Unsere Tochter

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Sherlock pov

"Sherlock, ich habe Ihnen Ihre Post gleich von unten mitgebracht. Sie sehen nicht aus, als hätten Sie heute noch vor, die Wohnung zu verlassen." sagt Mrs Hudson, deutet bei ihrem letzten Satz auf meinen Körper, welcher in nicht mehr als ein Bettlaken eingehüllt ist, und legt einen Stapel Umschläge auf den Kaminsims. Einen dicken, braunen Umschlag drückt sie mir direkt in die Hand: "Das scheint besonders wichtig zu sein. Vielleicht ein neuer Fall." "Danke." sage ich knapp und reiße den Umschlag auf. 

Mrs Hudson lässt mich wieder allein.

Ich ziehe einen normalgroßen Umschlag aus dem braunen und reiße auch diesen auf. Schnell habe ich den Brief heraus gezogen und entfaltet. Verblüfft beginne ich zu lesen:

Lieber Sherlock,
wenn du das hier liest, bin ich nicht mehr am Leben. Meine Videobotschaften haben John und du hoffentlich erhalten. Wahrscheinlich ist John sauer auf mich, dass ich ihn mit Rosie allein gelassen habe. Aber das habe ich nicht. Ich habe sie in deine Obhut gegeben. Mir ist schon immer klar gewesen, dass du sie beschützen und dich um sie kümmern wirst, komme was wolle. Deswegen habe ich eine große Bitte an dich. Unterschreib die Papiere. Es ist alles geregelt. Du wirst sehen, was darin steht. Ich habe lange darüber nachgedacht und bin mir sicher, dass es eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war. Vielleicht wird John anfangs sauer auf dich sein, aber glaube mir, es ist das Beste für Rosie und ihn. Bitte pass auf meine beiden Liebsten auf. 
xo Mary

Sofort greife ich ein weiteres Mal in den braunen Umschlag. Ich ziehe einen Stapel Formulare hervor. Adoptionspapiere. Mary wollte, dass ich Rosie adoptiere. Aber das geht nicht! Ich kann doch nicht einfach ohne Johns Zustimmung die Papiere unterschreiben. Nach allem, was hier drin steht, teile ich dann mit John das Sorgerecht. Mary hat bei allem zugestimmt. Ich muss quasi wirklich nur noch unterschreiben. Aber John wird denken, dass ich ihm sein Kind wegnehmen will. Oder dass ich Mary ersetzen will.

Und beides will ich auf keinen Fall. Ich weiß, John hat Mary geliebt! Sie wäre eine tolle Mutter für Rosie geworden und in der kurzen Zeit, die sie zusammen hatten, war sie das auch. Selbst wenn ich wollte, könnte ich sie niemals ersetzen. Weder für Rosie, noch für John. Zwar weiß ich schon lange, dass ich Gefühle für meinen besten Freund habe und dass er Mary geheiratet hat, hat mir das Herz gebrochen, aber ich kann doch nicht einfach irgendwelche Adoptionspapiere unterschreiben, die mich zu Rosies Vater machen. 

Schnell stecke ich alles zurück in den Umschlag und klebe ihn mit Panzertape gegen die Unterseite meines Sessel. Dort wird John sie nie finden und er wird nie denken, dass ich seine Frau ersetzen will. So ist es das Beste.

~*~*~

John pov

"Hey Sherlock, ist-" Ich breche ab, als ich das Bild sehe, was sich mir bietet. Sherlock fest schlafend in seinem Bett, die eine Hand hat er unter dem Kissen, die andere liegt neben seinem Gesicht auf der Matratze. Neben ihm liegt Rosie, schmatzt im Schlaf leise an ihrem Nuckel und hält Sherlocks kleinen Finger in ihrer winzigen Hand.

Süß...

Leise verlasse ich das Schlafzimmer wieder und beginne die Küche aufzuräumen. Sherlocks Experimente räume ich beiseite und baue sie dann an der gleichen Stelle wieder auf, nachdem ich den Tisch abgewischt habe. Als ich mit dem Abwasch und dem Aufräumen fertig bin, mache ich Sherlock ein Sandwich und schneide es in viele kleine Vierecke. Um Sherlock irgendwie dazu zu bringen, zu essen, habe ich angefangen in der Nähe von ihm kleine Essenshappen liegen zu lassen, die er einfach essen kann ohne es wirklich zu merken. Zwar funktioniert es nicht immer, aber oft genug, sodass er immerhin regelmäßig etwas zu sich nimmt. 

Nach all den Jahren, die ich mit ihm verbracht habe, weiß ich auch, was er gerne isst und womit es mit höchster Wahrscheinlichkeit funktioniert, dass er es isst. Der Versuch ihn zu füttern, während er in seinem Gedächtnispalast ist, ist fehlgeschlagen, da er das Essen zwar in den Mund genommen, aber weder gekaut noch geschluckt hat. Aber ausgespuckt hat er es auch nicht wieder. Er ist dann Stunden später aus seinem Gedächtnispalast hochgeschreckt und hat gefragt, warum er widerlich weiches Brot im Mund hat. 

Johnlock OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt