Wie aus Tanzstunden mehr wurde

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John pov

Ich schließe die Haustür auf und gehe nach oben. Zwar habe ich absolut keine Ahnung, wieso Sherlock mich den Schlüssel behalten lässt, aber er tut es. Und da er eh nie die Tür öffnet, wenn man klingelt und ich nicht sicher bin, ob Mrs Hudson da ist, ist es wohl auch besser, dass ich einen Schlüssel habe. 

Ich gehe die Treppen nach oben. Sherlock sitzt, in seinen Gedächtnispalast abgetaucht, in seinem Sessel. Sein rechtes Hosenbein ist vollkommen durchnässt und in der rechten Hand hält er eine gekippte Teetasse. Scheinbar ist er so plötzlich in seinen Gedächtnispalast gegangen, dass er den Tee vollkommen vergessen hat. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass er sich nicht verbrüht hat. Ich nehme ihm vorsichtig die Tasse aus der Hand und stelle sie beiseite. Sherlock wird sehr schreckhaft, wenn er gedanklich woanders ist, weswegen ich ihn besser nicht anspreche oder irgendwie berühre. Den Henkel der Tasse musste ich nur von seinem Finger ziehen, da er sie eh kaum noch festgehalten hat.

Ich setze mich in meinen Sessel und beginne auf meinem Handy die Nachrichten zu lesen und einige Mails zu beantworten, die ich bisher ignoriert habe. 

"Das ist brillant! Oh... Ein so dummer, so einfacher Fehler, dass er kaum auffällt. Oh wie nachlässig er doch war!" ruft Sherlock plötzlich, springt aus seinem Sessel auf und stellt sich auf die Couch. An der Wand oberhalb der Couch hat er eine Stadtkarte Londons und haufenweise andere Dinge festgepinnt. 

"Hallo Sherlock." sage ich schmunzelnd, da er mich scheinbar noch nicht bemerkt hat. "John, es ist vollkommen unnötig mich zu grüßen, nachdem ich- Oh." Er dreht sich zu mir um. Fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben. "Manchmal vergesse ich, dass du nicht mehr hier wohnst. Guten Morgen, John." Ich schmunzle. Sherlock scheint nun die Nässe an seinem Bein zu realisieren und blickt an sich herunter. "Du hast scheinbar Tee über dich geschüttet." sage ich. "Ja, scheint ganz so. Ich werde mich umziehen gehen, dann können wir anfangen." Damit verschwindet Sherlock in sein Schlafzimmer. 

Etwa 15 Minuten später taucht er herausgeputzt wie immer aus seinem Schlafzimmer auf. In der Hand trägt er ein Paar Anzugschuhe. Ich sehe auf seine Füße. "Hast du noch zwei Füße oder was hast du mit dem zweiten Paar Schuhe vor?" frage ich schmunzelnd. "Du wirst sie anziehen. Ich habe sie noch von einer Mission, sie müssten dir passen." "Warum muss ich andere Schuhe anziehen?"

"Nun, du wirst auf deiner Hochzeit nun mal nicht in Turnschuhen tanzen. Also bitte..." Er hält mir die Schuhe hin. Seufzend setze ich mich wieder in den Sessel und ziehe mir die Schuhe um. "Du kennst die Grundschritte von einem Walzer?" "Wäre ich hier, würde ich sie kennen?" "Warst du denn nie in einer Tanzschule? John, ich bin enttäuscht von dir." "Nein, war ich nicht und dass du von mir enttäuscht bist, ist ja nichts Neues." Sherlock schweigt. Ich stehe auf und gehe ein paar Schritte in den Schuhen. Es ist unmöglich, dass diese Schuhe mal Sherlock gehört haben, dazu passen sie mir viel zu perfekt. Aber ich spreche es nicht an. 

"Okay, dann also los. Die Grundhaltung." "Äh... Die kann ich. Glaub ich." sage ich und lege meine Hand auf Sherlocks Schulter, die andere in seine. "So führe ich." sagt Sherlock. "Und?" "Wird Mary bei der Hochzeit führen? Nein, wird sie nicht. Und da ich hier Marys Part übernehme, musst du auch die führende Haltung einnehmen. Warte... so." Er bringt meine Hände in die richtige Position. 

"Gut, jetzt den rechten Fuß gerade nach vorne." Ich stelle den linken Fuß nach hinten und Sherlock zieht eine Augenbraue nach oben. "Warte, sagst du deine Schritte oder meine Schritte an?" "Deine. Du musst den rechten Fuß gerade nach vorne setzen." Ich tue es und Sherlock setzt perfekt passend dazu seinen linken Fuß gerade nach hinten. "Sehr gut. Jetzt deinen linken Fuß diagonal nach oben." Zwar verwirrt mich das, aber anhand von Sherlocks Schritt kann ich ausmachen, welchen Schritt ich machen muss. "Okay und jetzt setzt du den rechten Fuß neben deinen linken." Ich tue es. "Gut, jetzt deinen linken Fuß gerade nach hinten." Ich tue es. "Und jetzt den rechten Fuß diagonal nach hinten setzen, sodass du mit dem Fuß wieder an dem Punkt stehst, wo wir angefangen haben." Ich nicke und setze den Fuß wieder an den Punkt. "Und jetzt setzt du den linken Fuß wieder neben den rechten." "W-War das gut so?" frage ich unsicher. "Ja, schon nicht schlecht. Wir wiederholen es nochmal langsam, dann ein bisschen schneller und dann mit Musik." Ich nicke. So viel Geduld bin ich von Sherlock gar nicht gewohnt. 

Johnlock OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt