John pov
Ich liege auf der Couch. Sherlocks Morgenmantel liegt noch immer auf seinem Sessel. Er liegt dort, wie er ihn zurückgelassen hat. Sherlock hatte ihn da hingeworfen und war aus dem Haus marschiert, um den nächsten Fall zu lösen. Sein Taschenmesser spickt noch immer in der Post auf dem Kaminsims. Auf seinem Schädel hat sich eine Staubschicht gebildet. Ich habe aufgehört sauber zu machen. Mrs Hudson habe ich verboten, es zu tun. Sherlock hätte es ihr auch nicht erlaubt. Die Geräte für seine Experimente stapeln sich noch immer auf dem Küchentisch. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, das ganze Zeug wegzuräumen.
Ich drehe mich um, wende mein Gesicht der Lehne zu und schließe die Augen. Vor lauter Erschöpfung schlafe ich ein.
"Mir ist so langweilig!" schreit Sherlock, kurz darauf ertönen Pistolenschüsse. "John, mir ist langweilig! Beschäftige mich!" Ich will etwas sagen, kann aber nicht. "John, mir ist so langweilig! So so langweilig! Unternimm was mit mir!" Ich sehe mich um, aber ich kann Sherlock nicht sehen. Ich bin allein. Allein inmitten von nichts als Dunkelheit. "John, es ist langweilig hier." Wo ist hier? Wo ist Sherlock? Wieso kann ich ihn nicht sehen?
Plötzlich stehe ich auf dem Friedhof vor Sherlocks Grab. Noch immer kann ich meinen besten Freund nicht sehen. Doch noch immer kann ich ihn hören: "Niemals. Ich werde dich niemals mehr anlügen, John. Ich verspreche es."
Ich schrecke hoch. "Das ist es..." murmle ich. Ich springe auf und beginne seine Sachen zu durchwühlen. Sherlock musste mir vor etwa einem Jahr versprechen, dass er mich niemals mehr anlügen wird. Und ich kenne die Holmes-Brüder. Wenn sie etwas versprechen, dann halten sie es auch. Und hätte Sherlock auf dem Dach die Wahrheit gesagt, dass er die ganzen Deduktionen und all das gar nicht wirklich beherrscht... Dann wäre alles vorher eine Lüge gewesen. Er hätte mich belogen. Das heißt, er hat auf dem Dach nicht die Wahrheit gesagt. Oder nicht die komplette Wahrheit.
Immer wieder gehe ich seine Worte im Kopf durch. Sein Abschiedsanruf. "Ein Zaubertrick!" sage ich, "Es war alles bloß ein Zaubertrick. Das ist die Wahrheit!"
~*~*~
Ich hämmere gegen die Tür. Laut und andauernd. "Herrgott nochmal!" knurrt Mycroft, als er die Tür öffnet. "Doktor Watson, kommen Sie doch rein." "Wo ist er? Ist er hier? Wo versteckt er sich?" frage ich, während ich suchend durch das Haus laufe. "Was? Wovon reden Sie?" "Sherlock. Wo ist er?" "In seinem Grab, Doktor." zischt Mycroft und packt mich am Arm. "Nein!" "Doktor Watson, ich weiß, Sie haben mit Sherlocks Tod Ihren besten Freund verloren. Ich habe meinen Bruder verloren, ich kann Ihren Schmerz verstehen. Wir müssen aber dennoch rational denken. Sie können seinen Tod nicht einfach leugnen, davon wird er auch nicht wieder zum Leben erwachen. Nun setzen Sie sich doch bitte und trinken mit mir einen Tee."
Ich setze mich und nehme den Tee entgegen. "Sherlock ist am Leben, habe ich Recht?" frage ich. "John, das ist vollkommen irrational. Sie haben ihn sterben sehen. Sie haben seinen Puls genommen. Sie wissen, dass er tot ist!"
"Nein. Und wissen Sie, was mich darauf gebracht hat? Langeweile und ein Versprechen." "Was?" Mycroft sieht mich verwirrt an. "Sherlock hat mir in den ersten Tagen, die wir uns kannten, gesagt, dass atmen langweilig ist. Alles, was gewöhnlich ist, ist ihm zu langweilig gewesen. Schon seit ich ihn kenne und länger, schätze ich. Sterben ist gewöhnlich. Viel zu langweilig für ihn. Dann die Sache mit dem Versprechen. Er musste versprechen, mich nicht anzulügen. Er kann mit seiner Fähigkeit der Deduktion nicht gelogen haben. Vor allem, weil du es auch machst. Du würdest immer zu ihm halten, er ist dein Ein und Alles. Ihr könnt nicht beide eine Lüge sein und somit kann auch nicht nur einer eine Lüge sein - ihr seid euch zu ähnlich. Dann ist da der Ball. Ich kenne die Sache mit dem Ball in der Achselhöhle, die den Puls unterdrückt. Ich habe vorher nicht darüber nachgedacht, aber Sherlock besitzt nichts ohne Grund. Er spielt kein Squash, ist ihm zu langweilig. Aber was sollte er mit dem Ball? Normalerweise hätte er keine Verwendung dafür, aber dass sich damit der Puls beenden lässt - der perfekte Grund für ihn, so einen Ball zu haben."
DU LIEST GERADE
Johnlock Oneshots
FanfictionJa, was soll ich sagen? Johnlock Oneshots. ⚠Smut enthalten, nicht lesen, wenn ihr damit nicht umgehen könnt. ↪ Sherlock Top, John Bottom ⚠TW für manche OS, steht dann aber nochmal explizit da. Bin offen für Kritik. Die Oneshots sind alle nach der BB...