𝟓𝟖 | 𝐰𝐚𝐫𝐧𝐢𝐧𝐠

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Für einen Moment schien Michael von meiner Frage überrascht zu sein, ehe es sich in das gleichgültige Gesicht veränderte, dass er schon immer aufsetzte.

,,Das ist eine ziemlich komplizierte Geschichte.. ich denke du solltest dich erst einmal ein wenig ausruhen, wir haben schließlich eine lange Reise hinter uns", sagte er, entfernte sich von mir, ging um den großen Bürotisch herum und wollte sich gerade an diesen setzten, doch ich ging ihm hinterher, schlug meine Hände auf das dunkle Holz.

Auf keinen Fall konnte er mich damit einfach so stehen lassen, ich hatte ein Recht darauf zu erfahren was hier los war. Viel zu lang hatte ich es akzeptiert, dass Michael alles vor mir verheimlichte.

,,Nein Michael! Ich denke nicht, dass ich mich jetzt ausruhen muss. Erzähl mir einfach, warum Ms. Mead noch lebt, okay? Bitte..", mein Körper war angespannt, als ich versuchte Michaels Blick zu deuten. Doch er schien begriffen zu haben, dass er mich nicht weiter so hinhalten konnte. Er war mir diese Antwort schuldig. Ich würde mich nicht wieder von ihm abwimmeln lassen.

Für einen kurzen Moment hielt er meinem Blick noch stand, bevor er sich auf den Stuhl fallen ließ und seufzte.

,,Okay.. ist schon gut Luna, ich erzähle es dir ja..", fing er an zu erzählen. Ich nahm meine Hände wieder von dem Tisch und lehnte mich gegen diesen.

,,Nach dem Ms. Mead von deinem Zirkel ermordet wurde, konnte ich ihren Tod einfach nicht akzeptieren. Auch nach dem so viel Zeit vergangen war, schaffte ich es nicht darüber hinwegzukommen. Es war nicht auszuhalten.

Doch vor ein paar Monaten hörte ich von zwei Wissenschaftlern, die eine Technologie entwickelten, die Roboter beinahe wie Menschen aussehen lassen konnten. Aber nicht nur das, selbst Erinnerungen konnten ihnen eingepflanzt werden. Das war meine Chance Ms. Mead wiederzubeleben. Natürlich ist sie nicht die Gleiche.. aber beinahe.. E-Es fühlt sich einfach gut an, sie wiederzusehen", sprach Michael, während ihm eine Träne über die Wange lief.

Auch ich war kurz davor zu weinen. Er hatte mir nach ihrem Tod nicht erzählt, wie sehr er darunter gelitten hatte. Aber hätte ich das nicht erwarten müssen?Ich fühlte mich schlecht, es nicht selbst gemerkt zu haben.

Langsam ging ich um den Tisch herum, legte meine Arme um seinen Hals, gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund.

,,Und warum erinnert sie sich dann nicht an dich?", fragte ich ihn, während ich meine Arme wieder herunter nahm, meine Hände in sein legte. Bevor er mir antwortete, schmunzelte er.

,,Ich wollte, dass sie ihre Job hier in dem Bunker erfüllt, ohne dabei von meiner Präsenz zu sehr abgelenkt zu sein. Vielleicht werde ich ihr irgendwann erzählen wer ich bin.. aber noch nicht jetzt", antwortete er mir, wischte sich die letzte Träne aus dem Gesicht.

Es war das erste Mal seit Wochen, dass er wieder vor mir Emotionen zeigte. Sonst schien er viel zu fokussiert zu sein, ließ mich kaum noch an sich heran, wirkte so, als hätte er keine Interesse mehr daran, mir sein wahres Ich zu zeigen. Das von früher, das, in welches ich mich verliebt hatte.

Vielleicht war es doch gut gewesen hier her zu kommen? Wir schienen hier sicher zu sein, Ms. Mead war bei uns.. vielleicht würde jetzt endlich alles besser werden?

Ich trennte mich nun ganz von ihm, denn durch die abfallende Anspannung, bemerkte ich erst wie erschöpft ich doch war. Die letzten Tage waren wir nur in dieser Kutsche unterwegs gewesen, umhüllt von den Gasmasken und Schutzanzüge, weshalb ich kaum in dieser Zeit Schlaf fand.

Als Michael sich zurück auf den Bürostuhl setzte, verabschiedete ich mich von ihm und ging in den Nebenraum, in dem ein Schlafzimmer eingerichtet war. Müde schmiss ich mich auf das große Doppelbett, bevor ich schon nach wenigen Minuten einschlief.

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Ein unglaublicher Schmerz durchfuhr meinen Körper. Was war geschehen? Wo war ich?

Nur verschwommen erkannte ich das Chaos vor mir, sah wo ich mich befand. Es war die Akademie meines Zirkels. Doch ich konnte nur erahnen, dass es diese einmal war. Die Mauern waren eingerissen, das Fundament zerstört. Es war kaum noch etwas davon übrig geblieben, was ich einmal mein Zuhause nannte.

Schwer Atmend hielt ich mich an einem Pfeiler fest, versuchte zu verstehen, was passiert war. Wieso war ich hier? Das ergab doch alles keinen Sinn.

Ich versuchte eine Antwort zu finden, ging schmerzerfüllt durch die Ruine, ohne zu wissen, was mich so schwächte. Doch als ich den Raum betrat, der einmal das Esszimmer gewesen war, überkam mich ein Gefühl der Übelkeit.

N-Nein.. das konnte nicht sein.

Sofort erinnerte es mich an den Moment, als fast alle meine Schwestern sterben mussten. Doch dieses Mal waren es nicht sie, die tot auf dem Boden lagen, es waren die Hexen, die das Massaker damals überlebt hatten. Cordelia, Madison, Coco, Myrtle und Mallory lagen ermordet vor mir.

Die sonst von grauem Rauch umhüllte Szene war von ihrem Blut rot gefärbt.

N-Nein.. nein das konnte nicht wahr sein.. d-das war alles meine Schuld gewesen. Das musste es. Das war es schon damals gewesen.

Ich konnte mir den Anblick nicht weiter ansehen, wollte von hier flüchten, doch plötzlich wurde der Schmerz in meinem Körper so schlimm, dass es mich zu Boden riss. Unsanft fiel ich auf die Trümmer, stützte mich mit letzter Kraft ab.

Doch als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich plötzlich jemanden vor mir stehen. Mein Herz setzte für einen Moment aus, als ich erkannte, wer es war. Michael. Zuerst wollte ich mich freuen, ihn umarmen, ihn küssen.. ihn anflehen, mich von hier wegzubringen, doch Alles in mir signalisierte, dass ich nicht von hier weg musste, sondern von ihm. Auch wenn ich zu ihm wollte, mein Körper wehrte sich dagegen.

Michael hingegen stand die ganze Zeit vor mir, sagte nichts, blickte nur zu mir herab, seine Augen waren ausdruckslos, leer. Auch wenn ich nicht wusste warum, musste ich von hier weg. Mit all meiner Kraft versuchte ich aufzustehen, doch schrie auf, als er mich plötzlich an den Haaren packte, mich somit hochzog.

Von meinen Schmerzen gelähmt, konnte ich mich nicht wehren, konnte nur hilflos dabei zusehen, wie er meinen Hals packte, ihn umschloss und ihn so lang würgte, bis alles um mich herum schwarz wurde. Das Letzte was ich sah, waren seine Augen, die mich hasserfüllt anstarrten.

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Schwer Atmend und mit rasendem Herzen wachte ich auf. Ich sah mich direkt um, mittlerweile musste es schon Nacht geworden sein. Obwohl ich froh darüber war, dass es nur ein Traum gewesen war, verschwand dieses beklemmende Gefühl einfach nicht.

Es beruhigte mich nicht einmal, dass Michael schlafend neben mir lag. Ob ich ihm von dem Traum erzählen sollte?

Doch bevor ich ihn wecken würde, entschied ich mich dafür, mir kurz die Beine zu vertreten, denn jetzt nochmal einschlafen konnte ich auf keinen Fall mehr. Vielleicht würde es mich ja auf andere Gedanken bringen..

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Hey, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr mir etwas Feedback da lassen würdet. :)

lea <3

「 ✓ 」𝐓𝐇𝐄 𝐃𝐄𝐕𝐈𝐋'𝐒 𝐖𝐈𝐓𝐂𝐇 | 𝐦𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥 𝐥𝐚𝐧𝐠𝐝𝐨𝐧「 𝐝𝐞 」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt