»Die Suche beginnt...«

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   Zehn Minuten später hielt Niclas sein Gefährt vor unserer Gartentür. Ich sprang ab und reichte ihm meinen Helm.
   »Danke, dass du mich mitgenommen hast«, lächelte ich ihn an. 
   »Kein Problem. Immer gerne«, wies er den dank Kopfschüttelnd ab. 
   Dann betrachtete ich sein Motarrad genauer. Es war dunkelblau mit weißen ... naja ... ich war mir nicht sicher was das war. Wölfe vielleicht?
   »Niclas, das da auf deinem Motorrad«, ich wies mit dem Kopf auf die Wolfähnliches Gestalten, »Sind das ... Wölfe?« 

   Niclas legte leicht den Kopf schief.
   »Ja, also schon irgendwie.«
   »Was heißt irgendwie?«, hakte ich nach.
   »Es sind ... Werwölfe.«
   »Werwölfe?«, fragte ich nach, ich musste natürlich so tun als ob ich dachte die gibt es nicht.
   »Ja, Werwölfe. Du weißt doch was das ist, oder?«, schmunzelte er. 
   »Na klar weiß ich was das ist«, verteidigte ich mich. 
   »Hast du schon mal einen gesehen?«

   Ja klar! Aber das konnte ich schlecht sagen. Also tat ich so als ob ich überlegte und erwiderte dann:
   »Nein. Wie auch? Die gibt es doch gar nicht.«
  Ich hoffte, dass ich ganz überzeugend rüber kam.
   »Ich schon. Gestern erst.«
   Will der mich verarschen?
Oder was wird das hier bitte? Wusste er das es Werwölfe gibt?
   »Sie sehen aus wie ganz gewöhnliche Wölfe. Ich habe einen Braun - weißen gesehen«, fügte er, als ich nichts sagte hinzu.
Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und sah mich prüfend an.
   Den den er gesehen hatte, könnte ich sein. Ich bin ja auch braun mit einem weißen Bauch.

   »Und das soll ich dir glauben? Vielleicht waren es ja auch ganz normale Wölfe und du hast dich geirrt.«
Mir viel nichts anderes ein was ich hätte sagen können.
   Er durchbohrte mich weiter mit seinem forschenden Blick. 
   Dann stellte er sich dicht vor mich, packte meine Hand und holte seinen Schlüsselbund hervor. 
   Was machte er denn da? Ich zog meine Hand nicht zurück, da ich nicht wusste was er machte und andererseits da er sie viel zu fest festhielt. 

Dann bohrte er einen seiner Schlüssel in meine Haut und zog den Schlüssel über meine ganze Handfläche. 
   »Au! Was soll das?«, fragte ich verwirrt und wollte meine Hand wieder wegreißen, doch es funktionierte immer noch nicht. Das Blut quoll nun stark hervor und die Wunde brannte schmerzhaft, doch nicht lange, denn da ich ein Werwolf war hatte ich spezielle Werwolfkräfte oder besser gesagt Gene.
Eine davon war die Heilkraft. Meine Wunde schloss sich in wenigen Sekunden wieder und der Schmerz verebbte, der Schock blieb aber. 
   »Warum hast du das gemacht?«, fragte ich ihn böse und durchdolchte ihn mit meinen Augen. 
   »Sieh«, sagte er nur und kippte meine Hand zur Seite. Das Blut darauf floss hinunter und übrig blieb nur ... keine Narbe zu sehen. 

   »Was ist da?«, wollte ich immer noch böse wissen.
   »Wo ist deine Wunde?«, stellte Niclas eine Gegenfrage. 
   »Weiß ich doch nicht.«
   »Natürlich. Elin ich bin nicht doof. Nur Werwölfe können ihre Wunden heilen.«
   »Und woher willst du das bitte wissen?«, knurrte ich aus tiefster Kehle.
   »Aus Büchern und Filmen«, erklärte er sich.
   »Und woher wusstest du genau das ich eine bin?«
Mit ihm konnte man nicht streiten, also brachte ich es gleich auf den Punkt. Er bleib aber still. 

   Dann packte ich sein Handgelenk und quetschte mit meiner Hand seine Blutgefäße ab. Diese schwollen wie gewöhnlich an, doch es passierte noch etwas.
Diesen Trick hatte mir mal meine verstorbene Großmutter beigebracht. Die auch ein Werwolf gewesen war. 

   Aus Niclas Arm kamen immer mehr Härchen heraus die sein Fell waren, das passierte nur bei Werwölfe wenn man ihnen das Blut am Handgelenk abquetschte. Also war er auch einer.
   »Hab ich's mir doch gedacht«, sagte ich zischend und ließ seinen Arm wieder fallen. 
   »Na schön, ja ich bin auch einer.«

Er verschränkte wieder seine Muskelbepackten Arme vor der Brust. Warum waren alle männlichen Werwölfe so Muskulös? Und wenn man mich mal ansieht, keine Muskeln in Sicht. 
   »Warst du der Werwolf gestern der mich verteidigt hat?«, hakte ich nun nach.
   Niclas kratzte sich ertappt am Hinterkopf.
   »Ja, der war ich.«
   »Warum warst du da?«, fragte ich weiter.
   »Weil ich jemanden gesucht habe.«
  Wenigstens gab er einem gleich eine Antwort.
   »Und wen?«
   »Meine Mate. Ich habe sie gestern zufällig kennen gelernt. Wir wollten uns gestern im Wald treffen, da ist sie aber nicht aufgetaucht.«
   »Hast du sie heute gesehen? Also, wenn sie auf unsere Schule geht?«
   »Sie geht nicht auf unsere. Sie wird von ihren Eltern unterrichtet, und die wohnen im Wald in einer kleinen Hütte. Da war ich auch nachdem ich bei dir war. Aber sie war auch nicht da. Ich habe dann bis Abend bei ihren Eltern gewartet, aber sie kam nicht.«
    Er sah traurig und sorgenvoll zu mir, direkt in meine Augen.

   »Soll ich dir beim Suchen helfen?«
   »Das wäre total nett.« Er nickte heftig. 
   Dann schloss er sein Motorrad ab und wir liefen zu mir in mein Haus. Da schmissen wir unsere Schulrucksäcke auf den Boden und rannten sofort in den Wald. 

Wo die Suche nach Niclas Mate begann ...

𝔸𝕔𝕔𝕖𝕡𝕥 𝕄𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt