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Ich konnte dieses Abend auf keinen Fall mehr weiter trainieren. So sehr ich es auch wollte, mein Körper konnte es nicht. Ich zitterte, fühlte mich kraftlos, dreckig. Dieses verdammt Arschloch hatte es wirklich geschafft, mich komplett aus dem Konzept zu bringen. Noch immer konnte ich seine widerlichen Küsse auf meiner Haut spüren, den festen Griff seiner Arme um meinen Körper.
Michael hatte mir versichert, dass es nicht schlimm war das Training heute ausfallen zu lassen. Also saßen wir schon seit einigen Minuten schweigend nebeneinander, lauschten der nächtlichen Stille, sahen in die Dunkelheit.
,,Wenn du mich nicht gestoppt hättest, dann hätte ich diesen Typen getötet", sprach er plötzlich, noch immer hörte ich den Hass in seiner Stimme deutlich. Nicht nur mich schien das, was geschehen war, nicht mehr loszulassen. ,,Ich weiß.. aber ich will nicht, dass du so etwas für mich tun musst", versuchte ich Michael etwas zu beruhigen. Doch er schüttelte nur mit seinem Kopf. ,,Er hätte es aber verdient", antwortete er mir mit knirschenden Zähnen.
Er war wirklich noch immer unglaublich wütend, aber das musste er nicht. Er hatte mich gerettet, dass war das Einzige, was jetzt wichtig war. Deswegen versuchte ich auch das Thema irgendwie zu wechseln. Doch das stellte sich als ziemlich schwierig heraus, denn ich wusste nicht so recht wie.
Aber da Michael so geheimnisvoll war, wäre es eigentlich nicht schwer, ihn irgendetwas zu fragen. Immerhin wusste ich nichts über ihn, außer seinen Namen und dass er ein Hexer war. Ein unglaublich starker.
,,W-woher kommst du eigentlich?", fragte ich ihn etwas schüchtern. Komisch, wir hatten die letzten Tage so viel Zeit miteinander verbracht, doch trotzdem kannte ich Michael noch immer so gut wie gar nicht. Er rutschte etwas in die Lehne der Bank zurück und drehte seinen Kopf in meine Richtung.
,,Ich habe zusammen mit meiner Grandma in Los Angeles gewohnt. Und du?", antwortete er mir kurz. Interessiert blickte ich zu ihm, wollte direkt mehr wissen, doch musste zuerst auch seine Frage beantworten. ,,Ich komme aus Dallas, ich hab' dort bis vor einigen Wochen noch bei meinen Eltern gewohnt", antwortete ich ihm, woraufhin er kurz nickte.
Auch wenn Michael gerade nicht so aussah, als wolle er weiter über seine Vergangenheit reden, versuchte ich es trotzdem. Damit das Gespräch ab diesem Punkt nicht wieder endete, fragte ich ihn weiter aus.
,,Warum hast du bei deiner Grandma gewohnt und nicht bei deinen Eltern?", er seufzte, seine Gesichtszüge wurden wieder finster, das erkannte ich selbst in der Dunkelheit.
,,Meine Mutter hasst mich, mein Vater vielleicht sogar noch mehr. Sie haben mich nach meiner Geburt verlassen, seit dem hatte ich bei ihr gewohnt.. sie war die Einzige, die sich um mich gekümmert hat. Wahrscheinlich auch die Einzige, die mich aus meiner Familie geliebt hat..", erzählte er mir, sah dabei auf seinen Schoß. Erschrocken beobachtete ich ihn.
Ich hatte erwartet, dass Michaels Kindheit vielleicht nicht leicht gewesen war, aber das? Was waren das bitte für Eltern? Wie konnten sie ihr eigenes Kind verlassen, geschweige denn hassen? So wütend mich sein Geständnis auch machte, versuchte ich das Gesprächsthema in eine andere Richtung zu lenken.
,,Und deine Grandma? Besuchst du sie öfter?", fragte ich nach. Wenigstens hatte er noch sie. Doch als er seinen Kopf wieder hob, dabei zu mir sah, erkannte ich, dass seine Augen glasig wurden, so, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. ,,S-Sie ist gestorben, deshalb bin ich jetzt hier", sprach er mit brüchiger Stimme.
Autsch, mit dieser Antwort hatte ich wirklich nicht gerechnet. Michael tat mir mir gerade so unglaublich Leid. Ich wusste gar nicht wie ich reagieren sollte, doch diese Aufgabe nahm er mir zum Glück schon ab.
,,Warum bist du hier?", fragte er mich. Auch wenn ich ungern über meine Vergangenheit sprach, gab Michael mir das Gefühl, dass ich es ihm erzählen konnte. Er verurteilte mich nicht, bei ihm fühlte ich mich so unglaublich sicher. Noch nie tat ich das bei einer Person die mir doch eigentlich so fremd war. Und da er mir ebenfalls so viel anvertraut hatte, war ich es ihm schuldig.
,,Die Probleme, die meine Kräfte verursachten wurden so schlimm, dass ich zu gefährlich wurde. Meine Familie hatte Angst vor mir, selbst meine Freunde. Es gab einen Zwischenfall, in dem ich.. in dem ich fast meinen besten Freund tötete", ich schluckte schwer, versuchte meine Tränen zurückzuhalten.
Sanft nahm er meine Hand, hielt sie so lang bis ich mich wieder etwas sammeln konnte.
Das Thema war noch zu frisch, zu emotional für mich, als richtig darüber sprechen zu können. Doch Michael schien das bemerkt zu haben, weshalb er auch nicht weiter nachfragte.,,Ich denke, ich muss mich noch etwas an mein neues Zuhause zu gewöhnen. So viel hat sich in den letzten Wochen in meinem Leben verändert, damit kann ich einfach noch nicht richtig umgehen. Aber das wird sich schon mit der Zeit ändern.. hoffe ich", fügte ich noch hinzu, strich die eine Träne, die sich doch ihren Weg über meine Wange bahnte, vom Gesicht.
Eine Kalte Briese wehte an uns entlang, die mir eine Gänsehaut verpasste. Mittlerweile war es schon weit nach Mitternacht. Es wäre wohl doch das Beste, wenn ich wieder zurück zur Akademie gehen würde, auch wenn ich am Liebsten noch die ganze Nacht mit Michael hier gesessen hätte.
Langsam standen wir von der Parkbank auf und machten uns zusammen auf den Weg zurück in die Stadt. Auch wenn wir die ganze Zeit über kein Wort miteinander gesprochen hatten, empfand ich es nicht als unangenehm. Als wir gerade in die Straße der Akademie einbogen, blieben wir stehen.
,,Michael? Danke.. für Alles", sprach ich etwas schüchtern, sah dabei lächelt zu ihm. Ich hatte das Gefühl, ihm noch hunderte Male danken zu müssen und es wäre noch nicht genug gewesen. Ohne darauf zu antworten, zog er mich in eine kurze Umarmung, bevor er sich von mir verabschiedete und wieder in der Dunkelheit der Nacht verschwand.
Auch wenn der Abend beinahe der schlimmste meines Lebens hätte sein können, ging ich mit einem Lächeln zurück in die Akademie.
Irgendwie gab mir Michael ein Gefühl, dass ich vorher noch nie gespürt hatte.
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Ich hoffe wie immer euch hat das Kapitel gefallen!
Über Feedback würde ich mich sehr freuen. Schaut doch auch gern bei meiner anderen Michael Langdon FF "the Antichrist" vorbei. :)
lea <3
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「 ✓ 」𝐓𝐇𝐄 𝐃𝐄𝐕𝐈𝐋'𝐒 𝐖𝐈𝐓𝐂𝐇 | 𝐦𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥 𝐥𝐚𝐧𝐠𝐝𝐨𝐧「 𝐝𝐞 」
Fanfic❝ 𝐓𝐡𝐞𝐫𝐞 𝐢𝐬 𝐬𝐨𝐦𝐞𝐭𝐡𝐢𝐧𝐠 𝐰𝐫𝐨𝐧𝐠 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐌𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥. 𝐈 𝐬𝐚𝐰 𝐭𝐡𝐞 𝐰𝐡𝐢𝐭𝐞 𝐟𝐚𝐜𝐞 𝐝𝐞𝐦𝐨𝐧.❞ Wie schlimm wäre es, wenn sich eine Hexe in den Antichristen verlieben würde? Und wie schlimm wäre es, wenn sie sogar ihren ei...