Die Rückkehr

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„Lass das Mädchen los, du Arsch!" befahl eine Stimme mit so einem kalten Ton, dass ich vor Angst im Boden versunken wäre...hätte ich sie nicht gekannt. 

Noch vor wenigen Tagen hätte ich diese Stimme gefürchtet, wäre vor ihr geflüchtet und  hätte dafür gebeten, sie nie mehr hören zu müssen. 

Aber seither war viel passiert, viel zu viel. 

„Niemals!" rief Eric zurück, der sich immer noch über mich gebeugt hatte, wahrscheinlich, um mich vor der Waffe zu schützen, die auf uns gerichtet worden war. 

„Eric verdammt, zwing mich nicht dazu!" sagte der Red Moon und ich fand endlich zu meinen Sinnen zurück, denn ich legte beide Hände auf Erics Brust, was ihn dazu brachte, mich anzusehen. 

„Es ist ok, lass mich gehen," flüsterte ich, so dass es nur für Eric hörbar war, „bitte...ich flehe dich an."

Die Augen des Typen über mir wurden glasig und er schien kurze Zeit nicht zu wissen, was er tun sollte, hatte dann aber seine Entscheidung getroffen.

„Ich kann dich nicht nochmals retten, das weisst du, oder?" fragte er und suchte meinen Blick. Ich versuchte, ihn so selbstsicher wie möglich entgegen zu  sehen, damit er wusste, dass ich keine Angst hatte. 

„Das wirst du auch nicht müssen," versprach ich und küsste seine Wange, so, dass es für unseren Unterbrecher nicht sichtbar war. Dieser schien sowieso schon genug geladen zu sein, da er ständig vor sich hin fluchte. 

„Eric, ich warne dich! Lass sie los! Ich hab nicht viel Zeit!" erhob sich die Stimme erneut und Eric bewegte sich langsam von mir runter, so dass ich etwas nach vorne krabbeln und aufstehen konnte. Ich wischte mir den Staub von meinen Kleidern, drehte mich nochmals zu Matt's Bruder um und sagte: „Danke Eric, danke für alles. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder."

„Ich habe zu danken, Cierra." Eric wendete seinen Blick von mir ab, als ob es ihn zu sehr schmerzen würde, mich gehen zu sehen, und ich machte mich auf den Weg zu meinem Befreier. 

Tom, den ich noch vor wenigen Tagen andauernd Narbengesicht genannt hatte, stand vor mir und schloss kurz seine Arme um mich, bevor er mich wieder freiliess und rückwärts lief, seine Waffe immer noch auf Eric gerichtet.

„Wie bist du hier raufgekommen?" wollte ich wissen und folgte ihm, während ich vorsichtig mit meiner Hand die Waffe von Tom nach unten richtete und erklärte: „Die brauchst du nicht bei ihm, er lässt uns gehen." 

„Über die Feuerleiter, und übrigens, danke für die nette Begrüssung, auch schön, dich zu sehen!" sagte Tom mit Ironie in seiner Stimme und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, um mir danach den Vortritt für die Feuerleiter zu überlassen. 

Als ich über den Abgrund nach unten auf die Betonstrasse sah, schluckte ich hart und dankte innerlich allen Göttern, dass ich keine Höhenangst hatte, sonst wäre diese Fluchtmöglichkeit für mich nicht in Frage gekommen.

Ich setzte langsam einen Fuss unter den anderen, panisch an die Leiter geklammert, um dem sicheren Grund immer näher zu kommen. Ich versuchte dabei, nicht erneut nach Unten zu sehen, denn um ehrlich zu sein, verursachte der Gedanke, gerade 7 Stockwerke runter zu klettern, doch ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend.

Als ich den letzten halben Meter geschafft hatte, atmete ich erleichtert auf und wartete auf Tom, der sich direkt über mir befand und nur wenige Sekunden später den Platz neben mir eingenommen hatte. 

„Wo müssen wir jetzt hin?" fragte ich, mit zitternder Stimme und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Meine Nervosität musste wohl die Nachwirkung des Adrenalins gewesen sein. 

Gangs - Taken Innocence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt