»Ein letztes mal ...«

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   »Was? Du spürst die Matebindung auch?«, fragte ich überrascht nach und klappte den Mund wieder zusammen.
Kyrill, der immer noch in Wolfsgestalt war, kratzte sich etwas unsicher am Ohr und schien zu überlegen was er jetzt machen oder sagen sollte. Da er sich nicht rührte ging ich ein paar Schritte auf ihn zu, und als ihn das nicht störte hockte ich mich vor seine schwarze Wolfgestalt.

Dann streckte ich langsam die Hand aus und berührte ihn am Kopf. Ganz vorsichtig. 
   Ich hatte das Gefühl als ob ihm das gefiel, doch dann zog er den Kopf weg und sah mir stur und tief zugleich in die Augen, und ich ihm. Seine Augen waren so schön und es fühlte sich so an, als ob ich darin ertrinken könnte. Ich hatte das Gefühl als merkte er meinen verträumten Blick. Ich wusste er erkannte es.
Dann ergriff ich wieder das Wort.

   »Kyrill, warum tust du das?«
Er wusste natürlich sofort was ich meinte.
   »Elin. Das ist ... hat seine Gründe. Ich kann das einfach nicht ... weil ... das kann ich dir nicht sagen.«
     Ohne mir bewusst zu werden kullerten mir kleine glitzernde Tränen die Wangen hinunter und hinterließen eine feuchte Spur auf meinem Gesicht. 
    »Tut es dir nicht auch weh?«, wollte ich dann wissen.
   Er sah kurz zu Boden.
   »Also, ich weiß damit um zu gehen. Mich haben schon viele verletzt, ich bin das gewöhnt«, er sah traurig drein.
Ich schluchzte laut auf und sank auf den Boden auf die Knie. 
   »Warum?«, wimmerte ich und immer mehr Tränen übergossen mein Gesicht.
   »Ich kann nicht ohne dich! Ich kenne dich zwar nicht aber ... ich kann einfach nicht ...«
Meine Stimme versagte schlussendlich.

    »Ich ...«, mehr brachte Kyrill auch nicht über die Lippen. 
   »Kannst du dich wenigstens mal verwandeln?«, schluchzte ich leise, doch er hatte mich gehört und kam meiner Bitte nach.
Nun stand ein junger, viel zu gut aussehender Mann vor mir der mich mit seinen Augen musterte, doch leider konnte ich sie nicht lesen, erkannte seinen Blick nicht. Konnte ihn nicht deuten.

   »Darf ich nur ein letztes mal ...?«, fragte ich dann.
   »Was willst du nur ein letztes mal?«, fragte er leicht verwirrt zurück und sah mich diesmal sogar ein bisschen mitfühlend an. Mehr konnte man aus seinen Augen nicht heraus lesen.
   Doch ich stand wackelig auf, ging zu ihm hin und schlang meine Arme fest um seinen wunderschönen Körper.
Mir war egal wie das rüber kam oder was er darüber dachte.

Ich drückte mich fest an ihn und weinte in seinen Pulli. Ich spürte seine Muskeln unter mir und mein Herz machte einen Schnellen glücklichen aber auch traurigen Hüpfer, denn das würde das letzte mal sein, dass ich das tat. 

    Ich umklammerte ihn so als ob ich Halt bräuchte und der Boden unter meinen Füßen gleich weg brach. Dann, legte er auch vorsichtig seine Arme um mich und seinen Kopf legte er auf meinem ab, da er ziemlich groß war.
Vorsichtig und ganz langsam streichelte er mir über den Rücken. Ich genoss seine Berührungen und sog sie tief in mich ein, als ob sie mein Wasser waren was ich seit Tagen nicht getrunken hatte.
Mir wurde ganz warm ums Herz.

   Dann jedoch ließ ich ihn los, da ich sonst noch Stunden so verweilt hätte und mich dann nur noch schlechter von ihm los reißen könnte. Ich sah ihm tief in seine Augen, und beobachtete seine Regungen. Es sah so aus als ob seine Augen leicht glasig waren, aus meinen flossen immer noch ununterbrochen kleine Wasserkugeln. 
Ich wunderte mich schon warum nich Tränen übrig waren, bei der Menge die ich in letzter Zeit verheult hatte.

   Ich sah in sein Gesicht - seine Nase war einfach nur Perfekt, so wie er den Mund hielt war einfach wunderschön und die Farbe und Form seiner Lippen ... einfach Himmlisch!
Ich musste einfach meine Lippen auf seine drücken!
Ich musste es!

   Also stellte ich mich dicht vor ihn. Stellte mich auf Zehenspitzen und drückte für wenige Sekunden meine Lippen auf seine. Da ich seine Reaktion lieber nicht abwarten wollte, drehte ich mich schnell um und verschwand rennend im Wald.

   »Elin!«, hörte ich noch eine Stimme hinter mir meinen Namen rufen, doch ich drehte mich nicht mehr um und hielt auch nicht an. Ich rannte einfach und ließ meinen Tränen und Gefühlen freien lauf. Meine Gedanken wirbelten auch nur so wie ein Tornado in mir herum und zerstörten mein Herz, was gerade eh von selbst zersprang. 

   Ich rief die Gefühle des geradigen Kusses in mein Hirn zurück, und der Gedanke daran dass ich dieses Gefühl nie wieder verspüren würde war elend.
Dieser Kuss fühlte sich so an als ob ich frei wäre, und das nur bei meinem Mate Kyrill. Doch dieses Gefühl würde ich nie wieder verspüren.
Dieser Kuss war ein Abschiedskuss gewesen.
Mein Leben war besiegelt und es konnte nur noch schlechter werden, denn besser - dieses Wort existierte in meinem Wortschatz nicht mehr. 

   Ich lief quer durch den Wald steuerte aber auf mein zu Hause zu. Mum würde ich aber nichts erzählen, sie wusste noch nicht mal was von dieser ganzen blöden Mategschichte. Und außerdem erzählte sie mir auch nichts.
Genauso wie Kyrill. Alle schwiegen. Doch ihn ganz besonders musste ich einfach irgendwie versuchen zu vergessen um mein Leben neu zu starten, ordentlich und glücklich zu leben.
Ach wie ich mein Leben verabscheue!

𝔸𝕔𝕔𝕖𝕡𝕥 𝕄𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt