Kampfgeist

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Als Kind hatte ich mir immer vorgestellt, dass alle Herzen der Menschen in meiner Umgebung aus Farben bestehen würden. Vielen verschiedenen Farben natürlich, aber dennoch aus Farben.

Grün, Blau, Rot, Gelb – alle kamen sie vor, in vielen Varianten und Formen und jedes Herz wurde durch sie einzigartig. 

Diese Farben spiegelten unseren Charakter wieder, unser inneres Wesen, unsere Gedanken und unsere Entscheidungen.

Diese Farben waren wir selbst. 

Und ich hatte immer geglaubt, jedes Herz wäre farbig, fröhlich und ungebrochen. Seine Farben würden heller Leuchten, als die Sterne in einer dunkeln Nacht. 

Aber seit ich damals, in einer dunkeln Gasse einem wehrlos am Boden liegenden Typen zu Hilfe eilen musste, war ich mir da nicht mehr so sicher. 

Ich hatte zu viel Unheil gesehen, zu viel Boshaftigkeit, zu viel Hass, als das ich noch an all die Farben in unserem Herzen glauben konnte.

Heute war ich mir sicher, dass nur eine einzige, dunkle Farbe ein Herz zerstören konnte. Eine Entscheidung, eine Begebenheit, ein Fehler konnte alles zerstören, was einst dagewesen war. 

Und ich hatte Angst, dass genau das gerade mir passierte – meine Farben wurden langsam überschattet von Ereignissen, die ich selbst nicht ändern konnte. 

Ich hatte keine Wahl, wie schon so oft in den letzten Wochen, wenn nicht sogar Monaten. Mir blieb nichts anderes übrig als mich mit der Situation zu arrangieren.

Und das konnte ich auf zwei unterschiedliche Varianten tun, ich musste mich nur dazu entscheiden, mit welcher.

Flucht oder Angriff.

Sie waren die beiden Optionen, die mir geblieben waren, und keine von ihnen gefiel mir.

Aber da an Flucht nicht zu denken war, vor allem, nachdem ich Fy - Flavio in seine Schranken gewiesen hatte, musste ich nun angreifen, und zwar niemand geringeren als Dan Rogers. 

Der Mörder meiner Mutter stand mir gegenüber mit einem Blick, der so kalt war, dass meine Knie zu zittern begannen und der Adrenalinpegel in meinem Körper unbekannte Höhen erreichte. 

Aber das war gut – Adrenalin machte mich schneller, schärfte meine Sinne und würde mir hoffentlich dazu verhelfen, ihn zu besiegen. 

Und wenn nicht...dann würde ich sterben, denn Dan Rogers würde mich nicht davonkommen lassen, nicht dieses Mal. Nicht schon wieder.

Aber das war mir egal, ich hatte schliesslich nichts anderes mehr, dass ich noch verlieren konnte, ausser mein Leben.

Meine einzigen Freunde waren tief unter mir in einem Kellerverliess eingesperrt und gefoltert worden. Der Typ, den ich liebte, hatte mich auf die mieseste Art und Weise verraten und meine Eltern waren tot. 

Ich atmete ruhig ein und aus, als ich den ersten Schritt nach rechts machte, meine Augen immer auf mein Gegenüber gerichtet. Dan Rogers machte dasselbe und so bewegten wir uns einige Minuten im Kreis, auf den richtigen Angriffszeitpunkt wartend. 

Ich wusste, seine Schwachstelle war sein verletztes Bein und das würde ich ausnützen, so fest ich nur konnte. Ich hatte nicht vor, heute als Verlierer vom Platz zu gehen. 

Ich musste einfach gewinnen!

Ich versuchte, mich an alles zu erinnern, was ich über das Kämpfen wusste (was sehr wenig war). 

Die Schwachstelle meines Gegners hatte ich bereits gefunden und ich wusste ebenfalls, dass ich immer einen Arm vor meinem Gesicht halten sollte, um es vor Schlägen zu schützen. Ausserdem sollte ich meine Geschwindigkeit ausnutzen, um Dan Rogers zu entkommen, denn durch seine Verletzung war er langsamer, als ich. 

Gangs - Taken Innocence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt