|31| Ein gelungener Besuch

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Dieser unerklärliche Schmerz tief in mir hat mich komplett fertig gemacht. Lucas ruft seit gestern mich immer an und ich spiele mit den Gedanken ihn zu blockieren. Er ist zu stur und vielleicht muss ich ihn mal zeigen, dass diese Art ihn alleine stehen lassen kann. Dann erinnere mich immer an gestern wo ihm gedroht wurde. Seine Zuckungen kamen als hätte man seine Narbe angefasst. Ich erinnere mich jetzt an den Tag auf der Skatebahn, wo er meine Hand zur seiner Narbe geführt hat. Wir vertrauen uns aber auf verschiedene Weisen.

Vielleicht bereut er seine Worte, aber ich kann nicht mit ihm reden, nicht jetzt. Ich habe diese Nacht leise vor mich hin geheult. Es hat mich verletzt wie er über mein Bruder redet. Er kennt ihn nicht und trotzdem wagt Lucas ihn zu verurteilen. Er hat kein Recht. Dieser Junge bringt mich am Rand der Verzweiflung.

Ich habe Matteo nach diesem Streit direkt angerufen und habe ihn gesagt, dass ich morgen komme. Er wurde überglücklich und umso mehr konnte ich es mir beweisen, dass Lucas nicht Recht hat. Er freut sich, dass ich ihn besuche und ich freue mich ihn wieder zu sehen. Vanessa geht heute sowieso raus mit Bruno um einzukaufen und ein wenig zu spazieren. Sonst helfe ich ihnen immer beim einkaufen und gehe auch gerne mit ihnen spazieren, aber sie haben gemeint, dass ich zu Matteo gehen sollte, weil ich lange nicht mehr bei ihm gewesen war.

Luna hat mir erzählt, dass Fillipo anfängt zu brabbeln. Wenn ich ihn nur höre wie er versucht zu reden, dann würde ich ihn mit zu viel Liebe und Bissen übersehen. Ich habe das Gefühl, dass ich den heutigen Tag richtig genießen werde und mich ein wenig sammeln kann. Auf dem Weg zu Matteo konnte ich an nichts anderes denken als an diesen Vorfall im Park. Lucas wirkte sehr vertraut als würde er immer in solchen Situationen stecken. Dieser Typ war hasserfüllt und was auch immer er für einen Auftrag hat, er scheut sich bestimmt nicht alles erdenkliche zu unternehmen um es zu beenden.

Ist Lucas vielleicht verwandt mit ihm? Lucas hat ja gemeint, dass er diesen Typen als einzigen Mensch in seinen Leben sieht oder wollte er nur seine nahestehenden Menschen in Schutz nehmen? Trotzdem entschuldigt es nicht sein Verhalten gegenüber mir. Ich hoffe nur, dass er jetzt verstanden hat, dass er auf die Gefühle anderer achten sollte.

„Hey, Sophi! Warte doch! Ich renn dir schon seit zwei Kreuzungen hinterher!" da war mein Bruder und anscheinend kam er von seiner Arbeit, weil er einen Anzug an hat. Ich habe auch erst jetzt gemerkt, dass ich schon vor dem Haus stand, aber ich war zu vertieft in meinen Gedanken um etwas mitzukriegen.

„Matteo! Tut mir leid, dass ich dich nicht bemerkt habe! Du warst anscheinend bei der Arbeit!" stellte ich fest und während er seine Krawatte ordnete nickte er mir zu.

„Komm las uns rein! Einer wartet schon sehnsüchtig auf dich!" lachend machte er die Tür auf und ich konnte Windeln und Babyfutter riechen. Wo ist mein Fillipo habe ich mir nur gedacht und da sah ich ihn mit Luna im Wohnzimmer. Er krabbelte auf allen vieren und brabbelte vor sich hin. Luna sah mich und stand abrupt auf um mich zu begrüßen. Luna ist einfach ein Schatz.

„Sophi endlich bist du mal zu Besuch wieder da! Ich brauche eine weibliche Person hier!" ich musste über ihre Aussage lachen, weil sie wirklich nur noch mit den Beiden Zeit verbringt. Matteo zog sich sein Sakko aus und schaute Luna nur mit einen Welpen-Blick an. Luna verdrehte nur ihre Augen und drehte sich mit mir zu Fillipo.

Fillipo kam so schnell er konnte zu mir und lachte dabei die ganze Zeit. Ich könnte vor Glücksgefühlen umfallen. Direkt nahm ich ihn in meinen Arm und biss auf seine Hand. „Auu" kam von diesem kleinen Racker und ich konnte nicht aufhören ihn weiter zu ärgern. Sein Lachen erstrahlt alles im Raum. Ich konnte kurz meine Frust außen vor lassen.

„Ich geh kurz das Essen aufwärmen für uns! Sophi, du hast eh nichts gegen Pizza, oder?" Luna hat glaube ich gemerkt, dass ich kurz Zeit mit Matteo alleine brauche. Wie auch nicht, wenn mein Gesicht schon alles verrät. Ich war ihr dankbar und bejahte ihre Frage.

„Matteo! Ich brauche deine Hilfe! Ich habe dir ja von diesem Projekt erzählt und das unser Thema Familie ist! Ich habe mir deshalb gedacht ob ich mal bei dir vorbeischauen kann?" Matteo hörte gespannt zu, während Fillipo auf seinen Bauch herumkrabbelte.

„Stimmt! Eine gute Idee eigentlich! Meine Schwester ist ja mega klug!" witzelnd drehte er sich mit Fillipo hin und her.

„Eine muss ja etwas im Gehirn haben, wenn es bei dem anderen fehlt!"

„Ey, das stimmt mal überhaupt nicht! Ich will nur nicht dir alle meine Talente unter die Nase reiben!" ich simulierte, dass ich am kotzen wäre und Matteo lachte nur herzig, was mich auch zum schmunzeln brachte.

„Jaja, mach dir nur weiter etwas vor! Wir wissen beide, dass du mich nicht übertreffen kannst! Aber jetzt mal ernsthaft! Was meinst du? Kannst du mich mal mitnehmen?" Matteo wirkte nachdenkend, aber auch seine tiefgründige Miene war gleich weg, weil Fillipo einfach nicht aufhören kann das süßeste Baby auf dieser Welt zu sein. Er versucht die ganze Zeit Brücken zu machen, aber er fliegt die ganze Zeit hin.

„Klar kann ich dich mal mitnehmen, aber eine Sache muss ich dir sagen! Die Kinder in diesem Kurs sind ziemlich verschlossen und seit Tagen muss ich mich mit einen Jungen im Kurs auseinandersetzen, weil er ziemlich im Zwiespalt steht! Er ist einer von vielen dort, denn es genau so ergeht!" solch einen Trauma zu erleben ist sicherlich nicht einfach. Zum Glück versucht mein Bruder alles um ihnen ihren Weg zu zeigen.

„Selbstverständlich! Ich will nicht, dass irgendwer sich bedrängt fühlt! Ich werde Rücksicht auf sie nehmen!" Matteo war sichtlich erleichtert wegen meiner Aussage und umarmte mich aus dem nichts. Es war aber eine gelungene Überraschung. Ich genoss seine Zuneigung und zugleich verschwanden meine Zweifel.

„Ich gehe schnell duschen, damit Luna mich nicht das ganze Essen lang ärgern kann mit meinen Geruch. Ich will ja das meine Frau mit mir zufrieden ist." denn letzten Teil sagte er extra laut, dass Luna ihn hören konnte. Aus der Küche hörte man nur ihr Lachen und mich steckte diese Verbundenheit der Zwei komplett an.

Matteo stand auf und machte sich auf den Weg nach oben, während ich mit Fillipo auf dem Teppich mit seinen Spielzeugen herum spiele. Ich fühlte mich wohl und konnte wirklich auf andere Gedanken kommen. Auch wenn Lucas mir nicht aus dem Kopf geht, konnte ich wenigstens seine Vorwürfe ausblenden.

„Sophia, kannst du mir bitte helfen? Ich brauche Hilfe beim Decken des Tisches!" fragte Luna aus der Küche nach meiner Hilfe, die ich ihr gerne zu Verfügung gebe.

In der Küche angekommen, sah ich schon den Tisch, der nur wartete gedeckt zu werden. Ich holte also das Geschirr raus und brachte es samt den Gläsern zum Tisch. Luna war beschäftigt das Essen für Fillipo aufzuwärmen. Ich bewundere sie, dass sie alles so im Griff hat. Sie weiß immer was zu tun ist und das wichtigste ist sie ist für ihre Familie da, auch mit ihren eigenen Aufgaben. Auf Luna kann ich nur hinaufschauen.

„Jetzt müssen wir nur auf deinen Bruder warten! Ich bin froh, dass du gekommen bist! Matteo wollte dich wieder sehen! Er hat dich vermisst!"

„Achso nur Matteo hat mich vermisst?" ich ärgerte sie bisschen, weil sie ziemlich aufgelöst wirkte. Es hat geklappt, weil sie schmunzeln musste.

„Natürlich Fillipo und Ich auch! Es fällt uns schwer, dass du erwachsen wirst! Ich erkenne, dass du auf den Weg bist eine eigenständige und selbstbewusste Frau zu werden und das macht uns stolz!" ich war baff, weil sie es ernst meinte. Ich musste sie jetzt in den Armen nehmen, weil sie mich immer unterstützte.

„Was ist denn hier los? Wird hier nur gekuschelt oder gibt es auch etwas zum Essen" mit Fillipo am Arm stand mein Bruder dort und lächelte uns überglücklich an. Es steckt mich an. Seine gute Laune bringt mir gute Laune.

Ich würde sogar sagen, dass ich ohne Luna und Matteo sicherlich nicht mehr so standfest wäre. Sie sind für mich der Halt, wenn mich wie in letzter Zeit vieles beschäftigt. Ich brauche die Beiden, denn wenn sie nicht wären würde ich in meiner Einsamkeit ersticken...

Wie das Schicksal alles ändern kann Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt