Wenn Kyrill auch mal sowas zu mir sagen würde wie Niclas gerade eben. Ich verdrängte schnell diesen Gedanken wieder und lauschte Kyrills nächsten Worten.
»Gut. Also ich denke ... wenn sie jemand aufgehalten hat ... dann kann das nur Conan gewesen sein, denn ich kenne keinen anderen der zu sowas fähig ist. Und Elin ... du kennst ihn ja auch jetzt gut genug.«
Mir ging ein Licht auf, so als ob jemand in einem stockdunklen Raum das Licht an geschalten hatte.»Oh nein! Dann will er sie sicher auch markieren und als seins bezeichnen! Wir müssen sofort zu diesem Irren! Wie kann der nur Alpha von einem Rudel sein!?«
Ich sprang blitzschnell auf und wartete bis die beiden Jungs mir folgten.
Dann rannten wir gemeinsam durch Kyrills Rudelhaus bis hinaus auf die große Lichtung. Für einen Moment war das zwischen Kyrill und mir vergessen denn jetzt zählte jede Sekunde und unsere Zusammenarbeit.
Auf der Lichtung angekommen verwandelten wir uns in windeseile und preschten los.
Wo genau wir lang mussten wusste ich zwar nicht, aber mein Mate rannte an der Spitze und führte uns an.
So wie er es gewohnt war, als stolzer Alpha.Unsere Pfoten donnerten wie eine Lawine auf den Boden und wühlten ihn leicht auf. Das Gras wurde platt gedrückt und man hörte unseren Atem stoßweise im Wald verhallen. Unsere Pelze versprühten die unterschiedlichsten Gerüche, Niclas verströmte Angstgeruch - was man auch verstehen konnte.
Kyrill roch nach Wut und Hass spiegelte sich ganz deutlich in seinen Augen wieder. Was in ihm jetzt wohl vorging? Hatte Conan nicht gesagt sie waren Stiefgeschwister?
Aber wie ging das?Was für einen Geruch ich verströmte wusste ich nicht genau, aber Angst und Hass waren es nicht. Irgendwas dazwischen.
Ein weit entfernter Schrei holte mich wieder aus meinen Gedanken in die Realität zurück.
»Was war das?«, keuchte ich verängstigt.
»Das war Arina! Meine Mate!«
Ich sah aus dem Augenwinkel wie sich Niclas Angst in Hass umwandelten und er seine Reißzähne freilegte. Dann nahm er an Lauf zu und zog an uns vorbei. Die Augen voller Abschaum zusammen gekniffen.»Warte!«, rief ich ihm hinterher und nahm auch an Geschwindigkeit zu.
Kyrill neben mir tat es mir gleich und rannte an meiner Seite weiter in Richtung der Geräusche. Ich fühlte wie er mich ansah und ein kribbeln schoss mir unter die Haut.
Nach einer Minute lichtete sich der Wald und wir kamen bei Conans Rudelhaus an.
Dieser Anblick ließ mich schaudern.Davor lag Niclas blutüberströmt am Boden und Conan stand über ihm gebeugt. Seine Mate war auch in der Nähe, jedenfalls vermutete ich, dass das Arina war. Diese war ebenfalls Blutüberströmt, nur nicht ganz so doll.
»Hör auf! Runter von ihm!«, knurrte ich, während Arina verzweifelt wimmerte. Conan drehte sich langsam zu mir um und lächelte übertrieben, so wie ein Horrorclown in Wolfsgestalt. Gruselig!
Davon würde ich definitiv Albträume bekommen.»Da bist du ja, Süße«, flötete er mir entgegen und ich hätte ihn dafür gerne umgebracht.
»Ich wiederhole mich ungerne, aber: Lass ihn sofort in Ruhe!«, kläffte ich.
»Nein. Niemals, ich will was dafür wenn ich ihn nicht umbringen darf.«
Ich sah Conan fassungslos an, genauso wie Kyrill neben mir.
»Was willst du?«, brachte ich dann mit viel Kraft über die Lippen, obwohl ich seine Antwort sowieso wusste. Er fing wieder an zu lächeln.
»Och Schatz, dass weißt du doch. Aber ich kann es gerne nochmal sagen«, er ließ eine kurze Kunstpause bevor er fortfuhr, »Ich will dich. Verstehst du das?«
Ich nickte unterwürfig.»Aber nur wenn du ihn gehen lässt!«, beharrte ich nochmals.
»Natürlich, Süße.«
Ich. Hasse. Ihn. So. Dermaßen.
»Nein! Du bekommst sie nicht!«, trat mit einem mal Kyrill vor.
»Was? Du? Ich dachte du willst sie nicht«, entgegnete Conan schadenfroh und tat überfordert.
»Was soll das, Kyrill? Es geht hier um meinen ...«, ich überlegte. Was war Niclas denn eigentlich für mich?
»Bruder«, nahm ich plötzlich eine leise Stimme war, die von Niclas kam. Bruder? Was redet er da?»Um deinen was?«, hakte mein Mate nach.
»Um meinen Bruder«, wiederholte ich Niclas Worte.
»Bruder? Ich lass dich trotzdem nicht gehen!«
Er stellte sich mir knurrend in den Weg.
»Was soll das denn? Du willst mich doch nicht! Und ich tue es für meinen Bruder! Das riskiere ich, okay! Es ist meine Entscheidung!«
»Genau!«, fuhr Conan lästig dazwischen.
Kyrill versperrte mir weiter den Weg.
»Bitte!«, flehte ich ihn an.
»Nein! Das kannst du nicht machen!«, sagte er leise und sah mir flehend in die Augen.
»Ich kann dich nicht hergeben.«Was hatte er da eben gesagt? Ich glaubte mich verhört zu haben. Doch ich konnte nicht etwas entgegnen, denn da drehte er sich in sekundenschnelle um und sprang auf Conan zu.
»Nein!«, schrie ich, denn Conan hatte es natürlich bemerkt und war dabei meinem - vielleicht - Bruder in die Kehle zu beißen und ihm so das Leben zu nehmen.
Nun ging es um Sekunden.Doch Kyrill hetzte weiter fest entschlossen auf ihn zu und sprang mit einem riesigen aber anmutigen Satz Conan ist Genick.
Dieses gab ein abscheuliches Knacken von sich und der Stiefbruder meines Mate fiel schlaff zur Seite um.
»Neeeein!«, wimmerte ich und fiel zu Boden. Waren jetzt Conan und Niclas gestorben?
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𝔸𝕔𝕔𝕖𝕡𝕥 𝕄𝕖
Werewolf✧Abgeschlossen✧ Durch den tragischen Verlust ihres Vater müssen Elin und ihre Mutter aus ihrer Heimat verschwinden. Doch damit stellt sich ihr gesamtes Leben auf den Kopf und bringt so einige Veränderungen mit sich: Neue Freunde. Neue Stadt. Die gro...