𝟓𝟓 | 𝐞𝐬𝐜𝐚𝐩𝐞

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Meine Beine trugen mich wie automatisch zu dem Haus, auch wenn mein Geist sich dagegen sträubte weiter in die Nähe dessen zu gehen.

Je näher ich ihm kam, desto deutlicher spürte ich auch seine Präsenz. Sie war es, die mich förmlich anzog. So sehr ich auch versuchte ihr zu entkommen, sie brachte mich immer dichter zu ihr. Erst als meine Hand auf der Türklinke lag, kam ich wieder zu mir, brach die Trance.

Es war so weit.. ich war hier. Es würde geschehen.

Mein Herz schlug schneller, als ich die Tür langsam einen Spalt weit öffnete. Vorsichtig lugte ich hinein. Obwohl es Mitten am Tag war, waren die Räume verdunkelt. Kein Licht drang in diese hinein. Ich konnte kaum etwas sehen, weshalb ich die Tür nun ganz öffnete, damit sich der Raum wenigstens ein wenig erhellte. Trotzdem konnte ich nicht viel erkennen, drückte den Lichtschalter am Eingang, doch auch dieser schenkte mir nicht mehr Licht.

Ich seufzte. Er wusste, dass wir kommen würden. Er wusste, dass die anderen Hexen in der Nähe waren. Michael war nicht dumm, egal was ich versuchen würde um ihn abzulenken, er kannte meinen Plan. Egal was ich tun würde, ich würde verlieren.. egal wie es ausgehen würde.

Leise schloss ich die Tür hinter mir, tappste durch die Wohnung, doch stoppte plötzlich, als ich im Esszimmer das schwache Licht von Kerzen erblickte, den Duft von Vanille roch.

Als ich um die Ecke ging, überkam mich eine Gänsehaut, als ich ihn dort sitzen sah. Stumm saß Michael am Tisch, blickte langsam zu mir herauf, ausdruckslos, kühl. Als hätte er nur darauf gewartet, dass ich zu ihm kommen würde.

Unruhig atmete ich immer wieder ein uns aus, versuchte mein schlagendes Herz ein wenig zu beruhigen. Auch ich sagte zuerst nichts, ging die letzten Schritte auf ihn zu, setzte mich ihm gegenüber auf den Stuhl. Ich versuchte seinem starren Blick Einhalt zu bieten, doch irgendwann zerbrach ich daran.

Auch wenn ich ihn in diesem Moment am Liebsten angeschrien hätte, ihn unter Tränen fragen wollte, warum er es getan hatte. Warum er einfach meine Schwestern getötet hatte, auch wenn ich doch eigentlich die Antwort kannte, hielt ich mich zurück.

Ich konnte unseren Plan nicht durch meine Emotionen und die Gefühle, die ich immer noch ihm gegenüber spürte, in Gefahr bringen. Deshalb versuchte ich eine andere Strategie.

,,M-Michael.. e-es tut mir Leid.. d-dass ich bei deinem Plan nicht mitmachen konnte. I-Ich war zu schwach in diesem Moment, i-ich war noch nicht bereit dazu", stotterte ich.

Immerhin log ich nicht, irgendwie war es ja auch die Wahrheit gewesen, auch wenn ich diese etwas ausschmückte. Standhaft sah ich ihm in die Augen, hoffte, dass er mir nicht plötzlich mit einem Fingerschnipsen den Hals umdrehen würde, denn das konnte er, das hatte ich ja gesehen.

Langsam beugte er sich zu mir, legte seine Ellbogen auf dem Tisch ab. ,,Das weiß ich Luna, ich habe mir das beinahe schon gedacht. Ich hätte das wirklich nicht von dir erwarten sollen", sprach er ruhig. Es wirkte gerade so, als würde er sich bei mir entschuldigen. Bisher lief alles nach Plan.

Doch ich bemerkte, dass seine Augen sich ein wenig zusammenzogen, sein Blick durchdringender wurde.

,,Was ich jedoch nicht verstehe ist, dass du wieder kamst und scheinbar stoppen wolltest, was ich tat", ich spannte mich an, entwich kurz seinem Blick, versuchte die richtigen Worte zu finden.

Natürlich würde er mich darüber ausfragen. Er hatte mich ja schließlich auch gesehen, mich angegriffen. Michael war nicht dumm, er wusste, dass ich in der Zeit zurückgereist war um ihn davon abzuhalten. Ich versuchte meine Atmung wieder in den Griff zu bekommen, bevor ich ihm antwortete.

,,I-Ich musste es tun Michael. Nachdem du gegangen bist, haben mich die anderen Hexen gefunden. Wie sollte ich ihnen denn beweisen, dass es reines Glück war, dass ich den Angriff überlebte und nicht, weil du mich gar nicht erst töten wolltest? Ich musste das tun, was Cordelia von mir verlangte, sonst wäre ich doch selbst verdächtig gewesen", versuchte ich ihn selbstsicher zu überzeugen.

Immerhin sagte ich ja auch die Wahrheit. Langsam legte ich meine Hände auf den Tisch, streckte mich nach Vorne und nahm seine in meine.

,,Ich wollte dich auch nicht angreifen, sondern dich nur warnen. Ich will nicht, dass sie dir etwas antun, okay? M-Michael ich liebe dich", erwartungsvoll sah ich ihn an, hoffte, dass er mir glaubte.

Für einen kurzen Moment sah es wirklich so aus, als würde er über meine Worte nachdenken. Doch plötzlich änderte sich etwas an seinem Gesichtsausdruck, seine Augen kniffen sich zusammen, er löste seine Hände von meinen, strich sich durch seine blonden Haare. Es wirkte beinahe so, als hatte er auf einmal Schmerzen.

Bevor ich ihn jedoch fragen konnte was los war, sprang er vom Stuhl auf, ging bedrohlich auf mich zu. Auch ich stand auf, ging ein paar Schritte zurück, versuchte von ihm Abstand zu halten.

,,Du willst mich also beschützen? Deshalb hast du auch die übrig gebliebenen Hexen zu diesem Haus geführt, damit sie mich töten", schrie er auf, sah mich durchdringend an. Sprachlos starrte ich ihn an, konnte mich nicht bewegen.

,,Denkst du, ich spüre nicht, dass sie gerade um dieses Haus stehen und mich schwächen wollen?", schrie er weiter, während einzelne Schweißtropfen seine Stirn herunter liefen. Er schien wirklich gegen den Zauber zu kämpfen.

Doch noch mehr Panik breitete sich in mir aus, als Michael plötzlich auf mich zu kam, den Abstand zwischen uns löste und mich gegen die Wand hinter sich presste.

Würde er es jetzt tun? Mich töten? Ich hatte ihn verraten. Nein, eigentlich hatte ich jeden verraten. Eigentlich stand ich doch auf überhaupt keiner Seite mehr.

Ich schloss meine Augen, hätte das akzeptiert, was er mir angetan hätte, selbst wenn er mich töten wollte.

Doch ich riss plötzlich meine Augen wieder auf, als ich spürte, dass er seine Lippen auf meine gelegt hatte. Viel zu überrascht war ich davon, weshalb ich es einfach geschehen ließ. Bevor ich den Kuss jedoch ausbauen konnte, löste er sich wieder von mir.

,,Du wirst noch genug Zeit haben mir Alles zu erklären, aber wir müssen jetzt von hier abhauen, bevor es zu spät ist. Ich werde immer schwächer", sagte Michael, nahm meine Hände plötzlich in seine.

Ich konnte ihm nicht ganz folgen. Von hier abhauen? Wie sollten wir das machen? Draußen standen fünf Hexen die ihn sofort angreifen würden, wenn er das Haus verließ.

Doch als er eine Formel sprach, die ich nur allzu gut kannte, wurde mir bewusst, was er vor hatte. Auch ich sprach die Formel mit.

Ich wusste, dass wenn ich jetzt mit ihm abhauen würde, ich nie wieder zurück zu den Hexen konnte. Sie wüssten es. Sie wüssten, für welche Seite ich mich entschieden habe, dass ich an dem Massaker beteiligt war. Dafür würde allein schon Myrtle sorgen.

Gerade als ich hörte, dass sich die Hintertür des Hauses öffnete, glückte uns die Transmutation und wir beide waren verschwunden.

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So, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und über Feedback würde ich mich sehr freuen!

Ab jetzt wird die Geschichte auch in eine etwas andere Richtung gehen. (hust, hust Apokalypse)

lea <3

「 ✓ 」𝐓𝐇𝐄 𝐃𝐄𝐕𝐈𝐋'𝐒 𝐖𝐈𝐓𝐂𝐇 | 𝐦𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥 𝐥𝐚𝐧𝐠𝐝𝐨𝐧「 𝐝𝐞 」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt