Als Candice und ich im Autos der Red Moons sassen, dass wir freundlicherweise hatten ausleihen dürfen, konnte meine Zimmernachbarin einfach nicht aufhören, über einen gewissen jemand zu sprechen, was mich ständig rot werden liess.
„Ich sag's dir Cierra," wiederholte die Brünette zum tausendsten Male, „Fynn steht auf dich!"
„Und ich sag dir, das stimmt nicht," versuchte ich ihr klar zu machen, aber es hatte keinen Zweck. Sie liess sich nicht umstimmen, egal, was ich auch von mir gab, für alles hatte sie das passende Gegenargument parat und griffbereit. Ich redete an eine Wand, die unzerstörbar war. Candice hatte sich ihre Meinung schon längst gebildet, ich konnte sie nicht umstimmen.
„Bist du denn blind?" redete sie weiter, „er mag dich, verdammt! Wie er dich immer anschmachtet-und du hättest ihn sehen sollen, als du in diesem Verliess plötzlich ohnmächtig geworden bist..."
Meine beste Freundin hatte mit ihren Worten nun doch meine Neugierde geweckt, denn wie bereits erwähnt erinnerte ich mich nur noch verschwommen an die Vorkommnisse der letzten Tage, da konnte eine kleine Auffrischung nichts schaden.
„Es war erstens kein Verliess, es war ein luftundurchlässiger Bunker...und zweitens, was-was hat Fynn denn gemacht, als ich ohnmächtig wurde?" Ich sah verlegen zu meiner Fahrerin herüber, die stur geradeaus starrte, als ob sie mich absichtlich auf die Folter spannen wollte.
Candice wartete einige Sekunden, bevor sie sagte: „Er hatte echt Panik, so hab ich ihn noch nie zuvor gesehen. Er-er ist zum ersten Mal nicht völlig ruhig geblieben, er wurde total nervös und wenn es noch ein wenig länger gedauert hätte, bevor Ross aufgetaucht ist, hätte er sicherlich angefangen zu heulen."
Die Worte meiner Freundin lösten ein Glücksgefühl in mir aus, dass kaum zu beschreiben war. Irgendwie konnte ich es gar nicht fassen, dass Fynn sich wirklich solche Sorgen um mich und meinen Zustand gemacht hatte. Vielleicht mochte er mich ja wirklich und die Nervensäge, mit der ich gerade im Auto sass, hatte mit all ihren Vermutungen Recht.
Aber vielleicht eben auch nicht, ich durfte mich nicht darauf verlassen. Fynn war immer noch der Anführer der Red Moons und nur schwer zu durchschauen, ich musste vorsichtig sein und durfte nicht zu schnell Urteile fällen.
Als wir vor meinem alten zu Hause, dass ich ungeheuer vermisst hatte, anhielten und Candice den Wagen parkte, stieg ich erleichtert aus und schaute an der alten Backsteinfassade hinauf. Dieses Haus, in dem ich seit meiner frühsten Kindheit gelebt hatte war mir nun mehr fremd, als vertraut. Ich war nicht lange weg gewesen, und doch schien es ganz anders zu sein, als vorhin.
Oder vielleicht...war ich anders.
Ich war nicht mehr dieselbe Person wie vor ein paar Wochen, was ich schon schmerzlich hatte erfahren müssen. Irgendwie hatte mich diese kurze Zeit mehr verändert, als die letzten paar Jahre zusammen.
Alles hier um mich herum, die kleinen, engen Terrassen, die vollbefahrene Strasse, die Geräusche der U-Bahn...nichts schien mehr gleich zu sein, wie früher.
„Bereit, Geburtstagskind?" hörte ich die Stimme von Candice neben mir, die es in ihren hohen Schuhen auch endlich aus dem Auto geschafft hatte, aber natürlich nicht, ohne sich vorher noch kurz frisch zu machen. Sie war extrem eitel, was das anbelangte, aber ich verzieh ihr das, wenn sie mich so nett anlächelte, wie jetzt gerade.
„So bereit wie ich nur sein kann," sagte ich, etwas zu enthusiastisch und zwang mich zu einem nervösen Lächeln. Meine Schulter tat noch immer weh und auch sonst fühlte ich mich...unwohl. Ich war echt nervös, meine Mutter wieder zu treffen und ihr auch bei unserem heutigen Besuch nichts von der Sache mit den Gangs erzählen zu dürfen.
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Gangs - Taken Innocence
Teen FictionAls Cierra Foster eines Nachts nach Hause läuft und bemerkt, wie drei Typen einen wehrlosen, am Boden liegenden Mann verprügeln, schreitet sie ein, ohne sich den Konsequenzen ihrer Handlung bewusst zu sein. Sie katapultiert sich so in eine Welt voll...