51.

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YOUR POV

Mit einem Quietschen stoppte das Auto auf einem der freien Plätze vor dem Flughafen Sendai. Ich musste mich an der Tür festhalten, um nicht nach vorne geschleudert zu werden.
"V/N, wir sind da.", sagte mein Vater das Offensichtliche. Aber ich konnte es ihm nicht verübeln.
Zwei Wochen waren die Herbstturniere jetzt schon her.
Zwei Wochen lang musste ich mir in den Nachrichten den erwarteten Sieg des Itachiyama Institutes anhören.
Vor zwei Wochen hatte die Seijoh verloren. Obwohl sie alles gegeben hatten, reichte es nicht, um zu gewinnen. Wie die Shiratorizawa mussten sie eine haushohe Niederlage erleiden.
Oikawa musste nach dem Finale direkt ins Krankenhaus, wo sein Knie einem gründlicheren Check-up unterzogen wurde, da er beim Finale wirklich über seine Grenzen hinausgegangen war, doch das ganze Adrenalin, was durch seine Venen pumpte, hatte die Schmerzen unterdrückt.
Sonntagmorgen ging es dann auch schon wieder zurück nach Miyagi, aber keiner der Jungs kam am folgenden Montag in die Schule.
Auch zwischen Aoi und mir herrschte eine bedrückende Stimmung, denn wir beide wussten, was jetzt kommen würde.
Ich würde sie verlassen.
Ich würde Miyagi verlassen.
Ich würde die Aoba Johsai verlassen.
Und ich würde Oikawa verlassen.

Die letzten zwei Wochen verbrachte ich nur in meinem Zimmer und lenkte mich mit dem Einpacken der Kisten und einem Koffeingehalt ab, mit dem man einen Elefanten auf Hochtouren bringen könnte.
Selbst meinen Vater hatte ich kaum gesehen, da dieser mit den Vorbereitungen des heutigen Tages beschäftigt war.
Vor einer Stunde hatte ich mich von Mio, Mama und Dr. Kuriyama verabschiedet.
Vor achtzehn Stunden hatte ich mich von dem Team und den Trainern verabschiedet. Und heute morgen noch von Aoi, die mir tränenverschmiert schwörte, dass wir uns so oft sehen würden wie nur möglich.
Nur von Oikawa konnte ich mich nicht verabschieden.
Iwaizumi hatte mir gesagt, dass Oikawa etwas Zeit für sich bräuchte und sich auch wegen seinem Knie schonen müsste, weshalb er nicht mehr zum Training kam. Auch in der Schule sah ich ihn nur selten - wenn er dann mal da war.

Ich wünschte, ich könnte ihm noch Auf Wiedersehen sagen. Fast wäre ich sogar zu seiner Wohnung gegangen, aber bin im letzten Moment doch wieder umgekehrt. Denn ich war ein Feigling.
Ein Feigling, der es nicht geschafft hatte, nach dem großen Verleih der Medallien an die Sieger der Herbstturniere auch nur einem der Teammitglieder in die Augen zu sehen. Und nur, weil ich Angst hatte, den Trauer und die Enttäuschung in ihren Gesichtern sehen zu können.
Alles war zum kotzen.
Ich war zum kotzen.

"V/N, beeil dich, unser Flug geht in einer halben Stunde.", drängte mein Vater und scheuchte mich in den großen Eingangsbereich des Flughafens, gefolgt von zwei Security-Männern und seinem Manager, der schon die ganze Zeit wie wild etwas auf seinem Handy herumtippte.
"Du bist doch berühmt, oder? Die warten doch eh auf dich."
Um ehrlich zu sein, ich wusste nicht, wie ich verhalten sollte. Alle Stimmen um mich herum drangen nur gedämpft in meinen Kopf rein und ich fühlte mich, als müsste ich mich gleich übergeben.
Eine halbe Stunde also noch.
Und dann würde ich mich für gerade mal eine weitere Stunde in einen der First-Class-Sitze fletzen und schlafen. Vielleicht war es ja alles nur ein böser Traum, wenn ich wieder aufwachte.
"Nur weil ich berühmt bin, heißt das noch lange nicht, dass die Fluggesellschaft auf uns warten wird. Aber ich werde ganz sicher nicht auf dich warten, wenn du dich jetzt nicht endlich ein bisschen beeilst."
Für einen kurzen Moment hörte sich Idee, einfach stehen zu bleiben, unglaublich verlockend an.
Mein Vater sah mich durch seine verspiegelte Sonnenbrille von der Seite an. "Hör zu, ich weiß, dass eine Niederlage nichts Schönes ist und vor allem nicht bei so etwas Wichtigem wie die Herbstturniere. Aber aus Fehlern lernt man und ich habe dieses Team auf die Shiratorizawa vorbereitet, nicht auf die Itachiyama."
"Ich hätte damit rechnen müssen.", flüsterte ich niedergeschlagen.
"Ja, hättest du. Aber selbst wenn du damit gerechnet hättest, so hättest du im Nachhinein das Ergebnis nicht mehr ändern können."
"Wie es wohl geendet hätte, wenn ich dein Angebot abgelehnt hätte?" Ich umklammerte meinen Koffer fester. "Hätten sie es dann auch ins Finale geschafft?"
Mein Vater schmunzelte. "Wer weiß das schon? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht." Er zog sich seine Mütze tiefer ins Gesicht. "Aber auf jeden Fall solltest du dich aber jetzt auf dein Training konzentrieren. Wir hatten einen Deal, V/N. Verschwende dein Talent nicht."

Falling For Her // (Oikawa x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt