Schuld

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Panik.

Blanke Panik.

Das war alles, was ich zurzeit empfand. Sie durchzog jeden Winkel meines Körpers und beherrschte all meine Gedanken. Sie machte es mir schwer, zu atmen, zu denken, sie machte es mir schwer, überhaupt bei Verstand zu bleiben. Ich hatte in den letzten Tagen schon oft Panik empfunden. An dem Abend, an dem ich den Gangs das erste Mal begegnet war, in dem Moment, in dem die Red Moons meine Wohnung gestürmt hatten und auch dann, als Fynn mir von Tristans Tod erzählt hatte. Aber das hier, das überragte alles um Längen. Weil die Panik noch mit einem anderen Gefühl gemischt war....mit Schuld. 

Es war alles meine Schuld. Alles, was schief gegangen war, war meine Schuld. Ich hätte es kommen sehen müssen, ich hätte es besser wissen müssen, und das Wichtigste, ich hätte es verhindern müssen. Alles, was passiert war, war meine Schuld. 

Die Schuld frass mich innerlich auf, weil ich schon wusste, was mir Andy, der besorgt neben mir auf sein Handy starrte, gleich sagen würde, und doch hoffte ich, dass ich falsch lag. Ich hoffte es so sehr, dass es schon wehtat. Ich wollte dieses Mal nicht richtig liegen, ich wollte Unrecht haben, ich wollte mich irren. Aber wie es so oft ist im Leben, werden Wünsche nicht Wirklichkeit. 

Die Wirklichkeit zerstört Wünsche. Sie zerstört Hoffnung und somit jegliches Leben, wenn man es am wenigsten erwartet. Sie bringt Menschen dazu, aufzugeben.

Und wie gerufen sprach Andy die Worte aus, die alles verändern würden: „Ich hab das Signal verloren, ich- es...es ist weg."

Ich schüttelte wie wild meinen Kopf und strich mir die ersten Tränen von der Wange, während ich meinen Kopf zur Seite drehte und den Gangster neben mir flehend ansah. Andy war genauso verzweifelt, wie ich. 

„Oh Gott," flüsterte ich und betrachtete meine zitternden Hände, „bitte sag mir nicht, dass ich ihn gerade in den Tod geschickt habe."

***

8 Stunden zuvor...

Nachdem uns die Schreckensnachricht von Ashtons Bruder erreicht hatte, waren alle in hellem Aufruhr und irgendwo hin verschwunden, was mich und Miro alleine in der Küche zurück liess. Ich verstand nicht ganz, worum es ging oder was gerade passiert war, aber es musste was Ernstes sein, sonst wären diese Gangster niemals so in Panik geraten. 

„W-Was wollen sie jetzt machen?" fragte ich meinen, sozusagen, einzigen Kumpel und schaute in seine Richtung. Er zuckte mit den Schultern und antwortete: „Keine Ahnung, es wird unmöglich sein, Xavier befreien zu können. Du kannst bei den Anacondas nicht einfach so reinmarschieren, und mit ihnen verhandeln geht schon gar nicht."

„Aber es muss doch eine Möglichkeit geben, Ashtons Bruder heil aus der Sache raus zu bringen?" 

„Wenn es die gibt, kenne ich sie nicht," sagte Miro und seufzte, bevor ein panisch aussehender Ashton den Raum betrat und uns beide ansah. 

Er kam mit langsamen Schritten auf uns zu und man konnte förmlich spüren, wie nervös er war, als er vorsichtig den Stuhl neben mir unter dem Tisch hervor zog und sich setzte. Er stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab und legte seinen Kopf in seine Hände, bevor er seine Augen schloss und scharf nachzudenken schien. 

Ich blieb still, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, und Miro tat es mir gleich, bis Ashton die Stille unterbrach: „Ich halte diese Warterei kaum aus, Xavier ist alles, was mir noch geblieben ist. Ich-Ich brauche ihn." Ashtons Stimme brach am Ende seines Satzes und ich sah, dass er versuchte, seine Tränen zu unterdrücken, was mir das Herz brach. Er war noch so jung, so unschuldig, er sollte so etwas nicht durchmachen müssen. 

Gangs - Taken Innocence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt