3.

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YOUR POV

Was hatte ich mir nur gedacht?
Egal, an welche Schule ich ging, dieser Sport würde mich überall hin verfolgen. Es war wie verhext.
Da habe ich einmal einen hübschen Jungen kennengelernt und dann war er der Kapitän des Volleyballklubs, Tooru Oikawa.
Bei dem Gedanken packte ich etwas zu fest meine Notizen in meine Tasche, sodass sie später bestimmt zerknickt sein würden, als sich jemand vor meinen Tisch stellte. Ich sah auf und blickte in ein Paar dunkle Augen.
"Hi, meine Name ist Aoi Takahashi", begrüßte mich das Mädchen und gab mir ein strahlendes Lächeln.
"Ähm, ich heiße V/N N/N", gab ich karg zurück, doch das hinderte sie nicht daran, einfach weiterzureden.
"Du bist neu hier, oder? Du hast eben gesagt, du kommst aus Tokio? Ist ja der Wahnsinn, ich wollte schon immer mal in Tokio wohnen", quatschte sie glücklich drauf los, sodass ich kaum hinterherkam.

"Äh, ja, Tokio ist sehr schön", sagte ich vorsichtig und zog mir meine Tasche über die Schulter.
"Sag mal, warum bist du eigentlich von Tokio hier her nach Miyagi gezogen?", fragte sie und folgte mir aus dem Klassenzimmer.
Ich drehte mich kurz zu ihr um. "Meine Eltern haben sich scheiden lassen, also bin ich mit meiner Schwester hier her gezogen", erwiderte ich und zupfte wieder an meiner Strumpfhose.
Ihr Lächeln verschwand. "Das tut mir leid. Ich weiß nicht, wie es ist, getrennte Eltern zu haben, aber ich kann mir vorstellen, dass es nicht wirklich schön ist."
"Es war das Beste für unsere Familie. Sie war sowieso schon kaputt", gab ich zu und zuckte mit den Schultern.
Ich war froh, als sie nicht weiter nachfragte, aber sie sah mich auch nicht mit einem bemitleidigenden Blick an, wie es so viele schon getan hatten. In ihrem Blick lag etwas anderes.
Ich seufzte innerlich. "Möchtest du vielleicht mit mir zusammen nach draußen gehen? Meine Mutter kommt mich abholen, aber wenn das für dich okay ist, kannst du mir ja vielleicht die Schule zeigen", sagte ich und Aois Lächeln kehrte zurück.
"Ja, das würde ich wirklich gerne tun", kam es von ihr und wir gingen gemeinsam in den Flur, wo sie kurzerhand rechts abbog.

"Komm mit", winkte Aoi und gemeinsam gingen wir den Flur entlang.
Später zeigte sie mir die Kantine, den Sportplatz und wo die Abstellräume für alle Geräte waren. Die Schule war wirklich riesig.
Ich sah auf mein Handy. "Ich habe noch fünf Minuten, bis ich abgeholt werde. Gibt es noch etwas, was du mir zeigen möchtest, bevor ich gehe?", fragte ich und musste ebenfalls lächeln. Obwohl mein erster Schultag keinen so guten Anfang hatte, so musste ich zugeben, dass ich Aoi mochte.
Sie hatte eine helle und fröhliche Persönlichkeit, die, selbst in der kurzen Zeit, die wir miteinander  verbracht haben, ein bisschen auf mich abgefärbt hatte.
Aoi überlegte kurz. "Ja, eine Sache habe ich vergessen, dir zu zeigen", sagte sie und zog sich mit ihren Händen ihren Zopf fester, bevor sie ihn sich über die Schulter fallen ließ. "Komm schon, jetzt müsste eigentlich sogar eine gute Zeit sein."
Wofür eine gute Zeit?, fragte ich mich innerlich, verdrängte den Gedanken aber schnell wieder.
Ich folgte Aoi über den Schulhof und merkte schnell, dass wir zur Sporthalle gingen. Ich hoffte, dass es nicht das war, was ich dachte, und wollte gerade schon etwas sagen, als Aoi plötzlich losrannte.
"Na los, V/N, beeil dich!", rief sie und verschwand um die Ecke.
Ich rang mit mir, ob ich ihr folgen, oder einfach wieder zurück gehen sollte. Entschied mich dann aber für ersteres. Ich verhielt mich wie ein Kleinkind. Ich sollte nicht diesem Sport die Schuld geben, sondern meinem Vater, aber ich konnte nichts dagegen tun.

Mein Atem ging kaum merkbar schneller, als ich ebenfalls um die Ecke ging und Aoi unter einem leicht geöffneten Fenster hocken sah.
"W-was machst du da?", fragte ich nervös. War das überhaupt erlaubt?
"Komm her, das musst du dir ansehen", flüsterte sie und winkte mich zu ihr.
Ich schluckte und stellte mich neben sie. Das Fenster ging mir ein bisschen über die Stirn, sodass ich mich auf Zehenspitzen stellen musste, um etwas erkennen zu können.
Das, was ich da sah, war zum Teil unglaublich, aber auch furchterregend. Das Volleyballteam der Aoba Johsei machte einen unfassbaren ersten Eindruck, was ihr Können anging, und dabei sah ich erst eine Minute zu.
Auf einer Seite der Halle standen ein paar Erstklässler, die vermutlich heute erst dem Klub beigetreten waren.
Ich sah den Jungen, der mich mit dem Volleyball abgeworfen hatte und auch den, der mich und Oikawa bei dem Getränkeautomaten erwischt hatte.
Und dann war da noch...

Aoi neben mir zuckte zusammen und meine Augen weiteten sich, als Oikawa einen der besten Aufschläge hinlegte, den ich bei einem Oberschüler je gesehen hatte.
In meinen Fingerspitzen kribbelte es.
"Als er den Aufschlag ausgeführt hat, hat er seine ganze Körperspannung in seine Arme, von seinen Schultern bis zu seinen Fingerspitzen, gelegt", murmelte ich unbewusst. "Kurz nach dem Absprung hat er die Spannung, die er zuvor in den Beinen hatte, um einen möglichst kräftigen Sprung hervorzubringen, direkt in seine Arme getrieben. Das in so kurzer Zeit hinzukriegen, das ist nicht einfach." Mein Blick fiel auf seine Knie. Er trug unterschiedlich farbige Knieschoner. Er hatte also ein verletztes Knie. Doch bei seinem Sprung fiel das fast gar nicht auf.

Ich merkte, wie Aoi mich von der Seite ansah und ich erwachte wie aus einer Trance. "Was ist los?", fragte ich etwas verwirrt.
"Wo-Woher weißt du sowas? Wie konntest du das sehen?", stotterte Aoi.
Verdammt, ich musste aufpassen, sonst passierte das wieder.
Das war wieder eine Sache, die ich meinem Vater zu verdanken hatte. Als ich klein war, hatte ich einen fast schon ungesunden Umgang mit Volleyball. Überall, wo ich hinging war dieser Sport. Mein Vater hatte mir Volleyball beigebracht, als er genügend Zeit dazu hatte. Er hatte mir Dinge erklärt, vorherige Spitzenspiele gezeigt, dass die Informationen nicht wieder aus meinem Kopf gingen.
Und jetzt, immer wenn ich ein Volleyballspiel sah, konnte ich einfach nicht anders, als alles bis ins kleinste Detail zu analysieren. Ich war dann wie in Trance und es machte mir Angst. Ich hasste diese nervige Angewohnheit, vorallem da mich dann alle, die mich dabei sahen, für einen Freak hielten.

Ich warf noch einen letzten Blick durch das Fenster, bevor ich mich umdrehte. "Ich sollte jetzt besser gehen, meine Mutter kommt jeden Moment."
Aoi nickte leicht benommen, fing sich aber schnell wieder. "Ist gut, ich begleite dich noch bis zur Straße."
Wir gingen schweigend nebeneinander her und als wir an dem offenstehenden Eingang der Sporthalle vorbeigingen, konnte ich nicht anders, als noch einmal einen Blick reinzuwerfen. Müsste ich gegen die Seijoh spielen, würde ich mir vorher ziemlich gut Gedanken darüber machen, wie ich und mein Team am besten gewinnen könnten. Denn dieses Team war gut, wirklich gut.
In diesen zwei Sekunden, in denen wir am Eingang vorbeigingen, fiel mein Blick wieder auf Oikawa, der verschwitzt und schwer atmend am Netz stand. Plötzlich drehte er den Kopf und seine brauen Augen bohrten sich in meine.
Dieser Blick, dachte ich, das war nicht das nette Lächeln, was er mir heute morgen zugeworfen hat. Dieser Blick war anders und es lauert etwas Gefährliches in ihm.

Ich wandte den Blick ab, als sich wieder die weiße Wand in mein Sichtfeld schob. Dieser Blick, er hatte mir eine Gänsehaut bereitet. Es war, als hätte man seine Persönlichkeit ausgetauscht.
Wenn er auf dem Spielfeld so einem Blick hatte, dann war ich mir ziemlich sicher, dass ihn nichts und niemand aufhalten konnte.
Ich wandte mich an Aoi, deren starrer Blick wieder durch ein Lächeln ausgetauscht wurde. "Aoi, kannst du mir vielleicht ein bisschen über das Volleyballteam dieser Schule erzählen?", fragte ich sie so nett wie möglich.
Sie sah mich fragend an. "Klar, was möchtest du denn wissen?"

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Huhu, ihr Lieben✨

Ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen und Kapitel 4 kommt im Laufe des Tages<3

Bis dann❤️

   - A

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt