Unerwartete Begebenheiten

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Ich biss mir nervös auf die Unterlippe, als ich hörte, dass Andy die Tür hinter sich zu machte und mich mit dem Teufel höchstpersönlich alleine liess. Ich versuchte alles, um Fynns Blick auszuweichen, das ging sogar soweit, dass ich meinen Kopf nach oben neigte und so tat, als würde ich die Lampe über uns extrem interessant und spannend finden. 

„Cierra," sagte der Anführer schon zum wiederholten Male und ich zog scharf die Luft ein. Ich ging einen Schritt rückwärts, vom Bett weg, denn ich wusste, dass mir der Gangsterboss nicht folgen konnte, dank seiner Verletzung. 

Ich hörte Geraschel und wie er sich bewegte, doch mit mir in Berührung kam Fynn nicht, dafür war ich zu weit weg, was für ein Glück. Ich atmete erleichtert aus und sah dann zur Wand, um erneut seinen stechenden Augen auszuweichen. 

„Cierra, jetzt sieh mich verdammt nochmal endlich an!" schrie er wütend und ich zuckte zusammen. Ich hatte nicht erwartet, dass er so aus seiner Haut fahren würde und überwand mich dazu, meine Augen auf ihn zu richten. Das schien ihm zu gefallen, denn er schaute mich zufrieden an und nickte. 

„Hat ja genug lange gedauert," kommentierte er das Geschehen und ich zog meine Augenbrauen in die Höhe, bevor ich meine Arme vor meiner Brust verschränkte und darauf wartete, was er nun sagen würde. 

Ich wollte nicht über den Kuss sprechen, definitiv nicht. Ich wollte nicht, dass mir Fynn noch mehr wehtat, als ohnehin schon. Ich wollte das alles ganz schnell vergessen und tun, als ob es niemals passiert wäre. 

„Was willst du?" fragte ich und sah ihn an. Dabei versuchte ich, möglichst unbekümmert und gelangweilt zu wirken, ich konnte ihm einfach nicht zeigen, wie sehr er mich verletzt hatte. Für ihn war ich wohl nur Eine von vielen. 

„Mich dafür entschuldigen, dass ich mich nicht im Griff hatte," erklärte er mir und ich wurde stutzig. 

„Wie-Wie meinst du das?" wollte ich wissen und für einen Moment löste ich meine Gesichtsstarre, um danach gleich wieder darin zurück zu fallen. 

„Ich war verletzt und hatte was getrunken und du hast dich...echt nett um mich gekümmert, ich-ich hätte dich besser behandeln sollen," sagte Fynn mit einer ernsten Stimme und mir blieb für einen Moment das Herz stehen. So, wie er mich ansah, so mochte ich ihn. Er war nicht mehr der Fynn, der sich um niemanden scherte, hier zeigte er mir gerade seine liebevolle Seite. Aber darauf durfte ich nicht schon wieder reinfallen, das war mir vorhin schon zum Verhängnis geworden. Ich musste stark bleiben und mich behaupten, sonst würde er mich immer wieder wie ein kleines, unselbstständiges Mädchen behandeln und mich nicht ernst nehmen. 

„Richtig, und-" sagte ich mit einem tödlich ernsten Gesichtsausdruck, „du hättest mich nicht küssen sollen."

„Da irrst du dich, Prinzessin," antwortete mir Fynn und grinste für einen Augenblick, bevor sich seine Mundwinkel wieder nach unten bewegten, „der Kuss war nicht falsch, aber das, was ich danach gesagt habe. Es war nicht nur Spass."

Was sollte das jetzt? Was wollte er mir damit sagen? Er verwirrte mich total. Immer diese Männer und ihre komischen Aussagen.

„Und-und was soll das jetzt bedeuten?" fragte ich unsicher nach.

„Ich weiss es nicht, ehrlich. Ich hatte Lust, dich zu küssen und hab es getan, wieso auch immer. Aber es tut mir leid, dass ich danach fies zu dir war."

„Ok," sagte ich, da mir die Worte fehlten. Das alles konnte ich gar nicht wirklich aufnehmen, ich musste wohl zuerst in Ruhe darüber nachdenken. 

„Alles wieder gut, zwischen uns, mein ich?" wollte Fynn mit einem süssen Lächeln im Gesicht wissen und ich...ich schüttelte den Kopf.

„Hä?" fragte Fynn verwirrt, „wieso nicht? Was ist denn?"

Gangs - Taken Innocence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt