Auf frischer Tat...ertappt

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Ich erinnerte mich später nur noch verschwommen daran, was sich in den nächsten Stunden abgespielt hatte. Um ehrlich zu sein, war ich froh darum, wenn ich mich nicht mehr genau an die Schmerzen erinnern konnte, die ich durchlitten hatte. Ich war glücklich darüber, dass ganze überhaupt überlebt zu haben. 

Die Tage danach waren auch nicht viel besser, alle der Jungs, genauso wie ich, hatten ziemlich viel abbekommen und mussten verarztet werden, und als das erledigt war...hingen wir rum.

Wir taten einfach mal gar nichts, was eine willkommene Abwechslung zu diesem Gangs Alltag war. Denn, ich hatte für die nächsten Jahrhunderte sicherlich genug Action mitbekommen, ich wollte nicht noch mehr. 

Fynn, dem ich geholfen hatte, die Infos auf dem USB Stick zu entziffern, verhielt sich seitdem äusserst merkwürdig, eigentlich keine Überraschung, denn er war sowieso jemand, der seine Laune alle paar Minuten änderte. 

Ich hatte ohne sein Wissen eine Sicherheitskopie der Infos auf eine CD geladen und sie in meinem Koffer verstaut, bei dieser Szene, in der ich mich befand, konnte man ja nie wissen. Und ausserdem hatte Fynn selbst gesagt, dass ein Geheimnis umso sicherer ist, desto weniger Leute davon wüssten. 

Vielleicht würden wir die Infos irgendwann nochmals brauchen, oder, was ich für wahrscheinlicher hielt, würden sie geklaut werden. 

In diesem Falle hatte ich dann eine Sicherheitskopie. 

Meine Schulter, die war eine ganz andere Baustelle. Sie tat höllisch weh und hatte genäht werden müssen, anscheinend ein Durchschuss, sowie Andy gesagt hatte. Durch den vielen Blutverlust hatte es einige Stunden sehr kritisch um mich gestanden, aber ich lebte noch, also war alles relativ, wie Einstein so schön zu sagen pflegte. 

Nun, ganze neun Tage nach dem grossen Einbruch, den wir vollbracht hatten, ging es mir wieder einigermassen gut und die Stimmung hatte sicher wieder normalisiert, wenn auch noch nicht vollständig. 

Als ich an Fynns Zimmertüre klopfte und langsam eintrat, nachdem ich ein leises „herein" gehört hatte, bestätigte sich einmal mehr, dass Fynn's Stimmung sich noch nicht erholt hatte. 

„Hey," begrüsste ich ihn und lächelte, „was machst du gerade?" 

Der Anführer der Red Moons sass an seinem Computer und liess seine Finger über die Tastatur gleiten, während er nicht einmal aufsah, als ich eintrat. Es schien fast so zu sein, als hätte er mich gar nicht gesehen. 

„Ich gehe die Infos durch," antwortete er, kurz angebunden, und sah für den Bruchteil einer Sekunde zu mir, bevor er wieder auf seinen Computerbildschirm starrte, was mich unglaublich nervte.

„Soll....ich dir helfen?" schlug ich vor und lief auf seinen Tisch zu, was ihn dazu brachte, alle Fenster, die er auf dem Computer geöffnet hatte, zu schliessen. Seltsam. 

„Nein," sagte das lebende Rätsel dann und stand auf, „wenn du dir das anschaust...dann bringst du dich nur noch mehr in Gefahr, und das kann ich nicht wieder riskieren."

Ich stutzte und sah ihn überrascht an: „Hast du dich darum in den letzten Tagen so komisch benommen? Weil...du mich in Gefahr gebracht hast?" 

Fynn wich meinem Blick aus und stützte sich mit seiner Hand auf seinem Tisch ab: „Äh...also, äh...ja, das-das ist möglich."

Ich grinste wie ein kleines Kind als ich ihm in die Wange kniff und ein Quietschen unterdrücken musste. Er schlug meine Hand gespielt wütend weg und sagte: „Jetzt reite ja nicht darauf rum."

„Das ist so süss von dir!" versicherte ich dem Anführer glücklich, „aber ehrlich Fynn, du hast nicht die Schuld an dem, was passiert ist. Ich habe gewusst, was für ein Risiko ich eingehe, wenn ich euch helfe und ich habe es in Kauf genommen. Ich hätte nur besser über unsere Fluchtmöglichkeit nachdenken müssen."

Gangs - Taken Innocence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt