»Frage«

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Die restliche Schulwoche verbrachten Niclas und ich die meiste Zeit gemeinsam, Luke vernachlässigte ich aber auch nicht. Zum Glück verstand er das mit Niclas.
Und was meinen Mate betrifft, der hat am folgenden Tag wirklich mit seiner "Freundin" Schluss gemacht. Was zum Nachteil hatte, dass ihn jetzt wieder mehr Mädels umringten die ihn anhimmelten, doch er ließ sie kalt abblitzen, so wie mich sonst.

Auf den Hofpausen sah er oft zu mir rüber und begrüßte mich sogar. 
Und was ich selber nicht glauben konnte: In einer Hofpause kam er zu uns hinüber und hatte sich bei mir aufrichtig für das Blaue Auge entschuldigt was er mir vor einer gefühlten Ewigkeit verpasst hatte. Ich fand es natürlich irgendwie nett, dass er es überhaupt noch macht. Dabei hatte mein Herzchen natürlichen einen Schlag ausgesetzt.

An diesem Tag, es war Freitag, hatte ich um vierzehn Uhr dreißig Schluss. Da Luke noch Unterricht hatte, fuhr mich mein Bruder nach Hause und wir aßen bei mir noch gemeinsam Mittag. 
Dann musste er aber zu sich nach Hause und verabschiedete sich recht schnell. 
»Was soll ich jetzt tun?«, fragte ich mich selbst, während ich die Treppe zu einem Zimmer hoch stieg. Es kam natürlich keine Antwort. In meinem Zimmer angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss für einige Zeit müde meine Augen. 

Doch dann klingelte mein Handy und ich schreckte hoch. Anscheinend war ich unbemerkt eingenickt, doch jetzt wieder wach. Ich griff schnell nach meinem Handy und sah aufs Display, während es immer noch klingelte. Eine unbekannte Nummer rief mich soeben an und ich nahm einfach ab, vielleicht war es ja meine Mum die mich von ihrem Arbeitstelefon anrief. 

   »Ja? Hallo? Wer ist da?«, sprach ich in den Hörer.
   »Hey Elin! Ich bin es nur, Kyrill«, kam von der anderen Seite.
   »Oh hi. Was gibts denn? Warum rufst du mich an?«
   »Ich wollte dich bitten mal kurz zu mir in mein Büro zu kommen«
   »Warum?«, hakte ich nach.
   »Ich will dir was sagen«, erklärte er kurz.
   »Gut, bin gleich da.«

Damit legte ich auf und sprang fröhlich auf. Ich lief geschwind die Treffe runter und zog mich hastig an. Dann schloss ich unsere Haustür ab und rannte los in den Wald. Was mein Mate wohl von mir wollte? Ich wusste es definitiv nicht. 
   Im Wald angekommen, verwandelte ich mich in meinen Wolf und sprang los.
Ich fühlte mich so frei und unendlich glücklich in meiner Wolfsgestalt und in der Natur zu rennen - und darüber, dass ich jetzt endlich Kyrills Nummer hatte. Meine Pfoten schlugen im Gleichtakt wie mein Herz und ich sah die Umgebung verschwommen an mir vorbeiziehen.
Mir stiegen unterschiedliche schöne Gerüche in die Nase, die ich aber alle erkennen und identivizieren konnte wenn ich wollte.

   Zum einen roch es nach Wald, das war ein frischer herrlicher Geruch der sich in meinen Nasenflügeln festsetzte. Zum anderen roch es aber auch nach den verschiedensten Tieren die hier Wohnten - Kaninchen, Vögel, Eichhörnchen, Rehe, Füchse - und ich konnte den Werwolfgeruch auch sehr gut in der Luft wittern. Ich liebte die Natur einfach über alles.

   Nach einigen Minuten bog ich aus dem Wald auf die Lichtung auf der Kyrills Rudelhaus stand. Ich kam schlitternd zum stehen und verwandelte mich wieder zurück in meine menschliche Gestalt. Dann hastete ich zu der Eingangstür des Hauses hinüber und wollte sie gerade öffnen, als sie von selbst aufschwang und Kyrill vor mir stand. 
   »Bitte treten Sie ein«, grinste er und hielt mir die Tür offen. 
   Ich folgte seiner Bitte und lief dann hinter ihm die Treppe zu seinem Büro hoch, noch völlig außer Atem da ich zu ihm gesprintet war.

Als wir dort ankamen, gingen wir beide in sein Büro hinein und nahmen einander gegenüber auf dem bereit stehenden Sesseln platz. 
   »Was willst du mir sagen?«, fragte ich neugierig. 
   »Also eher will ich dich was fragen«, erklärte er. Nun wurde meine Neugierde noch größer. Was das wohl sein würde was er mich fragt?
Es könnte ja gefühlt alles sein!
    »Frag«, forderte ich Kyrill auf und sah ihm in seine wunderschönen Augen die mich schmelzen ließen. Ich war schon komplett aufgedreht vor Aufregung.

    »Okay.« Er holte tief Luft bevor er weiter sprach. »Dieses Wochenende findet eine Art Party statt. Wir fahren zu einem großen See und machen dort Lagerfeuer, reden, was auch immer und Zelten da. Ich wollte dich fragen ob du mitkommen möchtest.«
Er fuhr sich verlegen durch die braunen Haare.
    »Was heißt wir?«, wollte ich dann wissen.
   »Welche aus meiner Klassen, also aus der Zwölfen allgemein, und die Barbies. Bis jetzt sind wir zu Vierzehnt, wenn du mitkommst dann zu Fünfzehnt.«
    Ich überlegte kurz. Eigentlich war das eine tolle Idee, wenn ich so drüber nachdachte. Also musste ich nicht lange überlegen. 
Außerdem wollte ich nicht, dass die Barbies ihm zu Nahe kamen und was weiß ich mit ihm machen wollen würden.

   »Ich komme mit. Aber wie komme ich dann dahin?«
   Darauf hatte mein Mate sofort eine Antwort parat:
   »Luke kommt auch mit, entweder nimmt er dich mit ... oder ich.« 
   »Ok, dann frage ich Luke mal. Ein Zelt besitze ich auch. Bringt auch jemand Marshmallows mit?«
   Kyrill lachte. 
   »Eigentlich jeder, aber du kannst natürlich wenn du willst auch welche mitbringen.«

𝔸𝕔𝕔𝕖𝕡𝕥 𝕄𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt