𝟔𝟐 | 𝐚𝐩𝐩𝐥𝐞

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Kurze Zeit später, nachdem wir alle auf Ms. Venable gewartet hatten, betrat diese nun endlich den Raum, hatte dabei ein Lächeln auf ihren Lippen. Es war schon ziemlich ungewohnt sie so glücklich zu sehen, aber vielleicht war es ja die Party, die sie in so gute Laune stimmte. Immerhin schienen wir alle durch diese Ankündigung etwas entspannter zu sein.

Die rothaarige Frau trat vor uns, direkt hinter den mittlerweile durch ein Tuch abgedeckten Wassertank. Als Ms. Mead um Ruhe bat, wurde es plötzlich still in dem Raum.

,,Wie ihr wisst, veranstalten wir heute eine schon längst überfällige Feier. Viele von euch fragten sich, aus welchem Anlass es dazu kam.. aber brauchen wir das denn überhaupt? In solch schweren Zeiten, sollte ein Ausgleich doch genau das Richtige sein. Lasst uns deshalb feiern, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, noch leben zu dürfen", hielt sie ihre Rede, woraufhin wir der Frau applaudierten. Nur Michael stand noch immer hinter mir, beobachtete Ms. Venable gleichgültig.

,,Natürlich haben wir uns noch eine ganz besondere Überraschung für euch ausgedacht..", kündigte sie an, zog daraufhin das Tuch von dem Glastank, worunter sich ein Wasserbad, voller großer, roter Äpfel offenbarte.

Meine Augen weiteten sich, als ich das Obst darin schwimmen sah. Es war Monate her, dass ich das Letzte Mal in einen von ihnen gebissen hatte. Der Speichel sammelte sich bei dem Gedanken, dass wir gleich einen von ihnen essen würden. Sofort stürmten einige nach Vorn, doch Ms. Mead stellte sich beinahe schützend vor die Äpfel.

,,Noch nicht, ihr müsst sie euch schon verdienen. Jeder von euch versucht sie mit seinen Zähnen herauszuholen. Wenn es jeder Spieler geschafft hat, dürft ihr sie auch essen", sprach die kleine, dunkelhaarige Frau mit strengem Ton, fing daraufhin an, uns alle in einer gerade Schlange zu ordnen.

Während Mr. Gallant gerade seinen Kopf in das Wasserbecken tauchte um einen Apfel mit seinem Mund zu fischen, stand ich hinter Mallory, die nach ihm an der Reihe war. Die ganze Zeit über versuchte ich meinen Mut aufzunehmen um sie anzusprechen, ihr zu versichern, dass sie keine Angst wegen Michael haben musste, dass sie bald in Sicherheit war, doch gerade als ich sie sanft am Arm berühren wollte, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, fingen die anderen Überlebenden des Bunkers an zu jubeln.

Ein Blick herüber zu dem Blondhaarigen verriet mir, dass er es geschafft hatte den Apfel zu fangen. Ohne noch eine Chance zu bekommen mit Mallory zu reden, ging nun sie hinter das Becken, steckte ihren Kopf hinein und schaffte es in binnen von Sekunden das Obst am Stiel zu beißen.

Nun war ich also an der Reihe. Ich nahm meine Maske vom Gesucht herunter, tauchte in das kalte Wasser ein, versuchte nach dem Apfel zu suchen und schaffte es tatsächlich, mich an der glatten Schale festzubeißen. Da mir langsam die Luft weg blieb, hob ich meinen Kopf wieder aus dem Tank, strich meine nassen Haare aus dem Gesicht, nahm den Apfel aus meinem Mund und hielt ihn triumphierend nach oben.

Während mir die anderen Spieler applaudierten und ich den Platz für Coco frei machte, packte mich Michael plötzlich am Arm, zog mich in die Ecke des Raumes. Irgendwie schien er besorgt, aber warum sollte er das? Immerhin konnte die Welt nicht noch einmal untergehen.

,,Ich muss mit dir reden", flüsterte er, wollte mich mit in das Büro ziehen, doch ich wehrte mich dagegen. Ich wollte mich nicht umsonst auf diese Party gefreut haben, nur damit sie mir Michael versauen würde.

,,A-Aber es hat doch gerade erst angefangen, zudem will ich endlich diesen Apfel essen", sagte ich genervt, wollte demonstrativ in ihn beißen, auch wenn wir eigentlich noch warten sollten, doch kurz bevor der Apfel meine Lippen berührte, schlug ihn mir Michael aus der Hand.

,,Du kommst jetzt mit, verdammt!", presste er wütend heraus, während ich schon bemerkt hatte, dass uns alle anstarrten. Immerhin hatte Michael den Apfel durch den gesamten Raum geschleudert, aufgeplatzt lag dieser nun auf dem Parkett. Ohne noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, verdrehte ich ich die Augen, willigte ein, ihm zu folgen.

Während noch all ihre Blick auf uns lagen, packte Michael meinen Arm und zog mich zurück in unsere Räumlichkeit. Als sich die Tür hinter uns schloss, musste ich mich zurückhalten, ihn nicht anzuschreien.

,,Michael was zur Hölle sollte das?! Du wusstest ganz genau wie viel mir dieser Abend bedeutet hat, wie sehr ich mir wieder Normalität gewünscht habe..", versuchte ich ruhig zu sagen, obwohl es mir schwer viel, meine aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Doch er schien mich gar nicht zu beachten, verschwand kurz im Schlafzimmer, kam dann mit unseren Koffern wieder heraus. Unbekümmert legte er sie auf den Boden, fing an unsere Kleidung dort hineinzulegen.

,,W-Was soll das?", fragte ich, nun mehr verunsichert, als wütend. Wollte er etwa? Nein, dafür war es doch noch viel zu früh.

,,Wir werden diesen Ort noch heute verlassen", antwortete er mir, sah mich dabei nicht einmal an. Was? Warum zur Hölle wollte er den Bunker so plötzlich verlassen? Immerhin war die Abreise zur Zuflucht erst in ein paar Tagen geplant. Ich ging etwas auf ihn zu, beobachtete ihn dabei, wie er feinsäuberlich seine Jackets zusammenlegte. Moment mal.. hatte er denn überhaupt schon jemanden ausgesucht, der uns begleiten würde? Was wurde aus Mallory?

,,A-Aber was ist mit deinem Auftrag? Es sollte uns doch jemand von den anderen Überlebenden begleiten..", endlich erhob er sich, sah mir direkt in die Augen. Doch sein Gesichtsausdruck ließ mich erschauern.

,,Dafür ist keine Zeit mehr, wir müssen jetzt los. Komm, pack deine Sachen", antwortete er mir, ohne jegliche Emotion. Wie konnte er nur so kalt sein? Wie konnte er mit dem Gewissen leben, sie hier alle zurück zum Sterben zu lassen?

Ich hatte Mallory versprochen, dass sie mitkommen würde und jetzt? Würden wir einfach so abhauen? Das konnte ich nicht zulassen. Ich konnte sie nicht ein weiteres Mal verraten.

Während Michael noch immer damit beschäftigt war, seine Sachen zusammenzusuchen, spürte ich den Hass immer weiter in mir heran wachsen. Ich liebte Michael über Alles, aber ich musste endlich lernen, mich gegen ihn zu stellen. Ich würde nicht von hier flüchten, nicht so lange er seinen Auftrag nicht ausgeführt hätte.

Meine Hände verkrampften sich, mein ganzer Körper spannte sich an. Auch wenn der Schleier meiner eigenen Wut mich umhüllt hatte, hörte ich, wie Bücher aus den Regalen fielen, wie das Feuer das Kamins immer gefährlicher loderte, wie die Kerzen flackerten.

Ich war das. Es war gerade wieder wie damals, als ich meine Kräfte noch nicht richtig im Griff hatte.. als ich Alles um mich herum in Chaos verwandelte. Der Unterschied war nur, dass ich es gerade bewusst tat.

Endlich schien Michael mich für ernst zu nehmen, ging auf mich zu, versuchte mich zu beruhigen. ,,Luna, jetzt hör damit auf, okay?!", schrie er, hielt mich an den Armen fest, während ich spürte, dass er versuchte meine Kräfte zu schwächen.

,,Nur wenn du mir einen guten Grund dafür nennst, warum wir plötzlich von hier flüchten müssen", schrie ich zurück, spürte wie er gegen mich ankämpfte, doch scheinbar war ich gerade stärker als er. Michaels Augen füllten sich beinahe mit Angst, als er mich anblickte, der gleiche Gesichtsausdruck, den er vorhin schon hatte.

,,Luna, die Hexen sind auf dem Weg hier her. Ich habe sie gespürt"

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So, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Ich würde mich wie immer darüber freuen, wenn ihr mir ein wenig Feedbacks geben würdet. :)

lea <3

「 ✓ 」𝐓𝐇𝐄 𝐃𝐄𝐕𝐈𝐋'𝐒 𝐖𝐈𝐓𝐂𝐇 | 𝐦𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥 𝐥𝐚𝐧𝐠𝐝𝐨𝐧「 𝐝𝐞 」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt