Symbol

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Ich sass in meinem Zimmer und wartete - auf was, das wusste ich nicht.

Irgendwie hoffte ich, ich würde aufwachen aus diesem schrecklichen Alptraum und alles, was ich erlebt hatte, wäre nur ein Konstrukt meiner eigenen, verwirrten Gedanken gewesen. Aber das war nicht der Fall und mit jeder Minute, die verstrich, wurde mir klarer, dass es auch niemals so sein würde.

Fynn, den Typen, den ich liebte, gab es nicht und schrecklicher noch, es hatte ihn niemals gegeben. Wieso er mir so lange etwas hatte vorspielen können, ohne dass ich etwas gemerkt hatte, war mir nicht ganz klar. Ich hatte wohl wegen all meiner Gefühle das offensichtliche nicht begreifen wollen.

Die Liebe zu Fynn hatte mich blind gemacht und jetzt, jetzt zahlte ich den höchsten Preis dafür, den ich mir ausmalen konnte.

Mein Herz war gebrochen und tat so weh, dass ich am liebsten geschrien und um mich geschlagen hätte, es aber nicht tat. Ich hielt meine Gefühle in mir gefangen, denn ich wusste, wenn ich sie nur ein einziges Mal an die Oberfläche lassen würde, könnte ich sie nicht mehr stoppen.

Ich sah mich im ganzen Raum und auch im kleinen, engen Badezimmer daneben nach Kameras um, das hatte ich von meinem Aufenthalt bei den Black Devils gelernt, bevor ich mich umzog. Meine Kleider, genauer gesagt alle Sachen, die ich überhaupt besass, waren bereits in diesem Zimmer gewesen, als ich es betreten hatte.

Was nur so viel bedeuten konnte: Fynn, oder Flavio, hatte das alles genauestens geplant. Er hatte alles für meine Ankunft vorbereiten lassen, was mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen liess.

Wie herzlos musste ein Mensch sein, um einem anderen so lange etwas vorzuspielen?! Hatte ich ihm denn niemals etwas bedeutet, nicht mal ein kleines bisschen?!

Aus all meiner Wut und Verzweiflung heraus öffnete ich den Verschluss der Kette, die ich um den Hals trug und betrachtete sie für mehrere Minuten in meiner Hand, denn es war nicht irgendeine Kette, sondern jene, die mir Fynn geschenkt hatte.

An jenem Tag, an dem ich herausgefunden hatte, dass mein Vater im Gefängnis gestorben war. Jener Tag, an dem mir Fynn zum Geburtstag gratuliert und mich geküsst hatte.

Jener Tag, an dem ich wieder nichts gemerkt hatte, von dem, was wirklich vor sich ging.

Dieser elende Lügner hatte mich hintergangen und mich ausgenutzt, für seine wahre Gang und seine eigenen, egoistischen Zwecke. Er hatte mich manipuliert und mich so sehr eingelullt, dass es mir unmöglich schien, mich aus seinen Klauen jemals befreien zu können.

Wie konnte man ein gebrochenes Herz heilen?

Ich umklammerte diese Kette, die für alles stand, was ich verloren hatte, und stand auf, um ins Badezimmer zu gehen. Ich stand vor der Toilette und starrte auf das klare Wasser, dass sich darin befand. Ich bewegte meine verschlossene Hand langsam darauf zu und versuchte dabei, mich dazu zu überwinden, die Kette los zu lassen.

Ich wollte sie nicht mehr haben, sie war ein Symbol für all das, was Fynn mir angetan hatte. Ein Symbol für meine eigene Naivität und Dummheit.

Aber egal, was ich mir auch innerlich zuredete und wie ich fluchte, ich konnte die Kette nicht runterspülen. Ich konnte sie nicht gehen lassen, noch nicht jedenfalls.

Ich wusste nicht, wie lange ich schon mit mir selbst rang, als es plötzlich an der Türe klopfte und ich einen beinahe Herzinfarkt erlitt. Ich verliess mit zittrigen Beinen und rasendem Herzen das Badezimmer und starrte auf die Metalltüre, die mich von meiner Freiheit abhielt und hörte auf, zu atmen, als ich hörte, wie ein Schlüssel gedreht wurde.

Meine Augen weiteten sich und dann, als ich die Spannung schon beinahe nicht mehr aushielt, so ich endlich, wer mich besuchte.

Es war der Typ, der mich gerettet hatte. Theo.

Gangs - Taken Innocence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt