𝟑𝟎 | 𝐩𝐢𝐥𝐥𝐬

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Die Prüfung der sieben Wunder war mittlerweile schon fast zwei Monate her. Zwei endlose Monate, die sich für mich wie Jahre anfühlten.

Das, was ich vorher noch befürchtet hatte, war wahr geworden. Das letzte Treffen mit Michael blieb auch unser Letztes.. und es schmerzte so unglaublich.

Mir wurde vom Zirkel aus verboten weiter Kontakt mit ihm zu haben, immer wieder spürte ich Myrtles kontrollierenden Blick auf mir, wenn ich die Akademie nur verließ. Und ich konnte darum wetten, dass sie mich draußen auch verfolge. Und wenn nicht, dann schickte sie jemanden der es übernehmen sollte. Ich konnte es förmlich spüren, wie mich Rund um die Uhr Blicke verfolgten.

Doch nicht einmal das wäre ein Problem gewesen, denn irgendwie hätte ich es schon geschafft ihn zu sehen, ohne, dass ich dabei erwischt werden würde. Doch Michael meldete sich nicht mehr. Kein einziges Mal. Seit zwei Monaten hatte ich nichts mehr von ihm gehört.

Als hatte er mich vergessen.. oder wollte es zumindest zu jedem Preis.

Ich dachte oft über den möglichen Grund nach und jedes Mal kam ich zu dem gleichen Schluss. Es konnte doch nur an dem Kuss liegen, warum sollte er sich sonst nicht mehr bei mir melden? Ich hatte ihn anscheinend überfordert, vielleicht sogar eine Grenze überschritten. Konnte ich mich so geirrt haben? Hatte seine Gefühle missinterpretiert?

Nicht unser Zirkel, nicht einmal Myrtle war es, die uns beiden geschadet hatte. Ich war es selbst. Ich war daran Schuld.

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Unruhig saß ich alleine auf meinem Bett, während im Untergeschoss laute Geräusche zu hören waren. Eine der Schülerinnen feierte heute ihren Geburtstag, das verriet die Musik und das Gelächter der anderen Hexen.

Mallory hatte mich den ganzen Tag überzeugen wollen mitzufeiern, doch ich sagte ihr jeden Mal wieder ab. Ich war einfach nicht in der Stimmung weder ausgelassen zu tanzen, noch ihnen ein falsches Lächeln vorzuspielen. Das hatte ich in der letzten Zeit schon oft genug getan.

Natürlich war Mallory aufgefallen, dass ich mich die letzten zwei Monate immer weiter zurückgezogen hatte. Ich aß kaum noch etwas, ließ mich nicht mehr bei den Übungen blicken, sprach nur noch wenn ich es musste mit den anderen.

Doch all ihre Versuche mich aufzumuntern scheiterten kläglich. Aber ich machte ihr deshalb keine Vorwürfe. Es war nicht ihre Aufgabe und egal was sie tun würde, es könnte mir nicht helfen. Die einzige Person die das konnte, war Michael.

Während unten die anderen Schülerinnen ausgelassen feierten, saß ich allein in meinem dunklen Zimmer, nur die Lichter der Straßenlaternen schienen durch das Fenster.

Ich versuchte schon seit einiger Zeit zu schlafen, doch die Geräusche von unten hielten mich davon ab, wurden immer lauter, schienen mich zu erdrücken. 

Verdammt, ich konnte das alles nicht mehr. Alles schien zu viel zu werden.. beinahe unaushaltbar. Ich krallte mir meine Fingernägel in die Oberschenkel um nicht verrückt zu werden. Ich hielt das alles nicht mehr aus. Nicht noch länger.

Ich wollte keine Hexe mehr sein, wollte hier nicht mehr leben. Wollte ich überhaupt noch leben? Das Alles konnte doch nicht für immer so bleiben. Ich wollte mich nicht mehr so fühlen.. wollte Michael einfach nicht mehr vermissen. Wie konnte ich dem Allen nur entfliehen?

Angespannt lehnte ich mich zu den Nachtschrank neben meinem Bett. Mit zitternden Händen kramte ich in der Schublade umher, bis ich die gelbe Dose voll mit den Schlaftabletten fand. Ich hatte sie mir verschreiben lassen, da ich mittlerweile ohne sie kaum noch einschlafen konnte.
Die Schuldgefühle die ich noch immer in mir hatte hielten mich wach. Ließen mich nicht zur Ruhe kommen.

Ich schüttete die noch übrigen Tabletten auf meiner Decke aus. Ich wusste nicht genau wie viele es noch waren, aber wenn ich jede einzelne schlucken würde, dann könnte diese Trauer vielleicht endlich enden. Ich würde schlafen.. und das für immer.

Wie im Wahn nahm ich sie in die Hand, starrte auf sie, als wären sie ein seltener Rohstoff. Meine Chance, endlich aus diesem Leben auszubrechen. Mittlerweile war es mir egal wie, selbst wenn es mein eigener Tod war.

Ich war mir in diesem Moment nicht eine Sekunde unsicher. Ich wollte es. Ich wollte, dass es endlich endete. Dass ich der Akademie entfliehen konnte.. und das ich Michael endlich vergaß. Bei dem Gedanken an ihm, füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich hatte so sehr gehofft, ihn wieder zu sehen. Doch letztendlich hatte ich das zerstört, was wir vielleicht hätten haben können.

Ich umklammerte die Tabletten, war dabei sie mir alle in den Mund zu schmeißen, doch schreckte plötzlich auf, als ich zu dem Fenster sah. Wurde ich jetzt verrückt? Hatte ich mir das gerade eingebildet?

Langsam legte ich die Tabletten zurück auf die Bettdecke, beobachtete zögernd die Glasscheibe. Doch ich schreckte ein weiteres Mal auf, als ich ein recht leises, klirrendes Geräusch hörte. Es schien so, als würde irgendjemand kleine Steinchen gegen das Fenster schmeißen.

Unsicher stieg ich aus dem Bett, ging mit kleinen Schritten auf die Scheibe zu. Für einen kurzen Moment bestand ich vor dem Fenster, atmete Tief ein, denn mein Gefühl sagte mir, dass es keine der anderen Hexen sein konnte. Als ich hinausblickte, konnte ich kaum glauben,  wen ich dort sah, wer dort unten stand, mich mit einem riesigen Grinsen anlächelte.

Ohne darüber nachzudenken schob ich die Tabletten unter mein Kopfkissen, zog mir meine Schuhe über und rannte aus dem Zimmer. Durch die ausgelassene Stimmung in dem Haus fiel ich gar nicht unter den anderen Hexen auf. Sie schienen durch die Musik und besonders den Alkohol sowieso abgelenkt zu sein.

Trotzdem sah ich mich um, ob Myrtle hier irgendwo war. Auf keinen Fall durfte sie mich in diesem Zustand sehen, denn so panisch wie ich mich durch die Mädchen quetschte, wirkte ich wahrscheinlich wie eine Irre.

Schnellen Schrittes ging ich zum Ausgang als ich sah, dass sie sich gerade mit einer Hexe unterhielt und mich so nicht bemerken konnte. Mein Puls raste, als ich aus der Haustür lief um in den Garten zu gelangen.

Träumte ich? War er hier? War das alles nur eine Einbildung oder stand er wirklich unter meinem Fenster?

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Ich hoffe wie immer euch hat das Kapitel gefallen!

Wer wohl dort unten im Garten steht? (wenn es nicht schon offensichtlich ist)

Schreibt mir gern eure Meinung zu der Geschichte!

lea <3

「 ✓ 」𝐓𝐇𝐄 𝐃𝐄𝐕𝐈𝐋'𝐒 𝐖𝐈𝐓𝐂𝐇 | 𝐦𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥 𝐥𝐚𝐧𝐠𝐝𝐨𝐧「 𝐝𝐞 」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt