Der grosse Auftrag (Teil 3)

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Ich schlich, so schnell ich nur konnte, den Flur entlang, nicht wirklich wissend, wo ich eigentlich hin sollte. Ich vermutete und hoffte einfach, die Bedienung für die Alarmanlage befand sich dort, wo sie in den meisten Häusern war – neben der Eingangstüre. Wenn dem nicht der Fall war, dann hatte ich ein riesiges Problem. Ausserdem hatte ich keine Ahnung, wie lange mein Uppercut Opfer noch bewusstlos sein würde und von ihm überrascht und überwältigt zu werden, stand sicherlich nicht auf meiner To-do-Liste. 

Ich fand den Ausgang rascher als gedacht und atmete erleichtert auf, als ich Tatsächlich einen kleinen, weissen Kasten neben der Türe hängen sah, das musste einfach die Alarmanlage sein. 

Als ich näher trat, erkannte ich, dass es eines der gängigen Modelle war, mit einer Tastatur, um einen Zahlencode einzugeben. 

Dieses Passwort hatte genau vier Stellen, das hiess, bei 10 verschiedenen Ziffern, die gewählt werden konnten, gab es genau 9999 Möglichkeiten, was, naja, sagen wir mal, die ganze Sache nicht gerade erleichterte.

Ich öffnete erneut meine Clutch, die ich mit meiner nicht angeschlagenen Hand fest umschlungen hielt und holte mir die kleine Dose mit dem Stärke/Kohlepulver heraus, genauso wie den Pinsel, den ich mir eingepackt hatte. 

Danach liess ich etwas von dem Puderzeug auf den Pinsel fallen, bevor ich mit diesem vorsichtig über das gesamte Tastenfeld der Alarmanlage strich, um so allfällige Fingerabdrücke sichtbar zu machen. 

Ich hätte vor Freude in die Luft springen können, als das tatsächlich funktionierte und ich sah, welche Zahlen benutzt worden waren. 

Die nächste Stufe war nun, herauszufinden, in welcher Reihenfolge die Zahlen 1,4,7,9 benutzt worden waren, denn genau auf jenen sah ich nun deutlich (dank meinem Pulver) Fingerabdrücke.

Ich dankte innerlich meiner guten Vorbereitung, als ich die Zahlen studierte, denn ich erinnerte mich genauestens daran, was ich über den werten Herr Drogenbaron so alles gelesen hatte, um mich über ihn zu informieren. 

Und ich dankte derjenigen Art von Menschen, die so naiv waren, einen Zahlencode zu verwenden, der etwas mit ihrem echten Leben zu tun hatte, denn so war es auch hier gerade. 

1974, das Geburtsjahr unseres Dealers.

Das musste einfach sein Passwort sein, dafür hätte ich gerade meine Hand ins Feuer gelegt, es gab keinen Zweifel. 

Ich überlegte nicht mehr lange, sondern tippte die Zahlen ein und siehe da, danach konnte ich ohne weitere Probleme die Alarmanlage ausschalten. Ich konnte nicht verhindern, dass sich deswegen ein Lächeln in mein Gesicht schlich und ich vor Freude hätte losjubeln können, aber das wäre doch sehr unüberlegt gewesen, wenn ich ehrlich war. 

Ich griff sofort nach meinem Handy und schrieb Fynn die erlösende SMS, dass sie nun kommen und diesen Jungs den Arsch aufreissen konnten, während ich mir dann am Computer zu schaffen machen würde. Aber bis dahin musste ich die Show noch aufrechterhalten, was hoffentlich funktionieren würde, was schwierig werden könnte, meine Schauspielkünste liessen zu wünschen übrig.

*Tor ist offen* - Cierra

Sobald ich die Nachricht abgeschickt hatte und sichergegangen war, dass sie auch gesendet worden war, ging ich zurück zum grossen Saal, wo Candice und der Dealer immer noch, ziemlich aneinander gekuschelt, auf dem Sofa sassen und sich bereits die zweite Flasche Wein teilten. 

„Was hat solange gedauert?" fragte mich der Mann und ich versuchte, möglichst natürlich zu wirken, als ich antwortete: „Frauenprobleme."

Das war die beste Antwort, die ich bringen konnte, denn, seien wir ehrlich, kein Typ wollte jemals genaueres zu diesem Thema wissen, wenn eine weibliche Person es angesprochen hatte.

Gangs - Taken Innocence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt