41.

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OIKAWA POV

Mein ganzer Körper stand plötzlich unter Strom und eine Wut erfüllte mich, die ich nur am Anfang mit Isamu Nakamura gespürt hatte.
Er hatte sie mit einem Ball abgeworfen.
Und dazu noch ziemlich fest. Am liebsten hätte ich Bokutos Kopf dafür in Grund und Boden gerammt, aber ich hatte ja jetzt gleich die Gelegenheit ihn und sein Team zu Staub zu zermalmen.
"Hey, Oikawa, du Idiot. Hör mir gefälligst zu, wenn ich mit dir rede.", tönte Iwaizumis Stimme direkt neben meinem Ohr, sodass ich fast drei Meter zur Seite sprang.
"Du hast mich erschreckt, Iwa-lein.", lächelte ich nervös. Iwa-leins Kopf nahm auf einmal die Farbe einer überreifen Tomate an und ehe ich mich versah, knallte mir auch schon seine Faust an den Schädel.
"Auu, aber das tut doch weh, Iwa-lein.", jammerte ich, wurde aber sofort wieder ernst, als ich sah, wer in diesem Moment die Halle betrat. Na sieh mal einer an. Wen haben wir denn da? Gerade rechtzeitig noch zum großen Achtel-Finale hatte sich die Fukurodani wieder mächtig in Schale geworfen. Und ganz vorne lief ihr Kapitän, Kotaro Bokuto, dicht gefolgt von Keiji Akaashi. Die beiden waren ja unzertrennlich. Kein Wunder, dass Bokuto selbst als Kapitän noch seine Nummer vier beibehalten hatte - so war er näher an der Nummer fünf, die von Akaashi getragen wurde.
"Komm jetzt, du Idiot, wir müssen uns aufstellen.", kam es von Iwa-lein und ein leises Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich meinen Blick kurz zum Rand schweifen ließ, wo unsere Trainer und V/N standen, bereit, uns anzufeuern. Mein Blick blieb länger an V/N, als ich beabsichtigt hatte, aber ich konnte nichts dagegen tun. Selbst in dem weiß-türkisen Trainingsanzug und ihren zusammengebundenen Haaren war sie mit Abstand das schönste Mädchen, das ich jemals gesehen hatte. Und trotzdem würde sie hier nach die Präfektur verlassen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie jemals wiedersehen würde, war verschwindend gering.
Nein, sie gehört mir. Sie gehörte hier her, zu mir. Wo ich sie sehen und nach ihr gucken kann, selbst wenn ich sie nicht haben kann.
Ich riss meinen Blick von ihr los, verängstigt von seinen besitzergreifenden Gedanken. Sowas durfte ich nicht einmal im Traum denken. Das war nicht fair. Nichts war fair. Und das musste ich einsehen. Denn egal, wie sehr ich es auch wollte, egal, was ich auch tun würde, V/N wird nicht hierbleiben.

Als ich nach vorne ging, um den Kapitän des gegnerischen Teams, und das wäre dann in diesen Fall Bokuto, die Hand zu reichen, braute sich langsam Wut in mir auf. Ich musste aufpassen, dass ich dieser aufgedrehten Eule nicht ausversehen die Hand brach. Und niemand wird sich zwischen mein Team und den Sieg stellen. Dann wird V/N's Abreise wenigstens nicht umsonst gewesen sein.
"Hey, hey, hey, Oikawa, mein Freund. Wie geht's dir denn heute?", fragte Bokuto grinsend und ich biss mir auf die Zunge um ihn nicht doch noch an die Gurgel zu gehen.
"Lass die Späße, Bokuto."
"Huh, du bist aber schlecht gelaunt heute. Wenn es wegen eben war, dann-"
"Wir sind nur zum Spielen hier. Und wir werden auch gewinnen." Mit diesen Worten und auch ohne auf eine Antwort zu warten, ließ ich ihn einfach so da stehen und ging zu meinem Team zurück.
"Worüber habt ihr euch denn unterhalten?", fragte Kindaichi neugierig und ich sah ihn nur kurz an, bevor ich mich wieder dem Netz und unseren Gegnern zuwandte.
"Nichts Wichtiges.", erwiderte ich.
"Das hoffe ich für dich, also lass dich nicht ablenken.", kam es von Iwa-lein, der sich neben mir positioniert hatte. Ich konnte ihm gerade noch ein Lächeln zuwerfen, als auch schon das Spiel begann.

Der Anpfiff fuhr wie eine Druckwelle durch meinen Körper und ich wartete darauf, dass Matsukawa den Aufschlag machte. Langsam zählte ich die Sekunden.
1...2...3...4
Nach vier Sekunden ertönte das gewohnte Klatschen zwischen Haut und Ball und der Ball flog über uns hinweg auf die andere Seite. Natürlich war Akaashi sofort dort, um den Ball abzufangen.
Auch bei der Fukurodani zögerten wir nicht, den ersten Satz auf unsere Seite zu bringen und dann im zweiten Satz auf Ausdauer zu spielen. Mir war nicht unbekannt, dass ihr Kapitän manchmal in eine... bestimmte depressive Phase kam und dass er dann nicht mal halb so gut spielte, wie sonst eigentlich. Außerdem liebte er es, im Rampenlicht zu stehen.
Da sind wir ja schon zwei.
Obwohl es bei mir nicht ganz so extrem war. Aber ich wusste, wie ich ihm die Aufmerksamkeit der Besucher streitig machen konnte.
Kaum kam der Ball auch schon angeflogen, rannte ich los. Ein Blick zu Iwa-lein genügte, damit er wusste, worauf ich es abgesehen hatte. Es reichte bloß ein einziger Schlag. Ein einziger Sprung. Und der nächste Punkt gehörte uns - und auch ein riesen Applaus der Besucher. Ich versäumte die Gelegenheit nicht, beim Aufkommen auf dem Boden, einmal zum Publikum zu winken. Doch am längsten lag mein Blick wieder auf V/N und ein leicht trauriger Ausdruck erfüllte meine Augen, als ich sah, wie sie leise lächelnd auf den Notizblock in ihren Händen starrte. Als müsste sie sich zusammenreißen, nicht laut aufzulachen oder den Kopf zu schütteln oder die Augen zu verdrehen. Gott, das liebte ich an ihr.
Der nächste Pfiff durchschnitt die Luft und meine Aufmerksamkeit legte sich auf die Punktetabelle. Noch zwei Punkte, dann hatten wir den ersten Satz, aber die Fukurodani lag mit nur einen Punkt hinter uns.
Das könnte knapp werden.

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt