𝟓𝟑 | 𝐜𝐨𝐧𝐟𝐞𝐬𝐬𝐢𝐨𝐧

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Leise schloss ich die Tür hinter mir, drückte auf den Lichtschalter um das Zimmer zu verdunkeln.

Ich wusste wirklich nicht wie ich mich fühlen sollte, es war so als wäre ich taub. Es war in den letzten 24 Stunden so viel geschehen, dass ich kaum noch etwas fühlen konnte.

Es war so, als hätte ich alles verloren. Das Vertrauen von Michael, den Großteil meiner Schwestern und jetzt vielleicht auch noch den Rest meiner Familie, wenn Myrtle ihren Verdacht auch Cordelia erzählen würde.

Ich war mir sicher, dass sie es schon längst getan hätte, wenn ich nicht ihr Ass im Kampf gegen Michael wäre. Die einzige Chance die sie jetzt noch hatten.

Erschöpft ging ich an Mallorys Bett entlang, wollte mich eigentlich in meines schmeißen, doch spürte plötzlich, dass sie nach meinem Handgelenk gegriffen hatte, mich bittend ansah, diese Nacht mit ihr zusammen im Bett zu schlafen. Stumm nickte ich, versuchte mir ein Lächeln aufzuzwingen, auch wenn das gerade kaum möglich war.

Ich legte mich also zu meiner Mitbewohnerin, starrte aus dem Fenster, versuchte meinen Kopf frei zu bekommen, doch es gelang mir nicht. Ich lag hier, lebendig in meinem Zimmer, während dort unten noch immer die Leichen der Hexen lagen. Dieser Gedanke brachte mich fast zum kotzen. Es war nicht fair.

Stumme Tränen liefen meine Wangen herab, tropfen auf das Kissen unter mir. Anscheinend konnte ich also doch noch immer heulen.

Ich beobachtete, dass auch Mallory ziemlich unruhig schien, mit ihren Fingern an der Bettdecke spielte. Aber konnte ich ihr das verübeln? Wäre sie in diesem Moment bei uns unten gewesen und nicht bei Cordelia und Myrtle, wäre sie genauso tot wie die anderen. Ich bemerkte, dass sie sich in der Dunkelheit ein wenig zu mir gedreht hatte, mich ansah.

,,Luna?", fragte sie mit brüchiger Stimme. Ich drehte meinen Kopf zu ihr, wartete darauf, dass sie weiter sprach. ,,Warum hat Michael dich nicht getötet?", ihr Blick wurde ernster.

Mein gesamter Körper spannte sich direkt wieder an. Gott, musste sie das jetzt wirklich fragen? Ich war mittlerweile so kaputt, dass mir selbst das Lügen kaum noch gelang. Aber Mallory kannte mich, mehr als ich es wohl noch immer denke, es war klar, dass sie mich das fragen würde.

Ich jedoch konnte ihr nicht antworten, starrte sie einfach nur an, hoffte, sie wurde durch die Dunkelheit nicht mein verstörten Gesicht sehen. Mallory holte daraufhin tief Luft.

,,W-Weißt du.. als wir die Schreie hörten, wollte ich sofort nach unten laufen um euch zu helfen, weil ich wusste, dass du dort unten warst. Ich hatte solche Angst um dich.. doch Cordelia sagte, zu unserem Schutz müssten wir im Büro bleiben. Als ich dann die ganzen Leichen sah, hatte ich mir solche Vorwürfe gemacht, nicht dagewesen zu sein, obwohl ich wahrscheinlich genauso wie die anderen gestorben wäre", sie hielt kurz inne, dabei sah ich, wie sich nun auch Tränen in ihren Augen sammelten.

,,.. aber als ich dich gesehen habe, wie du dort zwischen all den toten Hexen saßt.. ich war für eine Sekunde so glücklich.. bevor ich wieder realisierte was passiert war", nun bildete sich bei uns beiden ein kleines Lächeln.

Ich hätte Mallory in diesem Moment so gern umarmt, aber ich war noch immer so verkrampft, dass ich keinen Muskel bewegen konnte. Noch immer sagte ich kein Wort.

,,Luna.. ich werde Myrtle und Cordelia nichts erzählen, das schwöre ich dir. Aber ich weiß, dass dir Michael viel bedeutet.. also, ist es das was ich denke, warum er dich verschont hat?", ich hatte das Gefühl als würde mir die Luft zum Atmen ausgehen.

Sie war so kurz davor es herauszubekommen. Auch wenn ich Mallory traute, dass sie es wirklich niemanden sagen würde, konnte ich es nicht.

Der Plan, in dem ich eingeweiht war, durfte niemals bis zur ihr gelangen. Ich wollte es mir doch selbst nicht eingestehen, dass ich mit Schuld war.

Ich versuchte wieder ruhig zu atmen, setzte mich zusammen mit ihr im Bett auf, versuchte die richtigen Worte zu finden. Letztendlich würde ich ihr auch nur die Wahrheit sagen, denn ich hatte Michael hintergangen, dass er mich leben ließ konnte doch nur diesen einen Grund haben. Hoffte ich zumindest.

,,I-ich denke.. er hat mir nichts getan.. weil.. weil wir uns lieben", stotterte ich unsicher.

So, es war raus. Ich hatte es ausgesprochen. Wir lieben uns. Ich liebte Michael, den Hexer, der fast meine gesamte Akademie getötet hatte. Es fühlte sich so falsch, doch im anderen Moment so schön an es endlich jemanden zu erzählen. Auch wenn ich noch immer nicht glauben konnte, dass ich es ihr wirklich erzählt hatte.

Mallory könnte jeden Moment loslaufen und Cordelia davon erzählen. Wahrscheinlich wäre das schon den Scheiterhaufen wert. Obwohl ich mir selbst ziemlich unsicher darüber war, ob die Oberste nicht auch schon solche Vermutungen hatte.

In dem Zimmer, welches allein nur durch das Licht des Mondes erhellt wurde, fiel es mir schwer Mallorys Gesichtsaudruck zu deuten. Angespannt saß ich ihr gegenüber, wartete darauf, dass sie mir irgendeine Reaktion gab. Tief atmete sie ein.

,,O-Okay..", stotterte sie, musste scheinbar selbst noch nach den richtigen Worten suchen. ,,Aber.. du weißt, dass Myrtle und Cordelia dich brauchen um Michael zu stoppen, das heißt auch, dass du ihn vielleicht töten musst..", sie versuchte mich anscheinend nicht verletzen zu wollen, obwohl mich heute wohl kaum noch etwas verletzten konnte.

Mir war bewusst, dass wahrscheinlich kein Weg daran vorbeiführen würde, Michael nicht zu töten. Ob es letztendlich ich war, die Oberste oder irgendeine andere Hexe, Michael müsste sterben, damit wir in Sicherheit waren.

Welche andere Möglichkeit blieb uns denn übrig? In dieser Geschichte gab es kein Happy End für uns beide. Das würde es nie. In keinem Szenario.

Ich musste mich mit dem Gedanken abfinden, dass ich Michael nicht schützen konnte. Das hatte bei dem Zeitreisen nicht funktioniert und das würde es auch in der Zukunft nicht. Und auch wenn, war ich von Myrtle schon so gut wie gezwungen ihn zu töten, sonst wäre ich die nächste tote Hexe aus dieser Akademie.

,,Ich weiß, aber das Leben meiner Schwestern ist mir wichtiger, als das von Michael Langdon", es schmerzte, als ich die Worte aussprach.

Gestern noch dachte ich genau anders. Aber letztendlich war es nicht ich die über sein Schicksal entscheiden konnte, sondern Michael selbst. Das Einzige was ich jetzt noch tun konnte war es, Myrtles und Cordelias Anweisungen zu folgen, um keinen Verdacht auf mich zu lenken.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Mallory etwas zu mir heran rutschte und mich daraufhin sanft in den Arm nahm. Auch ich legte meine Arme um sie, platzierte meinen Kopf auf ihrer Schulter.

Es war eine ehrliche Umarmung, von uns beiden. Ich hatte das gerade wirklich gebraucht.

,,Ich will mir gar nicht vorstellen müssen wie schlimm das alles gerade für dich sein muss, aber du hast die richtige Entscheidung getroffen", flüsterte sie in mein Ohr, bevor wir uns langsam wieder voneinander lösten.

Stumm nickte ich, antworte ihr jedoch nicht mehr darauf, sondern legte mich wieder ganz zurück ins Bett.

Auch wenn ich noch nicht wusste, was morgen alles auf mich zukommen wird, konnte ich jedoch erahnen, dass ich den Schlaf jetzt dringend nötig hatte..

Auch wenn ich diese Nacht wahrscheinlich kein Auge mehr zubekommen werde.

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Hey, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Über Feedback würde ich mich wie immer sehr freuen!

Schaut doch gern noch einmal bei meiner Loki FF "goddess of misfortune" vorbei, würde mich sehr freuen. :)

lea <3

「 ✓ 」𝐓𝐇𝐄 𝐃𝐄𝐕𝐈𝐋'𝐒 𝐖𝐈𝐓𝐂𝐇 | 𝐦𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥 𝐥𝐚𝐧𝐠𝐝𝐨𝐧「 𝐝𝐞 」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt