32.

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YOUR POV

Ich fühlte mich schlecht. Anders konnte man es wirklich nicht ausdrücken. Nicht nur, weil ich die ganze Zeit glaubte, das Falsche getan zu haben, sondern auch, weil ich Oikawa das Herz gebrochen hatte. An dem Abend kam ich erst spät nach Hause und meine Mutter und Mio lagen schon längst im Bett. Doch ich konnte einfach nicht einschlafen. Alles hatte sich so falsch und leblos angefühlt. Ich habe direkt Aoi geschrieben, was ich getan habe, jedoch gab sie sich mit einer einzelnen Nachricht nicht zufrieden, weshalb wir noch lange telefoniert hatten. Ich bin in Tränen ausgebrochen und sie hatte mich getröstet - oder zumindest hatte sie es versucht. Sie sagte, es sei natürlich über seine eigenen Entscheidungen zu weinen und dass sie dadurch nicht weniger richtig wären. Und es war auch die richtige Entscheidung. Das wusste ich jetzt. Oikawa würde bis zu den Herbstturnieren darüber hinweg sein und ich konnte danach zusammen mit meinem Vater nach Tokio kommen.
So einfach war das.
So unglaublich einfach.

Oikawa kam am nächsten Tag nicht in die Schule. Und auch nicht am übernächsten. Iwaizumi war kurz davor, zu Oikawa nach Hause zu gehen und den Kapitän aus der Wohnung zum Training zu schleifen.
Er wird darüber hinwegkommen.
Das werden wir beide. Oder?

"V/N, ist alles in Ordnung?", fragte mich Aoi besorgt und legte eine Hand auf meine Schulter. Wie benommen sah ich sie an.
"Nicht wirklich.", flüsterte ich und zuckte zusammen, als ein weiterer Ball auf dem Boden aufschlug.
"Ich weiß, es ist schwer. Das sind solche Entscheidungen immer. Aber es ist das beste für euch beide. Ich meine, wenn du eh keine Zukunft für euch gesehen hast."
Ich summte leise und beobachtete abwesend, wie mein Vater den Jungs irgendwelche Befehle hinterherrief.
Es war jetzt schon der dritte Tag ohne Oikawa und ich hatte mich schon dabei erwischt, ebenfalls mit dem Gedanken zu spielen, zu ihm nach Hause zu gehen. Herr Irihata hatte gesagt, dass es Oikawa nicht gut ginge und dass er sich krankgemeldet hätte für ein paar Tage. Das war meine Schuld. Alles meine Schuld. Ich war ein furchtbarer Mensch.
"Hör auf, dir die Schuld dafür zu geben.", zischte Aoi von der Seite.
"W-Was?", stotterte ich.
"Ich sehe es an deinem Gesicht. Du gibst dir die Schuld dafür. Hör auf damit, es ist nicht deine Schuld. Du hast das Richtige getan."
"Ich kann nicht anders. Wegen mir kommt Oikawa nicht zur Schule und somit auch nicht zum Training."
"Meine Güte, V/N. Er wird morgen schon wiederkommen. Oikawa kann manchmal ein echtes Riesenbaby sein, das-"
Ein lauter Knall hallte plötzlich an den Wänden wieder und alle drehten sich zu der Hallentür um, die gerade lautstark zugefallen war.
"Oder er kommt jetzt schon wieder.", flüsterte meine Freundin, während wir alle auf Oikawa starrten, der sich in seinen Trainingsklamotten auf das Feld begab.

"Entschuldigt die Verspätung.", sagte er nur, bevor er sich einen Ball schnappte, als wäre nichts gewesen. Mein Vater sah kurz zu Herr Irihata, der am Rand stand und ihm zunickte, als Bestätigung, das Training fortzufahren.
"Kommt es nur mir so vor oder scheint Oikawa auch gerade in Topform zu sein?", fragte mich Aoi leise. Ich antwortete nicht. Das Einzige, was ich gerade tun konnte, war, den Jungen anzustarten, dem ich vor wenigen Tagen das Herz gebrochen hatte. Auch wenn er äußerlich so wirkte, ihm ging es nicht gut. Seine Haltung war viel zu angespannt und selbst die leicht sichtbaren Ringe unter seinen Augen hatte ich bemerkt. Ihm ging es wirklich nicht gut und ich war die Einzige, die das sehen konnte.

_________

"Ich bin wieder zu Hause!", rief ich durch den Flur, als ich müde meine Füße aus meinen Schuhen schälte und in meine Pantoffel steckte. Fast hätte ich aufgeseufzt. Das war viel besser.
"Da bist du ja schon, V/N. Wir haben nicht vor halb sieben mit dir gerechnet.", sagte meine Mutter und kam aus der Küche. Ich stutzte. Heute morgen hatte sie mir erzählt, dass Mio heute bei einem Mädchen aus ihrer Klasse übernachtet.
"Wer ist wir?", fragte ich verwirrt.
"Hallo, V/N." Dr. Kuriyama kam aus der Küche und legte dabei eine Hand auf den Rücken meiner Mutter.
"Dr. Kuriyama.", stellte ich überrascht fest. Seit mein Vater vor mehreren Wochen hier aufgetaucht war, kam der Doktor weniger zu uns als vorher. Vermutlich brauchte auch meine Mutter Zeit, um über alles nachzudenken. Auch die Tatsache, dass ihre älteste Tochter bald wegziehen würde, musste für sie ein Schock gewesen sein. Aber sie respektierte meine Entscheidung.
"Was machen Sie hier?", fragte ich und bereute diese Frage sofort. "Ich meinte nicht, dass ich mich nicht freue, Sie zu sehen, aber... naja...", versuchte ich Lage noch zu retten und fuhr mir bei meinem missglückten Versuch durch die Haare. "Tut mir leid.", murmelte ich verlegen.
"Ist schon in Ordnung.", lachte Dr. Kuriyama. "Und wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du mich Masao nennen kannst?"
"Entschuldigen Sie, ähm, ich meine, Masao. Es ist schwer, sich daran zu gewöhnen.", gab ich zu und er nickte nur verständnisvoll.
"Deine Mutter hat mich eingeladen und wir haben Abendessen gekocht. Naja, es ist noch nicht ganz fertig, aber ich hoffe, das ist nicht so schlimm."
Mein Blick wanderte von Dr. Kuriyama, ich meinte, Masao, zu meiner Mutter und ich erwischte mich dabei, wie ich lächelte.
"Nein, überhaupt nicht."

Den ganzen Abend lang verbrachten wir damit, die leckeren Udon-Nudeln von Masao zu essen und über alles mögliche zu reden. Masao erzählte von seinen spannendsten Erlebnissen im Krankenhaus und als er zu einer seiner Operationen kam, kroch mir das Essen fast wieder die Speiseröhre hoch. Meine Mutter und ich erzählten von unseren besten Volleyballturnieren, auf denen wir schon waren und wir alle mussten so viel lachen. Dieser Abend ließ mich meine Sorge um Oikawa und auch meine Traurigkeit für einen kurzen Augenblick vergessen. Bis alles wieder schmerzlich hochkam.
"Schatz, ist alles in Ordnung? Was ist denn los?" Die Hand meiner Mutter legte isch sanft auf meinen Arm und erst jetzt bemerkte ich, dass ich angefangen hatte, zu weinen. Die Tränen liefen mir in Strömen über das Gesicht und meine Wangen fühlten sich schon ganz wund an, weil ich so oft mit der Hand darüber gefahren bin, um die Tränen wegzuwischen.
"Hier, nimm.", sagte Masao und überreichte mir ein weißes Taschentuch, welches ich dankend annahm.
"Willst du uns erzählen, was los ist?" Meine Mutter wechselte einen kurzen Blick mit dem Doktor. "Oder nur mir? Wir könnten kurz in dein Zimmer gehen und-"
"Ich habe jemanden das Herz gebrochen. Und ich glaube, mir selber auch.", unterbrach ich meine Mutter leise und schniefte in das Taschentuch.

"Was? Aber wieso das? Und wem hast du das Herz gebrochen?"
"Oikawa. Er ist der Junge, der mit mir im Krankenhaus war, als Mio vom Klettergerüst gefallen ist. Er ist auch der Junge, der hier war, als... Isamu hier in der Küche stand." Jetzt war es mir auch egal, ob Masao mir zuhörte, doch ich merkte, wie er sich bei der Erwähnung meines Vaters kurz verspannte. Aber das war bestimmt nur Einbildung. Meine Sicht wurde durch die vielen Tränen ziemlich eingeschränkt.
"Und warum hast du ihm das Herz gebrochen?", fragte meine Mutter sanft. Ich wusste, dass sie mich niemals dazu drängen würde, ihr zu antworten.
"Ich habe eine Entscheidung getroffen.", sagte ich nach einer Weile. "Das mit Tokio und dem Vorschlag von Isamu. Oikawa und ich... naja, um ehrlich zu sein, ich weiß selber nicht mal, was da zwischen uns war. Aber ich konnte ihm das nicht antun. Eine Fernbeziehung hätte doch niemals funktioniert und deswegen habe ich es beendet, bevor es zu etwas richtig Ernsten werden konnte. Und... es hat wehgetan.", beendete ich meine Erzählung und wartete schon auf den Ansturm von Fragen, der normalerweise auf so etwas folgte. Überraschenderweise kam keiner.
"Also hast du gedacht, du tust das Richtige?", fragte meine Mutter plötzlich und ich sah auf. Sie und auch Masao hatten beide verständnisvolle Blicke im Gesicht und sahen mich geduldig an.
"Ja.", hauchte ich.
"Gib ihm Zeit, V/N. Er wird darüber hinwegkommen und dann kannst du dich auf dein Training in Tokio vorbereiten."
Ich nickte nur, in der Hoffnung, dass sie Recht behalten würde. So wie immer. Aber mit dem Stechen in meiner Brust musste ich leben. Doch mit einer Sache hatte meine Mutter wirklich recht. Ich musste ihm Zeit geben. Denn es gab jetzt etwas wichtigeres, auf das sich alle konzentrieren mussten.
Die Herbstturniere.
Und die kamen oft schneller als erwartet.

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Huhu, ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen, auch wenn es nicht ganz soooo spannend war✨

Um ehrlich zu sein hatte ich sogar einige Probleme dieses Kapitel zu schreiben, da ich nicht so ganz wusste, was ich jetzt noch reinpacken sollte😅
Aber die nächsten Kapitel werden auf jeden Fall wieder spannender<3

Bis dann❤️

   - A

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt