1. Guten Morgen, Pokeena!

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1. Guten Morgen, Pokeena

Samstag, 01. Oktober 2016

Er schob sich die Sonnenbrille mit dem tiefschwarzen Rand höher auf die Nase. Es war erstaunlich, wie warm es noch war, obwohl gerade der Oktober begonnen hatte. Es war nicht gerade üblich, dass am ersten Oktobertag noch achtundzwanzig Grad waren. Auch im Sonnenstaat Kalifornien gingen die Temperaturen im Herbst deutlich hinunter, aber das hatte der Wettergott wohl vergessen und bescherte der Westküste oberhalb San Franciscos nochmal satte Sommertemperaturen.

Seit vier Wochen lief das neue Unijahr, sein fünftes. Das Grundstudium endete im Sommer und die Vorbereitung für die Zulassung des Studiums für den Masterabschluss begann im Februar. Zwei Jahre intensives Studium im Bereich Sportwissenschaften, Management, Betriebswirtschaft und Marketing. Sein Ziel war es, ganz oben mitzumischen. General Manager des amerikanischen Schwimmteams und davor einige Goldmedaillen, das war sein Traum. Dafür musste er allerdings hart arbeiten. Doch heute war Samstag. Der einzige Tag in der Woche, an dem sämtliche Schulbücher geschlossen blieben. "So, wo esse ich heute?", murmelte er nachdenklich und musterte seine knielangen Shorts, die Turnschuhe und das schwarze Shirt. Restaurant fiel in diesem Outfit aus.

"Wolltest du gerade ohne mich essen gehen?", kam es hinter ihm. Sandro Tibian, ein großer, muskulöser Mann mit dunkelblondem kurzen Haar und strahlend blauen Augen sah seinen besten Freund fragend an.

Keegan grinste ihn breit an. Sie hatten sich am Ende des zweiten Semesters im Schwimmteam der Pokeena Dolphins kennengelernt und auf Anhieb bestens verstanden.

"Was ist los mit dir? Allein essen macht dick", knurrte Sandro gespielt.

Keegan Summer schaute an sich hinunter und hob sein Shirt. Sein Waschbrettbauch war klar definiert. "Du meinst, ich hab den, weil ich dich immer mitschleppe?"

"Etwa nicht? Gehst du mit anderen essen?"

Keegan sah ihn einen Moment schweigend und ernst an. Dann grinste er. "Neeeein!" Er klopfte ihm auf die Schulter. "Wo ist dein Mann? Kommt er nicht mit?"

"Er wollte heute Morgen schon zum Strand. Dem Campus entfliehen."

"Okay, dann lass uns gehen. Ich will ... einen großen Latte und ... Sandwiches mit Avocados!" Langsam gingen sie die Straße hinunter. "Laufen oder Auto?"

"Laufen. Ist ja nicht weit."

"Na dann." Keegan schaute an Sandro hinunter. Er trug, wie er selbst, schwarze Bermudashorts, ein graues Muskelshirt und Turnschuhe. "Verdien dir dein Frühstück." Er bog in den Park ab und beschleunigte sein Tempo.

"Bezahlst du?" Sandro lachte und folgte ihm auf gleicher Höhe.

"Tu ich das nicht immer?"

Shannon Fuller, seines Zeichen absoluter Bastelfreak, saß vor seinem Rad, bereits jetzt über und über mit Kettenschmiere verdreckt, sah den beiden nach. "Wie kann man so früh schon so agil sein?", fragte er Noah, nachdenklich, der neben ihm auf dem Bauch lag und in einem Motormagazin blätterte.

"Keine Ahnung. Kann mir nicht passieren, schon gar nicht bei der Wärme. Ich will am Wochenende einfach nur rumliegen", sagte der gähnend und rieb sich durch die blonden Haare. Sie sahen immer so aus, als wäre er gerade aus dem Bett aufgestanden, schon allein, weil sie leicht gelockt waren. Er sah auf das rote Motorrad in seiner Zeitschrift. "Sowas will ich."

"Oh ja, nehme ich auch. Aber bitte in schwarz." Shannons blaue Augen funkelten, als er grinste und weiter seine Kette schmierte.

"Oder ein dunkles Blau."

"Nein, es muss unbedingt schwarz sein. Ich weiß nicht ... ich habe immer von einer schwarzen Honda geträumt."

"Hm... Die sind teuer, oder?"

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