»Die Suche«

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   Wir liefen in Wolfsform durch den stillen Wald. Kein Vöglein zwitscherte und kein Wind wehte. Alles war Still, so wie stehen geblieben. 
   »Wo fangen wir an? Du kennst dich ja hier besser aus?«, wollte Niclas neben mir hektisch wissen. Ich konnte leicht seinen Angstschweiß riechen. 
   »Gute Frage. Wo wolltest du dich mit ihr denn treffen?«
   »Komm mit.«

   Damit trabte er vorneweg und verschwand aus meinem Sichtfeld. Ich lief ihm zügig hinterher und hatte ihn bald eingeholt. 
   »Du weißt aber schon, dass wir morgen Schule haben, oder? Wir dürfen also nicht so lange Suchen.«
   »Jaja. Dann beeilen wir uns eben jetzt. Ich brauche sie!«
   Wenn Kyrill auch mal sowas sagen würde. Ich lies ein leisen Seufzer von mir, der Niclas nicht entging.

   »Was ist?«, wollte er deswegen wissen. 
  »Ach, zu lange Geschichte«, erklärte ich nur kurz und lief ihm hinterher.
Hier wo er lang lief war ich noch nie gewesen. Ein paar Minuten später hörte ich leises Rauschen in meinen Ohren das immer lauter wurde. 
   Und dann ... traten wir hinter Baumstämmen hervor und erblickten einen wunderschön glänzenden Wasserfall. Der zwar ziemlich klein war, aber wunderschön. Dieser Wasserfall stürzte sich in einen mini Teich hinunter in dem viele rosa und weiße Seerosen wuchsen und die riesigen Blätter den halben Teich bedeckten.
Von diesem Teich aus floss ein Bach weg. Jetzt zog auch ein frischer Wind auf und umwehte unsere Schnauzen.

   »Wow«, entwich mir bei diesem Anblick nur. 
   »Ich weiß«, sagte er in Träumen versunken.
   »Komm, wir machen uns jetzt an die Arbeit«, befahl ich ihm.
   »Was willst du?«, fragte er leicht verwirrt zurück. 
   Doch ich antwortete nicht sondern begann die "Lichtung" abzusuchen. Eher abzuschnüffeln. Doch ich roch keine Spur von ihr. Nichts. 
   »Niclas, sie war hier nicht. Ich kann nichts als Moose, Pflanzen all gemein und ein paar Tieren riechen.«

   Er ließ den Kopf traurig sinken.
   »Das heißt sie wurde vielleicht aufgehalten, oder wollte sich mit mir nicht treffen.«
   »Aber warum war sie dann nicht bei ihr zu Hause? Und warum ist sie jetzt immer noch nicht zu Hause? Das macht doch alles keinen Sinn. Ich denke wirklich, dass sie aufgehalten wurde«, stellte ich meine Vermutung auf. 
   »Aber von wem denn bitte? Das macht doch, wie du sagst, alles keinen Sinn!«
   »Ich weiß wen wir Fragen können«, sagte ich entschlossen, »Komm mit!«
   Ich wand mich von dem schönen Ort ab und rannte wieder tiefer in den Wald zurück, Niclas war mir dicht auf den Fersen. 

   Nach sehr vielen Minuten stiegen mir wieder Wolfsgerüche in die Nase, das hieß, dass wir unserem Ziel näher kamen. Und dann tauchten wir durch den restlichen Schatten der Bäume und befanden uns auf einer riesigen Lichtung mit einem Rudelhaus in der Mitte. 
   »Da wären wir«, sagte ich und fügte ein »Verwandeln!«, hinzu. 
   In Menschenform  gingen wir auf das Rudelhaus zu, was Kyrills Rudel gehörte. Ich schaff das, immer cool bleiben!, redete ich mir selbst ein. Aber ob das wirklich stimmte oder funktionieren würde?

   Bei der Tür angekommen, drückte ich auf die Klingel an der Seite, denn ich glaubte nicht, dass jemand wöllte, dass wir einfach so rein spazierten. 
   Wenige Sekunden später öffnete eine ältere Frau uns die Tür.
   »Wer seit ihr? Und was wollt ihr?«, fragte diese grimmig.
   »Wir möchten mit ihrem Alpha sprechen. Alpha Kyrill. Es handelt sich um einen drastischen Notfall.«

   Ich hoffte inständig, dass sich die Frau damit zufrieden gab. 
   »Gut. Aber beeilt euch, Alpha Kyrill ist nicht gerade in bester Laune.«
   Ich nickte zustimmend und so lies sie uns durch. Ich zog Niclas schnell hinter mir her als wir zu Kyrills Büro hoch eilten. 
   Vor seiner Bürotür angekommen, wollte ich gerade anklopfen, doch Niclas hielt mich auf.
   »Eine Frage, Elin, wie soll er uns bei der Suche helfen?«
   Ich wandte mich zu ihm um und sah ihm tief in die Augen.
   »Niclas, vertraue mir, okay?«
   »Gut. Mir bleibt glaub ich eh nichts anderes übrig.«
   Mehr sagte er nicht.
   Dann klopfte ich beherzt an die Holztür und wartete ab, bis die stimme meines Mates erklang.

   »Ja? Herein!«, rief er von drinnen, und ich musste mir eingestehen, dass er nicht gerade gut gelaunt klang.
   Ich öffnete die Tür und trat gefolgt von Niclas ein. Als er uns sah, bleib ihm der Mund offen stehen. 
   »Was wollt ihr denn hier? Oder besser gesagt du«, fragte er uns irritiert und ließ mich nicht aus den Augen.

   »Wir brauchen deine Hilfe ehrlich gesagt. Und es handelt sich um ein sehr großes Problem«, sagte ich mit gesenktem Kopf, um ihm meine Unterwürfigkeit zu zeigen. 
   »Setzt euch.« 

   Wir nahmen gleichzeitig auf den Stühlen vor seinem Schreibtisch platz. 
   »Also ...«, begann ich schließlich, »Das ist Niclas und wir suchen seine Mate. Er wollte sich gestern mit ihr treffen doch sie ist nicht erschienen. Ihre Eltern wissen auch nicht wo sie hin ist, und sie ist immer noch nicht aufgetaucht. Wir vermuten dass jemand sie aufgehalten hat, bloß wer? Kannst du uns bitte helfen ... Kyrill?!«, flehte ich und bettelte ihn an.

   Er fing an zu überlegen. 
  »Hmmm. Ich hätte da vielleicht eine Idee, aber ...«, zögerte er.
   »Sag es bitte! Ich brauche sie so sehr und mache mir mega viele Sorgen! Bitte helfe mir!«, bettelte Niclas mit Tränen in den Augen.

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