12.

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YOUR POV

Als ich am nächsten Tag in die Sporthalle ging, spürte ich, wie sich der Muskelkater in meinen Armen verstärkte. Das Training gestern hatte mir echt zugesetzt. Ich durfte den Jungs fast eine ganze Stunde lang Bälle zuwerfen und noch nie habe ich mehr gemerkt, wie lange ich kein regelmäßiges Training gehabt hatte. Ich hoffte einfach nur, dass heute ein nicht ganz so nervenzerrendes Training anstand und wenn doch, dass ich da nicht mithelfen musste.

Kaum war ich gestern zu Hause angekommen, bin ich auch schon direkt in mein Zimmer und habe einen Trainingsplan für mich erstellt, um wieder ein bisschen in Form zu kommen. Okay, ein bisschen ist untertrieben. Ich wollte wieder richtig in Form kommen und ich wollte auch wieder mit dem Volleyballspielen anfangen. Zwar habe ich die Möglichkeit, in den Volleyballklub der Mädchen zu wechseln, aber ich mochte es als Managerin bei den Jungs. Außerdem habe ich gemerkt, wie sehr sie auf meine Hilfe angewiesen sind. Auch die Trainer haben bemerkt, dass die Jungs sich seit meinem Beitritt stetig verbessert haben.
Auch heute habe ich wieder ein zweites Bento für Oikawa mitgenommen, aber in der Mittagspause war er weder in der Cafeteria, noch in der Sporthalle, weshalb ich es ihm wohl oder übel nach dem Nachmittagstraining geben muss.
Nach diesem Tag habe ich meine zweite Woche an dieser Schule offiziell überlebt und immer mehr spürte ich, wie wohl ich mich hier fühlte.
"Alle mal hergehört!", rief Herr Irihata durch die Halle und sofort versammelten sich die Jungs in einem Halbkreis um ihn und Herrn Mizoguchi. Ich stand mit meinem Notizblock etwas außerhalb.
"Heute werden wir ein etwas anderes Training ausprobieren.", kam es diesmal von Herrn Mizoguchi. Ich stutzte. Was für ein anderes Training?
"Heute werdet ihr einzelnd eine vorgegebene Strecke ablaufen, wobei die Zeit gemessen wird. Dabei handelt es sich um eine Ein-Kilometer-Strecke, also teilt euch eure Kraft ein. Derjenige, der die beste Zeit hinlegt, darf nächste Woche an zwei Tagen entscheiden, wie wir trainieren.", fuhr Herr Irihata fort. Ein Raunen ging durch den Halbkreis. Das musste Motivation genug gewesen sein.
Als die Jungs alle nacheinander aus der Halle gingen, fiel mein Blick wieder auf Oikawa. Mit ihm hatte ich heute noch kein Wort gesprochen. Aber das musste ich ja sowieso ändern, wenn ich ihm das Bento überreichen will.
"V/N", sagte plötzlich Herr Mizoguchi hinter mir. Ich drehte mich um.
"Ja, was ist denn?", fragte ich neugierig.
"Wenn du willst, kannst du die Strecke auch laufen. Bei dir werden wir dann natürlich nicht die Zeit messen, aber dann musst du nicht did ganze Zeit vom Rand aus zugucken.", sagte er und verschränkte die Arme.
Sofort verspürte ich in mir wieder den Drang, laufen zu gehen. Das sollte ich auch mal wieder regelmäßig machen.

_________

Keine halbe Stunde später standen wir alle am Füße einer ansteigenden Straße und starrten nach oben, wo die Straße wieder flacher wurde. Herr Mizoguchi ist schon bereits an der Stelle, zu der wir hinlaufen mussten.
"Ihr werdet immer weiter diese Straße entlanglaufen, bis ihr Herrn Mizoguchi an der Straße stehen seht. Sobald ihr bei ihm seid, stoppt er eure Zeit.", informierte uns Herr Irihata, dann sah er zu Oikawa. "Der Kapitän hat die Ehre, als letztes zu laufen."
Oikawa seufzte zur Antwort hörbar.
Ich sah zu, wie die Jungs einer nach dem anderen losliefen. Bis ich dran war, verging wieder eine gute halbe Stunde. Oikawa sah mich fragend an. "Du läufst auch?", fragte er und ich spürte, wie er nähergekommen war.
"Ja, Herr Mizoguchi hat es mir angeboten und ich dachte, es wäre mal interessant, auch an eurem Training mitzumachen.", erwiderte ich und dehnte meinen Arm.
Der Kapitän sah so aus, als wollte er noch etwas erwidern, aber Herr Irihata schnitt ihm das Wort ab. "V/N, wenn du willst, kannst du jetzt loslaufen. Immer weiter der Straße folgen, bis du Herrn Mizoguchi siehst."
Ich nickte und rannte los.

Der Hügel war zuerst anstrengend und Oikawas Blicke im Rücken machten es nicht gerade besser, aber als ich um die Ecke verschwand und das Kribbeln in meinem Rücken endlich aufhörte, konnte ich wieder normal atmen.
Ich rannte entspannt die Straße entlang, ab und zu kam mir ein Auto entgegen, und dachte über alles mögliche nach, jetzt, wo ich meinen Gedanken ein bisschen frische Luft geben konnte.
Ich dachte an Oikawa, wie sehr er mich mit seinen Blicken in Schwierigkeiten brachte, an meinen Vater und wie sehr ich hoffte, dass er niemals wieder versuchen würde, uns zu erreichen, und an den Volleyball, wo ich dachte, ich würde ihn wegen meinem Vater nicht mehr spielen. So viele Gedanken jagten mir durch meinen Kopf, dass ich gar nicht mehr bemerkte, wo ich eigentlich war.
Ich blieb stehen und drehte mich einmal im Kreis. Ich stand an einem Supermarkt an einer Kreuzung. Irgendwie kam mir die Gegend bekannt vor, ich wusste aber nicht mehr, woher. Verdammt, ich habe mich verlaufen, schoss mir als erster Gedanke durch den Kopf. Dabei hatte Herr Irihata doch gesagt, immer weiter der Straße folgen. Ich musste wohl irgendwo falsch abgebogen sein.
Ich drehte mich wieder im Kreis und hätte meinen Kopf am liebsten auf den Asphalt gerammt.
Ich sah die Straße hinunter, aus der ich kam. Ich musste da einfach nur wieder zurück laufen und dann werde ich schon irgendwie Herrn Mizoguchi und die anderen finden. Hoffentlich.
Ich wollte gerade losrennen, als mir jemand gegen die Schulter lief und ich fast nach vorne geschleudert wurde.

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt