37.

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YOUR POV

Jetzt war es also raus. Jetzt wusste Oikawa den Grund - den richtigen Grund - warum das mit uns nicht geklappt hätte. Vielleicht sollte ich froh sein oder erleichtert. Aber ich fühlte nichts davon. Ich fühlte mich einfach nur so unglaublich leer. Oikawa vorhin auf den Boden zu sehen, zusammengekauert und sein Knie umschlingend, war schon schlimm. Doch es war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, dass sich gerade wie ein klaffendes Loch in meiner Brust auftat. Genau an der Stelle, wo mein Herz sein müsste. Es tat einfach weh. So unglaublich weh.
Mit fast schon schlurfenden Schritten ging ich die belebten Flure entlang. Ich musste auf die Toilette. Ich musste mein Gesicht mit kaltem Wasser abspritzen.
Komm schon, konzentrier dich, die Jungs haben heute Nachmittag ihr nächstes Spiel.
Ich suchte an einem Informationsstand, wo eine ganze Übersicht des Geländes verzeichnet war, wo die Toiletten lagen und machte mich auf den Weg. Ich suchte mir extra eine aus, die möglichst weit weg von den Krankenzimmern lag.

Wie man es von einer so großen Veranstaltung in einer so großen Stadt erwartete, waren die Toiletten, egal ob Männer oder Frauen, sie waren immer überfüllt und man musste in endlosen Schlangen anstehen. Ich stöhnte auf. Während ich abwägte, ob es sich lohnen würde, sich dort anzustellen, sah ich, wie jemand auf mich zukam.
"Das Klo, das Klo, wo ist das Klo?", sang diese Person und ich betrachtete fasziniert den kleinen Rotschopf von der Karasuno, wie er so fröhlich singend und summend durch den Gang hüpfte.
"Oh, hey, dich kenn ich doch irgendwo her.", sagte er plötzlich und kam dabei zielstrebig auf mich zu.
"Ich, äh...", stotterte ich nur herum. Wie hieß er noch gleich? Hinata? Aber wie war sein Vorname?
"Jetzt weiß ich. Du bist die Managerin von der Aoba Johsai." Glücklich über seinen ersten Rateversuch, der direkt ins Schwarze getroffen hatte, grinste der Spieler mit den hellen Lichtern an der Decke um die Wette.
"Ähm, ja, die bin ich. V/N N/N, freut mich. Und du bist Hinata, richtig?"
"Jap, Shouyou Hinata. Ich bin Mittelblocker bei der Karasuno Oberschule.", erwiderte er stolz und zeigte dabei mit dem Daumen auf sich.
"Ja, stimmt, ich habe dich im Trainingscamp in den Sommerferien spielen gesehen. Du bist echt unglaublich." Ich merkte, wie er rot wurde.
"A-Ach, findest du w-wirklich?", fragte er mich verlegen und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
"Du kannst wirklich hoch springen.", bemerkte ich und seine Wangen nahmen einen tieferen Rotton an als seine Haare.
"Ich möchte mal genauso werden wie der kleine Titan."
Ich stutzte. Diesen Namen habe ich doch irgendwo her schonmal gehört.
"Der kleine Titan?", hakte ich nach.
"Ja, er war der beste Spieler der Karasuno, obwohl er so klein ist. Mein größtes Ziel ist es, genauso zu werden wie er.", erzählte Hinata und ich musste wieder lächeln.
"Dann bist du ja auf einem guten Weg dahin. Ich habe dein Talent gesehen. Du wirst es mal weit bringen." Ich glaubte kaum, dass sein Lächeln noch größer werden könnte, aber als er mich jetzt ansah, befürchtete ich, es könnte sein Gesicht sprengen.

"Ja, glaubst du wirklich?", fragte er und in seinen Augen konnte ich ein bewunderndes Schimmern entdecken.
"Ich sage nie Dinge, die ich nicht auch so meine.", lächelte ich.
Lügner.
Mein Lächeln fiel, als dieses Wort in meinem Kopf auftauchte. Die Sache von eben mit Oikawa war noch nicht aus der Welt und ich bezweifelte, dass sie es auch jemals sein würde.
"Ist alles okay mit dir?" Die Stimme des Spielers riss mich aus meinen Gedanken und ich setzte wieder ein Lächeln auf. Ich wusste aber, dass es nicht bis zu meinen Augen reichte.
"Um ehrlich zu sein, nicht wirklich.", gab ich schließlich auf und mein falsches Lächeln verschwand komplett.
"Huh, was ist denn los?"
"Also, ich, ähm..." Hitze schoss mir in die Wangen. Wie sollte ich ihm das denn jetzt erklären? "Ich, äh, ich habe jemandem wehgetan, der mir sehr viel bedeutet."
"Aber man tut den Menschen, die einem was bedeuten, doch nicht weh.", erwiderte der Kleine.
"Ja, da hast du Recht, aber, ähm..." Oh Gott. "Manchmal muss man auch den Menschen wehtun, die man liebt, um diese Menschen und auch sich selbst zu beschützen."
"Huh? Wovor denn beschützen?"
Sofort beneidete ich Hinata. Er war nur ein Jahr unter mir in der Schule und dennoch wusste er nicht, was ich ihm zu sagen versuchte. Er musste ja wirklich ein glückliches Leben führen.
"Naja, also, zum einen vor sich selbst und zum anderen vor dem Gefühl..." Ich seufzte leise. "... vor dem Gefühl, verletzt zu werden."
"Verletzt? Wie denn verletzt?", fragte er ahnungslos nach und ich seufzte auf. Diesmal lauter und auch eher verzweifelt. Ich gab's auf.
"Vergiss es einfach. Trotzdem danke fürs zuhören, Hinata.", sagte ich und wandte mich zum Gehen. "Und viel Glück bei eurem nächsten Spiel."

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt