Hands

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Diese Idee ist von @idcishipit06 - an dieser Stelle danke, dass ich sie benutzen durfte. Again ein Sherlock-Marvel-Crossover. Sherlock hat die Hintergrundgeschichte von Doctor Strange.

Sherlock pov

Ich öffne die Tür und lasse John an mir vorbei gehen. Er bedankt sich lächelnd und wir setzen uns. Ich schlage die Beine übereinander und vergrabe die Hände in den Manteltaschen. Zwar trage ich auch meine schwarzen Lederhandschuhe, die die Narben verdecken, aber das Zittern meiner Hände können sie nicht verbergen.

"Okay, Sherlock, du musst das hier noch ausfüllen." sagt Gerald und schiebt mir einen Papierbogen hin. "Das kann doch auch John machen." sage ich gelangweilt. "Nein, Sherlock, du hast es gesehen. John kann den Zeugenbericht nicht ausfüllen." "Ich kann John sagen, was ich gesehen habe." "Sherlock, ich bin nicht deine Sekretärin! Du kannst selber schreiben!" "Nein, ich bin Analphabet." Die beiden sehen mich genervt an.

Dann greift Gabriel nach seinem Handy, tippt kurz darauf herum und legt es dann vor sich auf den Tisch. Ich höre das Geräusch, das anzeigt, dass ein Telefonat vorbereitet wird. Misstrauisch betrachte ich ihn. Das gefällt mir gar nicht. "Gregory? Ich hoffe doch sehr, dass es wichtig ist! Ich bin-" "-schwer beschäftigt, jaja, ich kenne die Leier. Es geht um Sherlock." Ich höre Mycroft seufzen: "Was hat er genommen?" "Genommen hat er gar nichts. Glaube ich. Es geht um etwas anderes." "Gregory, komm zum Punkt! Ich habe keine Zeit für Spielchen." "Oh gestern Abend hattest du jede Menge Zeit für Spielchen." Sowohl John, als auch ich verziehen angewidert das Gesicht. "Gregory Lestrade, ich werde dich kündigen lassen, wenn du nicht sofort zum Punkt kommst und mir sagst, was mit meinem Bruder ist!" schimpft Mycroft.

Keiner von uns Dreien lässt sich davon noch einschüchtern. Ich kenne ihn schon so lange und bin es gewohnt seine Schimpftiraden zu ignorieren, John sind sie egal und Gerhard lässt sich davon nicht beeindrucken.

"Kann Sherlock lesen?" "Was? Natürlich kann Sherlock lesen, was ist das für ein dumme Frage?" "Kann Sherlock auch schreiben?" "Versuchst du mich für dumm zu verkaufen? Ja, Sherlock kann lesen und schreiben! Sherlock kann dir auch aus dem Kopf die Lösung einer fünf Seiten langen Rechnung mit Rechenverfahren, von denen du noch nie gehört hast, sagen. Warum fragst du mich so einen Unsinn?" "Weil Sherlock hier gerade bei mir im Büro sitzt und behauptet er sei Analphabet."

Erneut ein Seufzen Seiten meines Bruders. "Gib ihn mir." Gustav greift sein Handy und reicht es mir. Ich schalte den Lautsprecher aus und halte mir das Handy ans Ohr. "Bruderherz!" begrüße ich ihn mit gefälschtem Enthusiasmus. "Sherlock, du wirst jetzt den gottverdammten Stift in die Hand nehmen und schreiben, was immer du schreiben sollst, ist das klar? Ja, deine Schrift ist nicht mehr die Schönste, war sie aber auch vorher nicht, also stell dich nicht so an. Meinetwegen setz dich irgendwo alleine hin und schreib es, aber hör auf so ein Drama zu machen, nur weil deine Hände ein bisschen zittern. Du bist selbst daran schuld! Was fährst du auch wie ein verdammter Hornochse!" Wütend werfe ich das Handy weg. Es zerschlägt die Glasfront des Büros und hat danach immer noch so viel Wucht, dass es Donovans Computer vom Schreibtisch haut. Mmh... guter Treffer.

"Scheiße nochmal, Sherlock!" schreit Gandalf geschockt. Wütend packe ich den Zettel und einen Kugelschreiber, gehe zu einem Schrank, klatsche die Akten daraus auf den Boden, nehme eins der Bretter heraus und setze mich dann hinein. Das Letzte, was ich sehe, bevor ich die Schranktüren zuziehe, sind die verdutzten Gesichter von John und Gulliver. Ich knipse eine Taschenlampe an, klemme sie mir zwischen die Lippen und drücke das Blatt gegen die Wand des Schrankes. Ich fülle alles aus, gebe mir sogar sehr viel Mühe, lesen kann man aber am Ende nichts, außer meinen Namen. Beschissene Hände!

Verdammt, ich war Neurochirurg! Einer der besten! Und dann dieser dumme Unfall. Und diese Idioten haben meine Hände versaut! Hätte ich sie operiert wären sie jetzt in Ordnung! Und diese inkompetenten Volldeppen haben meine Hände vollkommen ruiniert. Ich klettere wieder aus dem Schrank und knalle den Zettel auf den Tisch. Dann gehe ich einfach. Mir doch egal, ob der das Gekrakel lesen kann oder nicht.

~*~*~

John setzt sich neben mich auf die Couch. "Sherlock?" "Mmh?" frage ich gelangweilt und starre weiter auf mein Mailpostfach, wartend auf einen neuen Fall. "Zeig mir deine Hände." "Was?" "Zeig mir deine Hände. Du bist heute zum Schreiben in einen verdammten Schrank geklettert und du hast eine richtige Sauklaue. Außerdem diese Handschuhe - du trägst sie immer! Und ich bezweifle, dass das ein Modeaccessoire ist! Ich will wissen, was mit deinen Händen los ist." "Nichts ist los mit meinen Händen." knurre ich.

"Sherlock, bitte. Du kannst mir vertrauen." Ich sehe ihn an. Dann ziehe ich meine Hände unter meinen Oberschenkeln hervor. Vorsichtig streife ich die Handschuhe ab. Ängstlich sehe ich John an. Als ich sehe, wie er auf meine Hände starrt, drehe ich mich sofort weg. Ich hätte es ihm nie zeigen dürfen.

"Ich weiß, sie sind hässlich. Und auch nutzlos. Nicht mal schreiben kann ich noch." sage ich leise. "Sag das nicht. Sie sind wunderschön." John nimmt meine Hände vorsichtig in seine und streichelt sie sanft. Er fährt die Narben nach. Wie kann er meine Hände nur so liebend und fasziniert ansehen? "Darf ich fragen, wie das passiert ist?" fragt er nach einer Weile. "Ein Unfall. Ich hab mir CT-Bilder angesehen und nicht aufgepasst, wo ich hinfahre." "Brauchtest du sie für einen Fall?" "N-Nein. Ich war mal Neurochirurg." "Du warst Chirurg?!" Ich zucke schüchtern mit den Schultern: "Ja." "Das hat Mycroft nie erzählt." "Ich hab es ihm verboten." "Oh..." "Nach dem Unfall haben die Ärzte meine Hände versaut. Natürlich konnte ich nicht mehr operieren, also habe ich mir was anderes gesucht." "Drogen." murmelt John.

"Ja, reichlich davon. Bis Greg mich aufgegabelt hat. Naja... Er hat mich verhaftet. Ich musste in seinem Büro warten und mir war langweilig. Da lagen Akten..." "Du hast aus Langeweile die Fälle gelöst." Ich nicke. "Und von da an hat er mir immer wieder Fälle gegeben, damit ich den Kick durch etwas Anderes als die Drogen bekomme. Und dann hat Mycroft ihn geheiratet." John muss lachen: "Tja, sie wollen halt beide auf dich aufpassen." "Aber ich hab doch dich. Du passt doch schon auf mich auf." John lächelt.

"Du musst das Dokument nochmal ausfüllen, Greg konnte kaum was lesen." sagt er dann und zieht das Papier hervor. "Du hast doch gesehen, dass ich nicht mehr schreiben kann. Zumindest nicht so, dass man es lesen kann." "Aber du hast doch mich. Ich kann dir helfen. Komm." Er steht auf und geht zum Schreibtisch. Er räumt einige Sachen zur Seite und breitet dann den Papierbogen dort aus und reicht mir einen Stift. "John..." seufze ich. "Komm her, Sherlock!" Seufzend stehe ich auf und gehe zu ihm.

Er gibt mir den Stift in die Hand und greift dann meine Hand ebenfalls. John ist überraschend gut darin, einfach mit meiner Hand mitzugehen und sie still zu halten, während ich schreibe. "Du hast ja eine richtige Schönschrift, wenn deine Hände ruhig sind." grinst John. Ich sehe ihn an. Dann lächle ich leicht. "Danke." "Kein Problem, es ist keine große Sache dir zu sagen, dass du eine schöne Schrift hast." "Nein, das meinte ich nicht. Danke, dass du mich nicht hasst." "Dich hassen? Wie könnte ich? Du hattest einen Unfall, Sherlock, das ist alles. Das kann passieren. Vielleicht funktionieren deine Hände nicht mehr, wie du es gern hättest, aber du bist so unglaublich klug und deine Beobachtungsgabe ist der Wahnsinn. Im positiven Sinne. Du bist wundervoll, Sherlock! Und deine Hände sind so unglaublich schön. Dass sie ein wenig zittern macht doch nichts. Ich bin da. Ich kann dir helfen." Ohne wirklich zu wissen, warum und was mich dazu bringt, packe ich John am Kragen und ziehe ihn an mich. Liebevoll küsse ich ihn.

Überrascht keucht John auf. Dann nimmt er allerdings sanft meine Hände und legt sie an seine Hüften, seine Arme verschränkt er in meinem Nacken. Genießerisch lässt er sich gegen mich sinken und beginnt sanft den Kuss zu erwidern. "Ich werde dich niemals hassen können, Sherlock. Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch. Glaube ich. Wie fühlt sich das an?" John lacht und streichelt meine Wange: "Ich zeig's dir." Dann legt er wieder sanft seine Lippen auf meine. 

Johnlock OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt