahm im Flur direkt das Zimmer gegenüber. Es war sein Schlafzimmer, doch was ich sah, brachte mein Blut zum kochen.
"Was machst du da, du Hohlkopf?!", rief ich und lief zu Oikawa, der auf dem Boden vor einem Fernseher hockte, anstatt im Bett zu liegen, und sich Volleyballspiele anguckte, anstatt zu schlafen. Ich riss ihm seine Kopfhörer, die er trug, vom Kopf und es war mir egal, ob es ihm wehtat oder nicht.
"Au, was soll denn das?", fragte er quängelnd, seinen Zustand deutlich heraushörend.
"Was das soll, du Idiot? Du bist krank und ich komm extra durch den Regen hier her, um dir die Hausaufgaben zu bringen, weil Iwaizumi nicht kann, und wo finde ich dich vor? Auf jeden Fall nicht in deinem Bett!" Meine Stimme war ungewohnt lauter geworden und ich war plötzlich so sauer, dass es mir völlig egal war, dass ich ihm so viele Wochen aus dem Weg gegangen bin.

Ich raufte mir durch die Haare und atmete tief durch.
"V/N?", fragte Oikawa und klang auf einmal weniger quängelnd, sondern mehr besorgt. Er war um mich besorgt? Er sollte mal lieber besorgt um sich sein.
"Oikawa, du solltest im Bett sein.", flüsterte ich frustriert und registrierte, dass er aufgestanden war.
"Träume ich oder stehst du wirklich hier?", flüsterte er ebenfalls und berührte meinen Arm mit seinen Fingerspitzen so vorsichtig, als würde ich gleich wieder verschwinden.
"Du solltest mal hoffen, zu träumen.", sagte ich wieder in normaler Lautstärke und trat einen Schritt zurück, gerade als Oikawa seine Hand ruckartig wieder wegzog. "Ich bin hier, um dir die Hausaufgaben zu bringen und du gehörst ins Bett. Also hopp hopp. Ich kann auch nicht ewig hier bleiben."
Murrend stieg Oikawa ins Bett und zog sich die Decke bis zum Kinn. "Dann bleib wenigstens, bis der Regen aufgehört hat.", schlug er leise vor und sah mir dabei in die Augen. Ich sah ihn nur einen Moment zweifelnd an. "Bitte.", fügte er noch leiser hinzu.
Ich seufzte und sah mich um. "In Ordnung, ich bleibe, bis der Regen aufgehört hat und keine Sekunde länger, verstanden?"
Oikawa nickte nur.
"Du wirst jetzt versuchen zu schlafen und ich räume derweil deine Wohnung ein bisschen auf.", sagte ich und schälte meine Schultasche von meiner Schulter, nur um sie auf seinen Schreibtisch zu stellen. "Ich bring dir später eine Hühnersuppe und nur so als Tipp..." Ich blieb stehen und sah ihn wieder an. "Die Klimaanlage anzumachen hilft nicht gegen eine Erkältung." Dann schloss ich dir Tür hinter mir.

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt