„Shit, shit, shit," fluchte Andy neben mir und war so ganz und gar nicht hilfreich mit seinen Aussagen. Sein Gesicht war kreideblass, das Handy, dass er immer noch in seiner Hand halt, fiel beinahe zu Boden und auch sonst schien er auf Panikmode zu sein.
Ich riss ihm das Telefon aus der Hand und drückte auf die Rückruftaste, aber ich bekam keine Verbindung, das einzige, was ich hörte, war dieses Nerv tötende und beängstigende Piepsen, das die Stille in unserem kleinen Wagen durchbrach.
„I-Ich muss sie da sofort raus holen," beschloss ich, ohne einen Plan zu haben, wie ich das überhaupt anstellen wollte. Ich meine, die Situation war ziemlich aussichtslos, wahrscheinlich waren Ashton und Xavier bereits tot, in diesem Moment. Aber das war mir egal, ich musste es wenigstens versuchen, sonst würde ich mir das niemals in meinem Leben verzeihen. Ich hatte den Fünfzehnjährigen da rein geschickt, dann würde ich ihn auch heil wieder raus bringen, und wenn es das Letzte werden würde, dass ich tat.
Andy griff nach meinem Oberarm und zog mich unsanft auf meinen Platz zurück, wo er mich festhielt und meinen Blick suchte: „Spinnst du Cierra?! Du kannst da nicht einfach reinspazieren! Den beiden-denen kannst du nicht mehr helfen. Da rein zu gehen wäre Selbstmord."
„Da-Das ist mir e-egal," stotterte ich und konnte mir nicht erklären, wo mein plötzlicher Mut herkam. Aber solange ich ihn noch hatte, musste ich ihn nutzen und die Jungs befreien.
„Cierra! NEIN!" befahl Andy und liess mir somit keine Wahl. Ich wollte ihm nicht wehtun, gewiss nicht, aber ich musste versuchen, zu den anderen vor zu dringen und sie aus diesem Höllenloch der Anacondas raus zu holen, und wenn Andy mir im Weg stehen wollte, bedeutete das....
„Au! Cierra verdammt!" fluchte der angehende Arzt der Red Moons und beugte sich nach vorne, seine beiden Hände auf seine blutende Nase gedrückt, die eben noch Bekanntschaft mit meiner Faust gemacht hatte.
Harte Zeiten erforderten harte Massnahmen.
„Tut mir so leid," flüsterte ich, sprang auf und machte die Tür des Rücksitzes auf, bevor ich in die kühle Tagesluft der Gasse entschwand und so schnell rannte, wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Hatte ich überhaupt etwas, um mich zu verteidigen, wenn es nötig sein würde?
Nein, hatte ich nicht. Super gemacht Cierra, toll überlegt.
Ohne mir weiterhin Gedanken über meine beschissene Situation oder die Gefahr zu machen, auf die ich gerade zusteuerte, rannte ich die Strasse entlang, direkt zum Hauptquartier der Anacondas und daran vorbei zum Nebengebäude.
Als ich um die Ecke kam, lief ich fast in Tom rein, der keuchend auf dem Boden sass und seine Knie an sich ran gezogen hatte. Seine schlimme Verfassung interessierte mich wenig, was mir mehr ins Auge stach, war die Waffe, die vor ihm auf dem Boden lag. Eine Pistole, um genauer zu sein. Und wie ich mit ziemlicher Sicherheit sagen konnte, war diese auch geladen.
Ich griff danach, bevor Tom etwas dagegen unternehmen konnte und setzte meinen Weg fort, an zwei anderen Typen vorbei ins Gebäude hinein. Die Treppen, die in den Keller führten, übersprang ich beinahe alle, so schnell war ich unterwegs. Ich hörte die Jungs von oben meinen Namen schreien, aber ich ignorierte alles, was sie sagten. Darüber würde ich mir nachher noch genug Gedanken machen, wenn ich das dann überhaupt noch könnte...
Als ich endlich im Luftschutzkeller angekommen war, war wenigstens die Tür noch weit offen, was meine waghalsige Rettungsaktion um Einiges leichter machte. Ich ergriff die Pistole mit beiden Händen und hielt sie vor meinen Oberkörper, genauso wie ich es aus den Filmen kannte.
Ob ich aber schiessen konnte, wenn mich jemand angreifen würde, das war die andere Frage.
„Oh Gott, oh Gott, oh Gott steh mir bei," flüsterte ich zu mir selbst und versuchte, das Zittern meiner Hände und somit meiner Waffe zu unterdrücken. Zeit für Panik hatte ich auch noch, wenn das alles hier vorbei war.
DU LIEST GERADE
Gangs - Taken Innocence
Teen FictionAls Cierra Foster eines Nachts nach Hause läuft und bemerkt, wie drei Typen einen wehrlosen, am Boden liegenden Mann verprügeln, schreitet sie ein, ohne sich den Konsequenzen ihrer Handlung bewusst zu sein. Sie katapultiert sich so in eine Welt voll...